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(aufgehoben durch Bekanntmachung vom 06.12.2010 GMBl. Nr. 68-80 S. 1402)

5.2 Toxoplasma gondii

Organismus/
GVO
Risiko-
gruppe
Patho-
genität
Imp-
fung
Asser-
vierung
ngU Weitere Hinweise zu Vorsorgeunter-
suchungen
Toxoplasma gondii 2 H, T nein nein nein Beim Umgang mit T. gondii bestehen für deutlich und dauerhaft abwehrgeschwächte Beschäftigte und für seronegative Schwangere gesundheitliche Bedenken.

5.2.1 Organismus

Toxoplasma gondii ist ein parasitisches Protozoon, das weltweit verbreitet ist. Die Prävalenz der Infektion in der Bevölkerung ist altersabhängig und geographisch unterschiedlich. In Deutschland zeigen positive Antikörpernachweise bei etwa 40 % der 50jährigen eine hohe Durchseuchung an.

5.2.2 Risikogruppe

Die Infektion des Menschen kommt hierzulande überwiegend durch die perorale Aufnahme von Zysten zustande, die im Fleisch von Schlachttieren enthalten sind. Eine geringere Rolle als Infektionsquelle dürften Oozysten aus Katzenkot spielen, die über Salate und Rohkost aufgenommen werden können. Infizierte Tiere aber auch Menschen sind, abgesehen von der Katze, keine direkte Infektionsquelle.

Laborinfektionen bei dem Umgang mit Parasitensuspensionen sind bekannt geworden. Eintrittspforte waren dann Nadelstichverletzungen oder die Bindehaut des Auges.

5.2.3 Pathogenität

Für den Menschen ist T. gondii wahrscheinlich nur pathogen, wenn eine Immunschwäche vorliegt. Beim Immunkompetenten verläuft die Infektion unbemerkt oder nur mit geringen Symptomen. Treten Primärinfektion und Schwangerschaft gleichzeitig auf, so ist eine Übertragung auf die Frucht mit intrauterinen oder kindlichen Spätschäden möglich. Die Infektion hinterläßt eine tragfähige Immunität, die nur durch eine schwere Immundefizienz abgeschwächt oder ausgelöscht wird. Die Toxoplasmen persistieren in Zystenform.

5.2.4 Impfung

Ein Impfstoff steht nicht zur Verfügung.

5.2.5 Asservierung

Eine Asservierung von Serum, zellulären Blutbestandteilen oder anderen Körpermaterialien ist nicht erforderlich.

5.2.6 Nachgehende Untersuchungen

Nachgehende Untersuchungen sind nicht erforderlich.

5.2.7 Weitere Hinweise zu Vorsorgeuntersuchungen

Bevor Frauen mit Material arbeiten, das T. gondii in infektiöser Form enthält, sollten sie wegen der besonderen Gefährdung der möglichen Frucht auf das Vorhandensein von Antikörpern gegen T. gondii untersucht werden. Die Untersuchung ist bei seronegativen Frauen bei Abschluß der Tätigkeit mit dem infektiösen Material zu wiederholen.

Beim Umgang mit T. gondii bestehen für die unter 5.2.3 aufgeführten Beschäftigten mit Immunschwäche und seronegative Schwangere gesundheitliche Bedenken.

Seronegative Frauen sind auf die Risiken einer intrauterinen Infektion in der Schwangerschaft hinzuweisen.

5.3 Entamoeba histolytica

Organismus/
GVO
Risikogruppe Pathogenität Impfung Asservierung ngU Weitere Hinweise zu Vorsorgeuntersuchungen
Entamoeba histolytica 2 H, T nein nein nein  

5.3.1 Organismus

In den letzten Jahren setzt sich vor allem auf Grund biochemischer Untersuchungen die Auffassung mehr und mehr durch, daß im Dickdarm des Menschen zwei zu unterscheidende Arten von Entamöben vorkommen, die jedoch morphologisch nicht zu trennen sind und die bisher als E. histolytica bezeichnet wurden. Eine Art wäre nun - entsprechend einer älteren, jetzt wieder aktuellen Nomenklatur - E. dispar zu nennen, die andere E. histolytica (im engeren Sinne). E. dispar ist stets apathogen, d.h. sie kann die Umwandlung in eine invasive Form nicht vollziehen. E. histolytica dagegen kann sich von einer kommensalen darmlumenbewohnenden Form in die bekannte invasive und damit pathogene Form umwandeln. Die beiden Spezies sind durch eine Analyse ihrer Isoenzyme (setzt erfolgreiche Kultivierung des in Frage stehenden Stammes voraus) und ihrer DNS zu unterscheiden. Infektionen mit E. dispar sind nach dieser Auffassung unbedenklich.

5.3.2 Risikogruppe

E. histolytica ist in gemäßigten Breiten selten. Die Infektion kommt durch orale Aufnahme von Zysten mit Speisen und Getränken zustande. Wahrscheinlich sind nur Menschen und Affen natürliche Wirte von E. histolytica.

Laborpersonal und Tierpfleger sowie außerdem Reisende in tropische und subtropische Länder sind gefährdet. Bei homosexuellen Männern ist eine relativ hohe Prävalenz der Infektion gefunden worden, da aber die invasive Form der Amöbiasis in dieser Population - auch bei den HIV-Infizierten - nicht wesentlich häufiger ist als in der Allgemeinpopulation, muß davon ausgegangen werden, daß keine Infektionen mit E. histolytica vorlagen, sondern Entamoeba-dispar-Infektionen.

5.3.3 Pathogenität

Die Faktoren, die zu einer Umwandlung der kommensalen Form von E. histolytica in die invasive Form führen, sind im einzelnen unbekannt. Bei einer Invasion der Darmschleimhaut kommt es zur Ausbildung von Geschwüren, Komplikationen sind Leberabszesse und Perforationen des Darmes. Leberabszesse werden bei etwa 30 % der Patienten mit einer Darmamöbiasis gefunden, sie können aber auch ohne eine vorausgehende klinisch faßbare Darmerkrankung auftreten.

5.3.4 Impfung

Ein Impfstoff steht nicht zur Verfügung.

5.3.5 Asservierung

Eine Asservierung von Serum, zellulären Blutbestandteilen oder anderen Körpermaterialien ist nicht erforderlich.

5.3.6 Nachgehende Untersuchungen

Wenn mit Zysten von E. histolytica oder zystenhaltigem Material gearbeitet wurde, ist mit Abschluß der Tätigkeit eine parasitologische Stuhluntersuchung (3 Proben im Abstand von 2 bis 3 Tagen) zu empfehlen, außerdem eine serologische Untersuchung bei Abschluß der Tätigkeit auf Antikörper gegen E. histolytica. Im Falle einer dann festgestellten E. histolytica-Positivität ist eine BK-Anzeige zu erstatten. Weitere nachgehende Untersuchungen sind nicht erforderlich.

5.3.7 Weitere Hinweise zu Vorsorgeuntersuchungen

Eine stärkere Gefährdung von Immundefizienten erscheint fraglich.

6 Erläuterungen zur Liste der Pilze (medizinisch-wissenschaftliche Begründung)

6.1 Candida albicans

Organismus/ GVO Risiko-
gruppe
Patho-
genität
Imp-
fung
Asser-
vierung
ngU Weitere Hinweise zu Vorsorgeunter-
suchungen
Candida albicans 2 H, T nein nein nein  

6.1.1 Organismus

C. albicans ist eine diploide Hefe der Klasse der asporogenen Endomycetales.

6.1.2 Risikogruppe

C. albicans stellt den häufigsten opportunistischen Erreger von Hefemykosen des Menschen dar. Auf der Haut und Schleimhaut der meisten Menschen in geringer Keimzahl nachgewiesen, kann C. albicans zur transienten Flora des Menschen gezählt werden. Für die Entstehung einer Mykose durch C. albicans sind ein oder mehrere prädisponierende Faktoren erforderlich, z.B. Schädigung der zellulären Immunabwehr, physiologische Veränderungen, Schädigung der kommensalen Flora oder langandauemde Antibiotikaeinnahme. Bei Einhaltung allgemeiner Hygienevorschriften beim Umgang mit infektiösem Material ist die Entstehung einer Candida-Mykose durch Exposition am Arbeitsplatz wenig wahrscheinlich.

6.1.3 Pathogenität

Candida albicans ist als opportunistischer Erreger bei Mensch und Tier (Vogel, Haus-, Wild- und Meerestiere) nachgewiesen. Die Pathogenität von C. albicans für Maus, Kaninchen und Mensch ist vergleichbar. C. albicans wurde beim Menschen als Erreger kutaner und mukokutaner Infektionen Mykosen einzelner innerer Organe und disseminierter Infektionen nachgewiesen Als am besten erforschte Pathogenitätsfaktoren sind z. B die Fähigkeit von C. albicans zur Adhärenz an Epithelzellen des Wirts die Bildung saurer Proteasen und Phospholipasen und der Dimorphismus zu nennen. Im Gegensatz zum lnfektionsmodus von Schimmelpilzmykosen per inhalationeim erfolgt die Infektion mit C. albicans am häufigsten endogen bzw. durch Schmierinfektion.

6.1.4 Impfung

Ein zugelassener, wirksamer Impfstoff gegen C .albicans steht nicht zur Verfügung.

6.1.5 Asservierung

Ein Asservieren von Serum zellulären Blutbestandteilen oder anderen Körpermaterialien ist nicht erforderlich. Aufgrund der hohen Kolonisierungsrate des Menschen durch C albicans und der Fähigkeit der Hefe, z.B. durch Translokation bzw Persorption die Dünndarmepithelbarriere zu überwinden und in den großen Kreislauf zu gelangen, hat nahezu jeder gesunde Mensch irgendwann mit einer humoralen lmnmunantwort reagiert. Auch bei klinisch gesunden Erwachsenen können Antikörper gegen C. albicans-Antigen nachgewiesen werden. Ein Anstieg eines Antikörper-Titers gegen C. albicans bei einer serologischen Verlaufsuntersuchung deutet auf eine bestehende bzw. kürzlich abgelaufene Infektion hin. Weder durch den direkten Erregernachweis noch einen Antikörpernachweis kann ein ätiologischer Zusammenhang mit einer Exposition am Arbeitsplatz hergestellt werden.

6.1.6 Nachgehende Untersuchungen

Nachgehende Untersuchungen entfallen aus den unter Asservierung genannten Gründen.

6.1.7 Weitere Hinweise zu Vorsorgeuntersuchungen

Sollte in speziellen Fällen. z.B. nach einem Trauma, der begründete Verdacht einer am Arbeitsplatz erworbenen Candida-Mykose bestehen. so sollte eine Typisierung des Laborstammes und des Patientenisolates, z.B. mit molekularbiologischen Methoden, vorgenommen werden.

6.2 Candida tropicalis

Organismus/ GVO Risikogruppe Pathogenität Impfung Asservierung ngU Weitere Hinweise zu Vorsorgeuntersuchungen
Candida tropicalis 2 H, T nein nein ja  

6.2.1 Organismus

Candida tropicalis ist eine diploide Hefe der Gattung Candida. Die Art Candida tropicalis umfaßt sowohl Saccharose fermentierende als auch Saccharose nicht fermentierende Stämme (früher eigene Spezies Candida paratropicalis).

6.2.2 Risikogruppe

C. tropicalis ist für Mensch und Tier fakultativ pathogen und die zweithäufigste Art die als Erreger von Candida-Mykosen des Menschen nachgewiesen wird. Die klinische Manifestation einer C. tropicalis-Infektion reicht von lokalen Infektionen, z.B Onychomykosen. über Pneumonien bis zu disseminierten Infektionen darunter auch Endophthalmitiden. Bei Patienten mit malignen Grunderkrankungen beträgt der Anteil von C. tropicalis bei einer Candida- Sepsis etwa 25 %. Die prädisponierenden Faktoren für eine Sepsis durch C. tropicalis entsprechen weitgehend den bei C. albicans beschriebenen. Patienten mit Neutropenie Breitspektrum-Antibiotika-Therapie und einer Schädigung der gastrointestinalen Mukosa sind besonders gefährdet. Nosokomiale Häufungen von C. tropicalis Fungämien bei Neugeborenen und Mykosen bei Patienten nach coronarer Bypass-Operation ohne Neutropenie sind beschrieben. Ein Nachweis von C .tropicalis aus menschlichem Untersuchungsmaterial ist bemerkenswerter als ein entsprechender Candida albicans- Nachweis.

6.2.3 Pathogenität

Als Pathogenitätsfaktoren von C. tropicalis werden die Sekretion extrazellulärer Aspartat-Proteinasen, Phospholipasen, Adhärenz u.a. diskutiert. Die Bedeutung der C. tropicalis-Proteinase als Virulenzfaktor ist noch nicht eindeutig geklärt, da die proteolytische Aktivität dieser Hefe bei physiologischem pH-Wert niedrig ist. Bei Patienten mit hämatologischen Grunderkrankungen oder nach Knochenmarkstransplantation wird beobachtet, daß trotz weitaus höherer Kolonisierungsraten durch C albicans vergleichsweise häufiger disseminierte Candidosen durch C tropicalis als durch C. albicans auftreten. Dies deutet darauf hin daß C. tropicalis-Stämme für den Menschen pathogener sind als C. albicans

Anders als für C albicans ist der Mensch nicht primärer Standort für C. tropicalis. C tropicalis wird aus an organischen Substanzen reichen Substraten im Erdboden und wäßrigen Milieu, jedoch nur in ca. 2-6 % der isolierten Candida-Stämme aus menschlichem Untersuchungsmaterial gesunder Personen nachgewiesen.

6.2.4 Impfung

Ein zugelassener wirksamer Impfstoff gegen C. tropicalis steht nicht zur Verfügung.

6.2.5 Asservierung

Zwischen C. tropicalis und C. albicans bestehen Antigen-Gemeinschaften der Zellwand-Mannane. Zum Antikörpernachweis beim Verdacht einer Mykose durch C. tropicalis werden daher routinemäßig Candida albicans-Antigene eingesetzt. Ein Asservieren von Serum, zellulären Blutbestandteilen oder anderen Körpermaterialien ist daher aus den bei C. albicans genannten Gründen nicht erforderlich.

6.2.6 Nachgehende Untersuchungen

Nachgehende Untersuchungen entfallen aus den unter Asservierung genannten Gründen.

6.2.7 Weitere Hinweise zu Vorsorgeuntersuchungen

Sollte in speziellen Fällen, z.B. nach einem Trauma, der begründete Verdacht einer am Arbeitsplatz erworbenen Candida-Mykose bestehen, so sollte eine Typisierung des Laborstammes und des Patientenisolates, z.B. mit molekularbiologischen Methoden, vorgenommen werden.

6.3 Aspergillus fumigatus

Organismus/ GVO Risiko-
gruppe
Patho-
genität
Imp-
fung
Asser-
vierung
ngU Weitere Hinweise zu Vorsorgeunter-
suchungen
Aspergillus fumigatus 2 H, T nein nein nein Beim Umgang mit A. fumigatus können für Beschäftigte mit klinisch relevanter Typ I-Sensibilisierung gegen Schimmelpilze, mit anamnestisch bekannter exogen-allergischer Alveolitis oder chronischen Erkrankungen der Atemwege gesundheitliche Bedenken bestehen.

6.3.1 Organismus

Aspergillus fumigatus gehört zur Klasse der Euascomycetes. Er ist in Europa nicht nur innerhalb der Gattung Aspergillus sondern auch unter den Schimmelpilzen allgemein die humanmedizinisch wichtigste Art. Aufgrund seiner Thermotoleranz und seines ubiquitären Vorkommens gilt A. fumigatus als der klassische Rottepilz.

6.3.2 Risikogruppe

Erkrankungen des Menschen entstehen in erster Linie nach Inhalation der 2,5 bis 3 mm großen Konidien. Bei der primären Wirtsabwehr sind die Funktion der Alveolarmakrophagen und die Menge der inhalierten Konidien wesentlich. A. fumigatus wird beim Menschen am häufigsten als Besiedler präformierter Höhlen (Aspergillom und der sog. Gehörgangsmykose) und bei unterschiedlichen allergischen Erkrankungen (exogen-allergische Alveolitis, Bronchialasthma, allergisch bron.chopulmonale Aspergillose, allergische Sinusitis) isoliert. A. fumigatus wird als Erreger oberflächlicher Mykosen, z.B. einer Keratitis auch bei Immunkompetenz nachgewiesen.

Tiefe Organmykosen, insbesondere der Lunge treten ohne traumatische Vorschädigung mit wenigen Ausnahmen nur bei schwerer Immundefizienz auf. Insbesondere bei Dissemination verlaufen Aspergillosen unbehandelt letal. Gefährdet für invasive Aspergillosen sind insbesondere Personen unter hochdosierter Corticosteroidtherapie oder einer schweren Neutropenie bzw. mit einem schweren Defekt der Granulozyten.

6.3.3 Pathogenität

A. fumigatus ist fakultativ pathogen für Mensch und Tier. A. fumigatus verfügt über zahlreiche antigene Determinanten, die bei allergischen und invasiven Erkrankungen eine Antikörperproduktion induzieren können. Als Pathogenitätsfaktoren werden u.a. mehrere extrazelluläre Proteasen diskutiert.

6.3.4 Impfung

Ein Impfstoff steht nicht zur Verfügung.

6.3.5 Asservierung

Eine Asservierung von Serum, zellulären Blutbestandteilen oder anderen Körpermaterialien ist nicht erforderlich. Bei der Diagnostik einer allergischen Erkrankung bzw. einer Infektion durch A. fumigatus stellt der Antikörpernachweis - bei massiven Mykosen auch der Antigen-(Galaktomannan-)Nachweis - ein wichtiges diagnostisches Kriterium dar. Aufgrund des ubiquitären Vorkommens von A. fumigatus erlaubt der Antikörpernachweis gegen Aspergillus-Arten jedoch keinen eindeutigen Rückschluß auf eine berufliche Exposition. Der Verdacht auf eine am Arbeitsplatz erworbenen Erkrankung durch A. fumigatus wird daher durch die zusammenfassende Bewertung klinischer, kultureller und serologischer Befunde (bei allergischen Erkrankungen z.B. durch eine klinische Besserung bei Allergenkarenz) erhärtet.

6.3.6 Nachgehende Untersuchungen

A. fumigatus kann in Ausnahmen über einen unterschiedlichen langen Zeitraum als Besiedler im Respirationstrakt des Menschen persistieren. Bei allergischen Atemwegserkrankungen oder einer invasiven Erkrankung treten Krankheitssymptome jedoch in der Regel in zeitlichem Zusammenhang zur Exposition auf. Nachgehende Untersuchungen sind daher nicht erforderlich.

6.3.7 Weitere Hinweise zu Vorsorgeuntersuchungen

Bei Immunkompetenz wird A. fumigatus in geringer Keimzahl häufig als "Anflugkeim" ohne pathogene Bedeutung aus Untersuchungsproben des Respirationstraktes isoliert.

Beim Umgang mit A. fumigasus können für Beschäftigte mit klinisch relevanter Typ I-Sensibilisierung gegen Schimmelpilze, mit anamnestisch bekannter exogen-allergischer Alveolitis oder chronischen Erkrankungen der Atemwege gesundheitliche Bedenken bestehen. Darüber hinaus bestehen gesundheitliche Bedenken insbesondere unter ständiger Gabe von Immunsuppressiva für deutlich und dauerhaft abwehrgeschwächte Beschäftigte.

6.4 Fusarium oxysporum, F. solani, F. verticilloides

Organismus/ GVO Risiko-
gruppe
Patho-
genität
Impfung Asservierung ngU Weitere Hinweise zu Vorsorgeuntersuchungen
Fusarium oxysporum,
F. solani,
F. verticilloides 
2 H, T nein nein nein Für Beschäftigte mit bekannter Schimmelpilzallergie, chronischen Erkrankungen der Atemwege oder unter ständiger Gabe von Immunsuppressiva kann der Umgang mit Fusarium oxysporum, F. solani und F. verticilloides eine Gefährdung der Gesundheit bedeuten.

6.4.1 Organismus

Fusarium oxysporum, F. solani, F. verticilloides (syn. F. moniliforme) gehören zur Klasse der Euascomycetes. Sie kommen in Europa ubiquitär vor und sind wie zahlreiche andere Fusarium-Arten phytopathogen.

6.4.2 Risikogruppe

Vorrangig gefährdet für Fusariosen innerer Organe sind Personen mit hämatologischem Grundleiden und einer schweren Neutropenie (z.B. unter Zytostatikatherapie, Knochenmarkstransplantation). Anders als bei Aspergillosen u.a. gibt es keine sicheren Hinweise, daß eine hoch-dosierte Corticosteroidtherapie die Entstehung einer Fusarium-Infektion begünstigt. Bei Dissemination verlaufen Fusariosen unbehandelt i.d.R. letal. Auch bei Immunkompetenz werden Fusarium oxysporum, F. solani und F. verticilloides als Infektionserreger isoliert. So sind diese Fusarium-Arten die häufigsten Erreger einer mykotischen Keratitis, sie werden bei Myzetomen, mykotischen Sinusitiden und kutanen Infektionen isoliert. Eine Infektion kann nach Inhalation oder direkter (z.B. posttraumatischer) Inokulation der Conidien erfolgen.

6.4.3 Pathogenität

Fusarium oxysporum, F. solani und F. verticilloides sind fakultativ pathogen für Mensch und Tier. Ihr Wachstumsmaximum liegt bei 37 °C. Sie verfügen über antigene Determinanten, die bei allergischen und invasiven Erkrankungen eine Antikörperproduktion induzieren können. Pathogenitätsfaktoren bei Fusarium (ausgenommen die Mykotoxinproduktion) sind bislang nicht ausreichend untersucht. Lediglich die niedrige Inzidenz von disseminierten Fusarium-Infektionen im Vergleich zu Aspergillosen in Kollektiven neutropenischer Patienten bei vergleichbar ubiquitärem Vorkommen ermöglicht gewisse Rückschlüsse auf eine geringere Pathogenität von Fusarium oxysporum, F. solani und F. verticilloides als von Aspergillus fumigatus.

Neben den Infektionen kommen auch Intoxikationen vor, die sich sowohl als Schäden des Integuments (Augenentzündungen, Hautschäden), als auch als Allgemeinbeschwerden (Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall) äußern können. Eine Mykotoxinbelastung des Menschen wird am ehesten durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel hervorgerufen. Stämme aller drei angeführten Fusariumarten sind potentielle Produzenten von Trichothecenen als sekundäre Stoffwechselprodukte. Diesen gehören in erster Linie Moniliformin, Fusarinsäure, Naphthochinone und bei F. verticilloides Fusarin C u.a. an. Moniliformin ist im Tierversuch z.B. als Auslöser intestinaler Hämorrhagien bekannt, Fusarin C ist als mutagenes Agens beschrieben.

6.4.4 Impfung

Ein Impfstoff steht nicht zur Verfügung.

6.4.5 Asservierung

Eine Asservierung von Serum, zellulären Blutbestandteilen oder anderen Körpermaterialien ist nicht erforderlich. Bei der Diagnostik einer allergischen Erkrankung durch Fusarium sp. stellen der Antikörpernachweis bzw. der indirekte Hinweis durch eine klinische Besserung bei Allergenkarenz wichtige diagnostische Kriterien dar. Im Falle einer Infektion durch Fusarium sp. kann der Antikörpernachweis eine diagnostische Aussage erlauben.

6.4.6 Nachgehende Untersuchungen

Fusarium sp. können zwar in Ausnahmen über einen unterschiedlich langen Zeitraum die Nasennebenhöhlen des Menschen besiedeln, im Falle allergischer Atemwegserkrankungen oder einer invasiven Erkrankung (Ausnahme: langsam wachsende Eumyzetome) treten Krankheitssymptome i.d.R. in zeitlichem Zusammenhang mit der Exposition auf. Nachgehende Untersuchungen sind daher nicht erforderlich.

6.4.7 Weitere Hinweise zu Vorsorgeuntersuchungen

Für Beschäftigte mit bekannter Schimmelpilzallergie, chronischen Erkrankungen der Atemwege oder unter ständiger Gabe von Immunsuppressiva kann der Umgang mit Fusarium oxysporum, F. solani und F. verticilloides eine Gefährdung der Gesundheit bedeuten.

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