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55. Erläuterung zu 4,4'-Thiodianilin

(BArbBl. 1/94 S. 61)


Ein TRK-Wert für 4,4'-Thiodianilin wird nicht festgelegt. Es liegen keine Angaben zum Umgang mit diesem Gefahrstoff vor, da der Stoff zur Zeit keine technische Bedeutung hat.

4,4'-Thiodianilin ist im Verzeichnis der krebserzeugenden Gefahrstoffe bei Massengehalten von³ 1 % in Gruppe II (stark gefährdend) und bei Massengehalten von < 1 - 0,1 % in Gruppe III (gefährdend) eingeordnet.

Arbeitsmedizinische Erfahrungen

Arbeitsmedizinische Erfahrungen sind bislang nicht publiziert worden [1].

Toxikologische Erfahrungen

Im Ames-Test zeigte 4,4'-Thiodianilin eine mutagene Wirkung.

4,4'-Thiodianilin wurde in hohen Dosierungen an F344-Ratten (1500 und 3000 mg/kg (ppm) im Futter, entsprechend ca. 100 und 200 mg/ kg Körpergewicht/Tag) und B6C3F1-Mäusen (2500 und 5000 mg/kg(ppm) im Futter: entsprechend ca. 500 und 1000 mg/kg Körpergewicht/Tag) auf krebserzeugende Wirkung untersucht. Es ergaben sich stark erhöhte Tumorindizien der Schilddrüse und Leber bei beiden Spezies und bei der Ratte zusätzlich Karzinome des Uterus und des Gehörganges. Diese Dosierungen führten zu stark reduziertem Körpergewicht und einem dosisabhängigen Anstieg der Mortalität. Daten über toxische Schädigungen der Zielorgane und ihre Dosisabhängigkeit liegen nicht vor.

Die kanzerogene Potenz von 4,4'-Thiodianilin ist wegen fehlender Daten schwer zu beurteilen; eine starke Wirksamkeit erscheint als möglich [2].

Analytik

In der BIA-Arbeitsmappe [3] ist ein Verfahren für aromatische Amine veröffentlicht, das jedoch nicht für alle Stoffe dieser Gruppe validiert ist. Bei eventuellen Messungen ist zu prüfen, ob dieses Verfahren zur Bestimmung von 4,4'-Thiodianilin geeignet ist.

Ergebnisse von Arbeitsmessungen

Dem Ausschuß für Gefahrstoffe sind keine Arbeitsbereiche bekannt geworden, in denen mit diesem Stoff umgegangen wird. Ergebnisse von Arbeitsbereichsmessungen liegen daher nicht vor.

Hinweise

Neben der inhalativen Aufnahme kann 4,4'-Thiodianilin auch über die Haut aufgenommen werden. Dem ist auch bei Ausschöpfung der technischen Möglichkeiten zusätzlich durch geeignete Körperschutzmaßnahmen Rechnung zu tragen (weitere Hinweise: siehe TRGS 150 "Unmittelbarer Hautkontakt mit Gefahrstoffen").

In Arbeitsbereichen, in denen mit diesem Stoff umgegangen werden sollte, ist durch eine Arbeitsbereichsanalyse unverzüglich festzustellen, ob ein Wert von 0,1 mg/m3 eingehalten ist. Dieser Wert orientiert sich insbesondere an den Möglichkeiten der Analytik. Die Ergebnisse der Arbeitsbereichsanalyse sind dem Ausschuß für Gefahrenstoffe (AGS) mitzuteilen.

Literatur

[1] Ergebnis einer Recherche in TOXALL

[2] Henschler, D. (Hg.): "Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe", Toxikologisch/arbeitsmedizinische Begründung von MAK-Werten, Arbeitsstoff-Kommission der DFG, Verlag Chemie, Weinhein.

[3] BIA-Arbeitsmappe "Messung von Gefahrstoffen", Erich Schmidt Verlag, Bielefeld.

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