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Trichlormethan
(CAS-NR.: 67-66-3)
Ausgabe: Oktober 2002
Stand: Mai 2002
Dieser Einstufungsvorschlag stützt sich im Wesentlichen auf die MAK-Begründung von 1999 (Greim 1999).
1. Mutagenität:
1.1 Untersuchungen in vitro
1.1.1 Bakterielle Genmutationstests
Sämtliche in der Literatur berichteten konventionellen Ames-Tests waren mit und ohne metabolische Aktivierung negativ (zusammengestellt in IPCS 1994, später: LeCurieux et al. 1995). Pegram et al. (1997) dokumentierten eine statistisch signifikante Verdopplung der Revertantenzahl bei hohen Chloroformdosierungen (2,1 und 2,8 mM) in Glutathion-S-Transferase T1-1-transgenen Salmonellen; in diesem System hatte Bromdichlormethan eine ausgeprägte mutagene Wirkung. Dieser Befund erinnert an Untersuchungen von Thier et al. (1993) mit Dihalomethanen in Glutathiontransferase T1-1-transgenen Salmonellen, die Mutagenität in der Rangfolge Dibrommethan > Bromchlormethan > Dichlormethan ergaben.
Es liegen eine Reihe von Tests in anderen bakteriellen Systemen vor, die ebenfalls mit und ohne metabolische Aktivierung negativ waren (zusammengestellt in IPCS 1994, außerdem DeMarini et al. 1991, Kada 1981, LeCurieux et al. 1995). Lediglich ein Test mit Photobacterium phosphoreum war positiv (Wecher and Scher 1982).
1.1.2. Genmutationstests an Eukaryonten
Zahlreiche Untersuchungen erfolgten an Saccharomyces cerevisiae und anderen Pilzen (zusammengestellt in IPCS 1994). Die meisten ergaben ein negatives Resultat; eine Untersuchung an Saccharomyces cerevisiae D7 war mit einem Anstieg der Genkonversion am trp5- und am ilv1- Locus und der mitotischen Rekombination am ade2- Locus positiv bei Konzentrationen von 20-50 mM, die bereits eine zytotoxische Wirkung aufwiesen (Callen et al. 1980). Chloroform war positiv in einem weiteren Test auf Deletionen durch intrachromosomale Rekombination in Saccharomyces cerevisiae (Brennan and Schiestl 1998).
Ein HPRT-Test in V79-Zellen verlief in zwei von drei Experimenten positiv (Hoechst AG 1987). Eine weitere Studie ohne metabolische Aktivierung erbrachte ein negatives Ergebnis; in dieser Arbeit wurde allerdings keine Positivkontrolle angegeben (Sturrock 1977).
Ein L5178Y TK +/- (Maus-Lymphom) -Test war in 2 Versuchen schwach positiv im zytotoxischen Bereich nach metabolischer Aktivierung ab Konzentrationen von 0,025 µl/ml entsprechend ca. 1 mM. (Mitchell et al. 1988). Ebenfalls schwach positiv im zytotoxischen Bereich war der Test in 3 Versuchen ab 0,012 µl/ml entsprechend ca. 0,5 mM (Myhr and Caspary 1988). Ohne metabolische Aktivierung verlief der Test negativ (Caspary et al. 1988, Mitchell et al. 1988).
1.1.3 Tests auf DNA-Bindung
Ein Versuch zur Bindung an Kalbsthymus-DNa nach Aktivierung durch Lebermikrosomen von Phenobarbitalbehandelten Ratten verlief positiv (DiRenzo et al. 1982).
1.1.4 Tests auf DNA-Reparatur
Es liegen eine Reihe von Tests auf außerplanmäßige DNA-Reparatur (UDS) in der Literatur vor, die auch bei metabolischer Aktivierung negativ verliefen (zusammengestellt bei IPCS 1994, außerdem Suzuki 1987).
1.1.5 Tests auf DNA-Strangbrüche
In einem Alkalielutions-Assay in Rattenhepatozyten war Chloroform in nicht toxischen Konzentrationen bis 3 mM negativ; höhere Konzentrationen wurden nicht geprüft. (Sina et al. 1983).
1.1.6 Zytogenetische Tests
Humanlymphozyten wiesen in einer Studie mit Konzentrationen bis 400 µg/ml entsprechend ca. 3,3 mM keine Chromosomenaberration und SCEs auf (Kirkland et al. 1981). In einer Studie an Humanlymphozyten ohne und mit metabolischer Aktivierung durch Rattenhepatozyten rief Chloroform ebenfalls keine SCE's hervor (Lindahl Kiessling et al. 1989). In einer anderen SCE-Studie an Humanlymphozyten war Chloroform ab 10 mM positiv mit einem Anstieg der SCEs pro Zelle um den Faktor 1,5-2 (Morimoto and Koizumi 1983). In K3D-Zellen war der SCE-Test ebenfalls positiv; mit 1 mM Chloroform stieg die SCE-Rate bei metabolischer Aktivierung von 7,4 auf 10,0 SCEs an (Fujie et al. 1993). Ein SCE-Test in SHE-Zellen mit 0,1-10 mM Chloroform soll mit und ohne metabolische Aktivierung positiv ausgefallen sein (Suzuki 1987). In CHO-Zellen führte eine Begasung mit 7000 ml/m3 Chloroform nicht zum Anstieg von SCEs (White et al. 1979). Eine weitere Studie an CHO-Zellen führte ebenfalls nicht zum Anstieg von SCEs (Perry and Thompson 1981), während in einer dritten Studie überein positives Ergebnis berichtet wurde (Athanasiou and Kyrtopoulos 1981).
1.1.7 Zelltransformationstests
Zwei Zelltransformations-Tests mit BHK-Zellen verliefen negativ (Daniel et al. 1980, Styles 1981). In SHE-Zellen war ein Test auf Verstärkung der Zelltransformation durch SA7 Adenovirus nach Begasung mit Chloroform mit Konzentrationen, die das Überleben der Zellen schon beeinträchtigten, positiv (Hatch et al. 1983).
1.2 Untersuchungen in vivo/ ex vivo
1.2.1 Genmutationstest
Ein Genmutationstest in der Leber von lacI-transgenen (Big Blue) Mäusen war auch nach Inhalation einer hepatotoxischen Dosis von 90 ppm Chloroform an 6 Stunden/Tag über 10-180 Tage negativ (Butterworth et al. 1998).
Zwei sexlinked recessive lethal-Tests (Gocke et al. 1981, Vogel et al. 1981) und ein Augenmosaiktest (Vogel and Nivard 1993) an Drosophila melanogaster verliefen negativ.
Ein hostmediated assay an der Maus wird als schwach positiv beschrieben (San Agustin and Lim-Sylianco 1978).
1.2.2 Tests auf DNA-Bindung
Zur DNA-Bindung in vivo liegen zwei Untersuchungen vor. In der einen werden für Maus und Ratte Negativbefunde berichtet (Diaz-Gomez and Castro 1980), in der anderen waren die Befunde in Leber und Niere der Ratte nach Gabe von 48 mg/kg p.o. schwach positiv, jedoch negativ bei der Maus (Pereira et al. 1982).
1.2.3 Tests auf DNA-Reparatur
Negativ verliefen zwei Untersuchungen zur DNA-Reparatursynthese (UDS) in Rattenhepatozyten ex vivo nach Behandlung der Tiere mit Chloroform in Dosierungen bis zu 400 mg/kg p.o (Mirsalis et al. 1982) bzw. 477 mg/kg p.o. (Larson et al. 1994). Diese Dosen sind hepatotoxisch.
1.2.4 Tests auf DNA-Strangbrüche
Ein Alkalielutionstest in der Niere nach Behandlung mit bis zu 1.5 mmol/kg entsprechend ca. 180 mg/kg Chloroform p.o verlief negativ; diese Dosierung hatte keinen Einfluss auf Körpergewicht und Nierengewicht (Potter et al. 1996).
1.2.5 Zytogenetische Tests
(Stand: 20.08.2018)
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