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BGI 644 / DGUV Information 213-004 - Gefahren durch Sauerstoff
Berufsgenossenschaftliche Informationen für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (BGI)
(bisher ZH 1/383)
(Ausgabe 2003; 2005aufgehoben)
03/2018 BGHM: zurückgezogen
1 Gefahren durch Sauerstoff
Sauerstoff ist für das Leben, aber auch für jeden Verbrennungsvorgang unentbehrlich.
Sauerstoff ist ein farbloses, geruchloses, die Verbrennung förderndes Gas von großer Reaktionsfähigkeit. Jeder, der ein Streichholz, eine Zigarette oder ein Feuer anzündet, kennt aus eigener Erfahrung das Verhalten der brennbaren Stoffe in Luft normaler Zusammensetzung.
Sauerstoff ist das in der Erdkruste, den Weltmeeren und der Atmosphäre am häufigsten vorkommende Element. Die Atmosphäre besteht zu ca. 21 Vol.-% aus freiem Sauerstoff.
Sauerstoff ist der Energieträger für biochemische Abläufe in Zellen vieler Organismen und ermöglicht erst das Leben auf der Erde.
Aber mit dem Umgang von Sauerstoff, vor allem durch die für den Menschen fehlende Wahrnehmbarkeit, sind auch Gefahren verbunden:
2 Gefahren durch Sauerstoffanreicherung
Erhöhter Sauerstoffanteil steigert die Verbrennungsgeschwindigkeit
Ein Glimmbrand entwickelt sich zu einer lebhaften Flamme. Die Verbrennungsgeschwindigkeit eines Baumwollfadens erhöht sich
Erhöhter Sauerstoffanteil steigert die Verbrennungstemperatur
Die Gluttemperatur einer Zigarette erhöht sich wie folgt:
Bei höherem Sauerstoffanteil (> 50 Vol.-%) tritt Flammenbildung und schlagartige Verbrennung auf.
Erhöhter Sauerstoffanteil verringert die Zündtemperatur
Die Zündung von Baumwolle durch Induktionsfunken ergibt sich wie folgt:
Bei 55 Vol.-% wird auch flammschutzimprägnierte Baumwolle, wie sie z.B. für Schweißerschutzkleidung verwendet wird, nach 1 s entflammt.
3 Gefahren durch Sauerstoffmangel
Mit den menschlichen Sinnesorganen ist Sauerstoffmangel nicht feststellbar.
Sauerstoffmangel kann überall dort auftreten, wo durch andere Gase die Zusammensetzung der Luft verändert werden kann oder wo Luftsauerstoff durch Verbrennungsprozesse verbraucht wird.
Beim Schutzgasschweißen durch die Zuführung von Schutz- oder auch Formiergasen, beim Inertisieren von Behälterinhalten, an Gasentnahmestellen, in Lagern für Gase und bei allen Schweiß-, Schneid- und Anwärmverfahren mit offener Flamme ist die Gefahr der Sauerstoffminderung gegeben.
Verringerter Sauerstoffanteil mindert die Leistungsfähigkeit | Sinkt der Sauerstoffgehalt unter 15 Vol.-%, werden die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zunehmend vermindert. |
Verringerter Sauerstoffanteil führt zu Bewusstlosigkeit | Der Betroffene kann den verminderten Anteil nicht feststellen, wenn der Sauerstoffabfall durch inerte Gase (z.B. Argon, Helium, Stickstoff, ...) hervorgerufen wird und kann bei etwa 10 Vol.-% Sauerstoff in der Luft ohne Vorwarnung bewusstlos werden. |
Verringerter Sauerstoffanteil führt zum Tod durch Ersticken | Unterhalb von 6 bis 8 Vol.-% Sauerstoff kann der Tod durch Ersticken bereits nach wenigen Minuten eintreten. |
4 Schutzmaßnahmen beim Umgang mit Sauerstoff
Jeder Verbrennungsvorgang läuft bei Sauerstoffanreicherung schneller, heißer und heller ab.
Beim Umgang mit Sauerstoff sind somit besondere Schutzmaßnahmen zu treffen. Deshalb sind in verschiedenen Unfallverhütungsvorschriften sauerstoffspezifische Schutzziele benannt, z.B.
BGR 500, Teil 2, Kapitel 2.26 Abschnitt 3.4, "Schweißen, Schneiden und verwandte Verfahren"
BGR 500, Teil 2, Kapitel 2.26 Abschnitt 3.7, "Schweißen, Schneiden und verwandte Verfahren"
BGR 500, Teil 2, Kapitel 2.26 Abschnitt 3.14, "Schweißen, Schneiden und verwandte Verfahren"
BGR 500, Teil 2, Kapitel 2.32 Abschnitt 3.16, "Betreiben von Sauerstoffanlagen"
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Arbeitskleidung mit Sauerstoff angereichert wird und eine Zündung erfolgt. Dann besteht Lebensgefahr, da durch den beschleunigt ablaufenden Verbrennungsprozess und die Körpernähe die Rettung in Brand geratener Personen nicht möglich ist. Das trifft selbst dann zu, wenn schwer entflammbare Schutzkleidung getragen wird. Es ist daher besondere Vorsicht geboten, damit sich die Arbeitskleidung nicht mit Sauerstoff anreichert.
Zu berücksichtigen ist, dass durch häufiges Waschen der Arbeitskleidung die Wirksamkeit von Flammschutz-Imprägnierungen nach und nach verloren geht.
Die Brennbarkeit der Arbeitskleidung in Gegenwart von reinem Sauerstoff wird sehr gefördert, wenn diese durch entzündliche oder leicht entzündliche Stoffe, wie Öle, Fette, Petroleum, Benzine, Farbe usw., verschmutzt ist.
5 Verhaltensregeln
Daher stets:
Daher niemals:
6 Weitere Informationen
ENDE |
(Stand: 21.08.2023)
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