umwelt-online: Wirkung hochfrequenter Felder auf das Genom: Genotoxizität und Genregulation (4)

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In einer weiteren Publikation, die aus dem REFLEX-Konsortium (Arbeitsgruppe Bersani) hervorgegangen ist, wurde die Apoptose und die Expression von hsp70 in Lymphozyten aus dem peripheren Blut junger (27 ± 5 Jahre) und alter (88 ± 1 Jahr) Spender untersucht [Capri et al., 2004a]. Die Exposition erfolgte in dem von Kuster und Mitarbeitern entwickelten Wellenleiter-Resonator [Schuderer et al., 2004b] bei 1.800 MHz für 44 h entsprechend einem Muster 10 min an und 20 min aus bei einer SAR von 2 W/kg GSM-217 Hz-Basic. 2 W/kg GSM-Talk und 1,4 W/kg GSM-DTX. Es wurden die Parameter Apoptose anhand der Annexin-Bindung an die Zelloberfläche und des mitochondrialen Membranpotenzials sowie die Expression von hsp70 mit Hilfe eines fluoreszenzmarkierten Antikörpers in der Durchflusszytometrie gemessen. Die Apoptose wurde zusätzlich durch 2-desoxy-D-Ribose ausgelöst, dies diente einerseits als Positivkontrolle, andererseits wurden auch die behandelten Zellen den Feldern ausgesetzt, um ihre Wirkung auf eine bereits eingeleitete Apoptose zu verfolgen. Bei keiner der Gruppen und keinem der untersuchten Parameter ließ sich ein Einfluss der HF-Felder nachweisen. Besonders hervorzuheben ist hier der negative Befund zu hsp70.

In der Original REFLEX-Studie hat die Arbeitsgruppe noch weitere Parameter an den peripheren Lymphozyten untersucht und zwar die Expression des Zytokins IL-1β und des Immunmarkers CD95. Die CD95-Expression war in Zellen aus den alten Spendern nach der Exposition im GSM-Talk-Modus geringfügig, aber signifikant reduziert, während die IL-1β-Expression ebenfalls in Zellen aus alten Spendern nur nach der DTX-Exposition in ähnlicher Weise reduziert war [European Union, 2004a]. Beide Befunde bedürfen nach Meinung der Autoren aber einer weiteren Untersuchung. Bezüglich der CD95-Expression hat die gleiche Arbeitsgruppe einen Vergleich der Expression von CD25, CD95 und CD28 in stimulierten und unstimulierten CD4+- und CD8+- positiven Zellen junger und alter Spender veröffentlicht [Capri et al., 2006]. Die Altersverteilung der Spender war ähnlich der in der Studie aus 2004 (Capri et al., 2004b]. Es wurde in derselben Apparatur wie in der REFLEX-Studie bei 1800 MHz, GSM-Talk, einer SAR von 2 W/kg für 44 h (10 min an, 20 min aus) exponiert. Die Expression der Oberflächenmarker CD4, CD8, CD25, CD28 und CD95 wurde mit fluoreszierenden Antikörpern in der Durchflusszytometrie vorgenommen. Es wurden bei dieser Studie hei zwei Altersgruppen zwei Zelltypen auf jeweils drei Antigene, sowohl exponiert als auch scheinexponiert, untersucht. Durch die Stimulation wurden, wie erwartet, die CD25-Moleküle auf CD4+- und CD8+-Zellen heraufreguliert, aber in dem Blut der alten Spender fanden sich signifikant weniger CD4+-Zellen als in dem der jungen Spender. Dies führt bei den alten Spendern zu einem Verhältnis CD4/CD8 <1, was als Zeichen für ein geschwächtes Immunsystem angesehen wird. In der Gruppe der alten Spender zeigte sich nach Exposition eine leicht verringerte CD95-Expression in CD4+-Zellen. Bei CD95 handelt es sich um einen Aktivator der Apoptose. Die Autoren schreiben, dass noch offen ist, ob dieser Befund, wenn er sich bestätigen sollte, positiv oder negativ ist.

In der REFLEX-Studie hat die Arbeitsgruppe Bersani außerdem an Thymuszellen neugeborener Kinder Untersuchungen vorgenommen. Thvmusabschnitte wurden einem 1.800 MHz GSM-DTX (1,4 W/kg) Feld von 10 min an, 20 min aus für 24 h ausgesetzt. 24 bzw. 48 h nach der Exposition wurde die Expression von CD4-, CD8-, CD16-, T-Zell- und Transferrinrezeptor untersucht. Der Transferrinrezeptor diente als Hinweis auf proliferierende Zellen, zusätzlich wurde der Proliferationsindex bestimmt. Keiner der Endpunkte wurde durch die Exposition beeinflusst.

In einer weiteren Studie hat wieder die Arbeitsgruppe um Bersani (Capri et a1., 2004b] Lymphozyten aus dem Blut junger Spender (27 ± 5 Jahre) untersucht. Im Unterschied zur vorhergehenden Studie wurde hier eine TEM-Zelle als Expositionsapparatur eingesetzt. In dieser Zelle wurden zwei Feldformen 900 MHz, CW, und 900 MHz, GSM, welches von einem Mobiltelefon erzeugt wurde, also nicht als synthetisches Signal wie in der REFLEX-Studie, angewendet. Die SAR-Werte waren im Vergleich zur REFLEX-Studie mit ca. 0,07 W/ kg niedrig. Die Lymphozyten wurden drei Tage für jeweils 1 h dem Feld ausgesetzt. Als Endpunkte dienten die Mitogeninduzierte Zellproliferation, die Apoptose und das Membranpotenzial der Mitochondrien. Die Methodik bei der Apoptose und dem Membranpotenzial der Mitochondrien war dieselbe wie bei Capri et al. (2004a). Das CW-Feld beeinflusste keinen der gemessenen Parameter, im Gegensatz dazu zeigte sich unter dem GSM-Feld bei der niedrigsten eingesetzten Konzentration von Mitogen eine geringe, aber signifikante Verzögerung der Zellproliferation und eine geringe Erhöhung der Annexin-Bindung als frühen Parameter der Apoptose. Die beiden anderen Endpunkte wurden auch durch das GSM-Feld nicht beeinflusst. Die Erhöhung der Annexin-Bindung als sehr früher Apoptose-Marker wird von den Autoren in ihrer Diskussion als nicht so aussagekräftig qualifiziert, da ein Nachweis eines weiteren Fortschreitens der Zellen in die Apoplose nicht gelungen ist. Die Verringerung der Zellvermehrung könnte nach Meinung der Autoren auf eine verminderte Bindung des Mitogens Phvtohämagglutinin an die Zellen unter dem Feld zurückzuführen sein, da sie nur bei der geringsten Konzentration auftrat.

Ein bisher in wissenschaftlichen Zeitschriften unveröffentlichtes Teilprojekt der PERFORM B-Studie (vgl. Kap. 1.2

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