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Regelwerk, Lebensm.&Bedarfsgegenstände, AMG

Bekanntmachung eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL):
Anlage XII - Beschlüsse über die Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen nach § 35a des Fuenften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) Ruxolitinib

Vom 6. November 2014
(BAnz. AT vom 15.12.2014 B4; 11.11.2015 B2; 12.11.2015 B3aufgehoben)



Zur aktuellen Fassung

Archiv: 2013

Der Gemeinsame Bundesausschuss hat in seiner Sitzung am 6. November 2014 beschlossen, die Richtlinie über die Verordnung von Arzneimitteln in der vertragsärztlichen Versorgung (Arzneimittel-Richtlinie) in der Fassung vom 18. Dezember 2008/22. Januar 2009 (BAnz. Nr. 49a vom 31. März 2009), zuletzt geändert am 20. November 2014 (BAnz AT 02.12.2014 B1), wie folgt zu ändern:

I.

Anlage XII wird wie folgt geändert:

1. Die Angaben zu Ruxolitinib in der Fassung der Bekanntmachung des Beschlusses vom 7. März 2013 (BAnz AT 10.04.2013 B5) werden aufgehoben.

2. Anlage XII wird in alphabetischer Reihenfolge um den Wirkstoff Ruxolitinib wie folgt ergänzt:

Ruxolitinib

Zugelassenes Anwendungsgebiet:

Ruxolitinib (Jakavie) ist angezeigt für die Behandlung von krankheitsbedingter Splenomegalie oder Symptomen bei Erwachsenen mit primärer Myelofibrose (auch bekannt als chronische idiopatische Myelofibrose), Post-Polycythaemiavera-Myelofibrose oder Post-Essentieller-Thrombozythämie-Myelofibrose.

1. Zusatznutzen des Arzneimittels im Verhältnis zur zweckmäßigen Vergleichstherapie

Ruxolitinib ist zugelassen als Arzneimittel zur Behandlung eines seltenen Leidens nach der Verordnung (EG) Nr. 141/2000 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 1999 über Arzneimittel für seltene Leiden.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) bestimmt gemäß 5. Kapitel § 12 Absatz 1 Nummer 2 der Verfahrensordnung des G-Ba (Verf0) die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß des Zusatznutzens gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie für die Anzahl der Patienten und Patientengruppen, für die ein therapeutisch bedeutsamer Zusatznutzen besteht, wenn der Umsatz des Arzneimittels für seltene Leiden mit der gesetzlichen Krankenversicherung zu Apothekenverkaufspreisen einschließlich Umsatzsteuer in den letzten zwölf Kalendermonaten einen Betrag von 50 Millionen Euro übersteigt.

Zweckmäßige Vergleichstherapie:

Für die vom Anwendungsgebiet umfassten Patienten mit primärer Myelofibrose oder Post-Polycythämiavera-Myelofibrose sind die Voraussetzungen zur Durchführung einer allogenen Stammzelltransplantation zu prüfen. Kommt die allogene Stammzelltransplantation nicht als Therapieoption infrage, erfolgt die Behandlung wie auch die Behandlung der Post-Essentiellen-Thrombocythämie-Myelofibrose symptomorientiert palliativ.

Die zweckmäßige Vergleichstherapie für Ruxolitinib zur Behandlung von krankheitsbedingter Splenomegalie oder Symptomen bei Erwachsenen mit primärer Myelofibrose, Post-Polycythaemiavera-Myelofibrose oder Post-Essentieller-Thrombozythämie-Myelofibrose ist Best-Supportive-Care.

Als Best-Supportive-Care wird die Therapie verstanden, die eine bestmögliche, patientenindividuell optimierte,
unterstützende Behandlung zur Linderung von Symptomen und Verbesserung der Lebensqualität gewährleistet.

Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens gegenüber Best-Supportive-Care: Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen

Ergebnisse der Studie COMFORT-I nach Endpunkten 1:

Endpunktkategorie
Endpunkt
Ruxolitinib + BSC BSC Ruxolitinib + BSC vs. BSC
N Mediane Überlebenszeit
in Monaten [95 %-KI]
N Mediane Überlebenszeit
in Monaten [95 %-KI]
HR [95 %-KI] p-Wert a
Mortalität
Gesamtüberleben 155 154
Primäranalyse b
(02.11.2010)
n. e. n. e. 0,67 [0,30; 1,50]
0,327
3-Jahresauswertung c
(25.01.2013)
n. e. n. e. 0,69 [0,46; 1,03]
0,067
Interimanalyse d
(01.03.2011)
n. e. n. e. 0,50 [0,25; 0,98]
0,040
Interimanalyse e
(05.04.2013)
n. e. n. e. 0,67 [0,45; 1,00]
0,047
N Patienten mit Ereignissen n (%) N Patienten mit Ereignissen n (%) RR [95 %-KI] p-Wert
Morbidität
Milzvolumenreduktion (Anzahl Patienten mit einer Reduktion> 35 %) 155 65 (41,9) 153 1 (0,7) 64,2 [9,0; 456,6]
< 0,0001
MFSAF v2.0 (Verbesserung TSS> 50 %) 148 68 (45,9) 152 8 (5,3) 8,7 [4,3; 17,5]
< 0,001 f
N Studienbeginn Mittelwert (SD); Veränderung Mittelwert (SD) N Studienbeginn Mittelwert (SD); Veränderung Mittelwert (SD)
Einzelsymptome MFSAF v2.0 (0 = nicht vorhanden bis 10 = schlimmstmöglich)
Endpunktkategorie
Endpunkt
Ruxolitinib + BSC BSC Ruxolitinib + BSC vs. BSC
Gesamt
(ohne Inaktivität)
131 3,0 Punkte;
-1,4 [-47,8%]
105 2,8 Punkte;
+0,5 [+19,3%]
k. A.
Nachtschweiß/Hitzegefühl 131 2,7 Punkte (2,5);
-1,3 Punkte (2,2)
105 2,4 Punkte (2,1);
+0,4 Punkte (1,9)
Juckreiz 131 2,2 Punkte (2,1);
-1,3 Punkte (2,3)
105 2,3 Punkte (2,5);
+0,4 Punkte (2,4)
Oberbauchbeschwerden 131 3,7 Punkte (2,2);
-1,8 Punkte (2,2)
105 3,4 Punkte (2,4);
+0,6 Punkte (2,1)
Schmerzen unter den Rippen 131 2,7 Punkte (2,3);

-1,4 Punkte (2,1)

105 2,5 Punkte (2,5);
+0,4 Punkte (2,3)
Völlegefühl
(vorzeitige Sättigung)
131 3,7 Punkte (2,2);
-1,8 Punkte (2,2)
105 3,3 Punkte (2,2);
+0,7 Punkte (2,3)
Knochen- und Muskelschmerzen 131 3,0 Punkte (2,5);
-1,0 Punkte (2,1)
105 2,7 Punkte (2,4);
+0,7 Punkte (1,9)
Inaktivität g 131 3,8 Punkte (2,6);
-1,2 Punkte (1,9)
105 3,7 Punkte (2,4);
+0,6 Punkte (2,3)
Leukämische Transformationen 155 2 (1,3) 151 0 (0) 4,87 [0,24; 100,64]
0,209 h
EORTC QLQ-C30
(Symptomatik)
keine verwertbaren Daten
Gesundheitsbezogene Lebensqualität
N Mittelwert (SD) N Mittelwert (SD) Mittelwertdiff.
[95 %-KI]
Hedges' g
[95 %-KI]
EORTC QLQ-C30 2(Lebensqualität)
Allgemeiner Gesundheitszustand 146 11,10 (26,37) 143 -5,20 (23,40) 16,30
[10,55; 22,05]
0,65
[0,42; 0,89]
Körperliche Funktion 147 7,80 (18,95) 144 -5,40 (18,17) 13,20
[8,93; 17,47]
0,71
[0,47; 0,95]
Rollenfunktion 147 4,60 (30,77) 142 -12,40 (31,29) 17,00
[9,84; 24,16]
0,55
[0,31; 0,78]
Emotionale Funktion 147 7,90 (21,42) 142 -1,00 (20,69) 8,90
[4,05; 13,75]
0,42
[0,19; 0,65]
Kognitive Funktion 146 1,80 (19,19) 142 -2,00 (21,33) 3,80
[-0,89; 8,49]
0,19
[-0,04; 0,42]
Soziale Funktion 146 8,40 (26,14) 143 -11,70 (29,21) 20,10
[13,70; 26,50]
0,72
[0,49; 0,96]
N Patienten mit Ereignissen
n (%)
N Patienten mit Ereignissen
n (%)
RR [95 %-KI]
p-Wert
Endpunktkategorie
Endpunkt
Ruxolitinib + BSC BSC Ruxolitinib + BSC vs. BSC
Nebenwirkungen
Unerwünschte Ereignisse keine verwertbaren Daten
Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse keine verwertbaren Daten
Schwere UE
(CTCAE Grad> 3)
keine verwertbaren Daten
Abbruch wegen UE keine verwertbaren Daten
Anämie (SUE) 155 5 (3,2) 151 3 (2,0) 1,62 [0,39; 6,68]
0,511 c
Blutungen (SMQ) 155 51 (32,9) 151 38 (25,2) 1,31 [0,92; 1,87]
0,140 c
Erkrankungen des Nervensystems (SOC) 155 57 (36,8) 151 36 (23,8) 1,54 [1,08; 2,19]
0,014 c

2. Anzahl der Patienten bzw. Abgrenzung der für die Behandlung infrage kommenden Patientengruppen

Anzahl: ca. 1.600 - 5.000 Patienten

3. Anforderungen an eine qualitätsgesicherte Anwendung

Die Vorgaben der Fachinformation sind zu berücksichtigen. Die Europäische Arzneimittelagentur (European Medicines Agency, EMA) stellt die Inhalte der Fachinformation zu Jakavi® (Wirkstoff: Ruxolitinib) unter folgendem Link frei zugänglich zur Verfügung (letzter Zugriff: 12. September 2014):

http://www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/002464/ WC500133223.pdf

Seitens der EMa werden im Europäischen Öffentlichen Beurteilungsbericht (EPAR) Myelosuppression, Infektionen und Blutungen als unerwünschte Ereignisse von besonderer Bedeutung adressiert. Die Patienten sind über das erhöhte Risiko für Blutungen und für Infektionen zu informieren und sorgfältig auf Anzeichen von Blutungen oder von Infektionen hin zu beobachten.

Die Behandlung sollte nach sechs Monaten entsprechend der Fachinformation beendet werden, falls es zu keiner Reduktion der Milzgröße oder Verbesserung der Symptome seit dem Beginn der Therapie gekommen ist. Für Patienten, die eine gewisse Verbesserung der klinischen Symptomatik zeigen, wird empfohlen, die Therapie mit Ruxolitinib zu beenden, wenn sich ihre Milz um 40 % (Milzlänge) oder k 25 % (Milzvolumen) im Vergleich zum Ausgangswert vergrößert hat und nicht länger eine spürbare Verbesserung der krankheitsbedingten Symptome festzustellen ist.

Die Einleitung und Überwachung der Behandlung mit Ruxolitinib soll durch in der Therapie von Patienten mit Myelofibrose erfahrene Fachärzte für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie erfolgen.

4. Therapiekosten Behandlungsdauer:

Bezeichnung der Therapie Behandlungsmodus Anzahl Behandlungen
pro Patient
pro Jahr
Behandlungsdauer je Behandlung
(Tage)
Behandlungstage
pro Patient
pro Jahr
Zu bewertendes Arzneimittel
Ruxolitinib kontinuierlich,
2 x täglich
kontinuierlich 365 365
BSC patientenindividuell
unterschiedlich
kontinuierlich 365 365
Zweckmäßige Vergleichstherapie
BSC patientenindividuell
unterschiedlich
kontinuierlich 365 365

Verbrauch:

Bezeichnung der Therapie Wirkstärke
(mg)
Menge pro Packung 3
(tabletten)
Jahresdurchschnittsverbrauch
(tabletten)
Zu bewertendes Arzneimittel
Ruxolitinib 20 mg 4 56 Stück 730
BSC patientenindividuell
unterschiedlich
Zweckmäßige Vergleichstherapie
BSC patientenindividuell unterschiedlich

Kosten:

Kosten der Arzneimittel:

Bezeichnung der Therapie Kosten
(Apothekenabgabepreis) 5
Kosten nach Abzug gesetzlich vorgeschriebener Rabatte
Zu bewertendes Arzneimittel Ruxolitinib 3.536,30 6 Euro 3.534,50 Euro
[1,80 Euro 7]
BSC patientenindividuell
unterschiedlich
Zweckmäßige Vergleichstherapie
BSC patientenindividuell
unterschiedlich

Stand Lauer-Taxe: 15. Oktober 2014

Kosten für zusätzlich notwendige GKV-Leistungen:

keine

Jahrestherapiekosten:

Bezeichnung der Therapie Jahrestherapiekosten pro Patient
Zu bewertendes Arzneimittel
Ruxolitinib 46.074,73 Euro
BSC patientenindividuell
unterschiedlich
Zweckmäßige Vergleichstherapie
BSC patientenindividuell
unterschiedlich

II.

Der Beschluss tritt mit Wirkung vom Tag seiner Veröffentlichung im Internet auf den Internetseiten des Gemeinsamen Bundesausschusses am 6. November 2014 in Kraft.

1) Daten der Studie COMFORT-I aus der Dossierbewertung des IOWG (A14-17), Modul 4 des pharmazeutischen Unternehmers, Zwischenanalysen und Studienberichten

2) LOCF-Auswertung; Modell mit zufälligen Effekten (Der Simonian und Laird)

3) Jeweils größte Packung

4) Die höchste Wirkstärke beträgt 20 mg; die durchschnittliche Tagesdosis 40 mg

5) Größte Packung (56 Stück)

6) Taxe-Verkaufspreis (zusammengesetzt aus dem Erstattungsbetrag zuzüglich der Großhandels- und Apothekenzuschläge und der Mehrwertsteuer)

7) Rabatt nach § 130 SGB V

a) nach Logrank-Test, stratifiziert nach Risikogruppe

b) alle Pat. 24 Wochen und 50 % Pat. 36 Wochen behandelt

c) alle Pat. mindestens 144 Wochen behandelt

d) nicht a priori geplante Interimsanalyse

e) nicht a priori geplante Interimsanalyse

f) nach Chl-Quadrat-Test

g) nicht Teil des Gesamtscores

h) nach CSZ-Methode (unbedingt exakter Test)

Verwendete Abkürzungen:
BSC: best supportive care;
CTCAE: Common Terminology Criteria for Adverse Events;
EORTC QLQ-C30: European Organisation for Research and Treatment of Cancer Quality of Life Questionnaire-C30;
HR: Hazard Ratio;
KI: Konfidenzintervall;
MedDRA: Medical Dictionary for Regulatory Activities;
MFSAF: Myelofibrosis Symptom Assessment Form;
N: Anzahl ausgewerteter Patienten; n: Anzahl Patienten mit Ereignis;
n. e.: nicht erreicht;
RR: relatives Risiko;
SD: standard deviation (Standardabweichung);
SMQ: Standardised MedDRa Query;
SOC: System Organ Class (Systemorganklasse der MedDRA);
SUE: schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis;
TSS: Total Symptom Score;
UE: unerwünschtes Ereignis

ENDE

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