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64. 2-Chloracetamid
(CAS-Nr.: 79-07-2)
Ausgabe: September 1999
(Stand: Mai 1999)
(BArbBl. 9/1999 S. 86)
Es liegt eine ausführliche Toxikologische Bewertung (redaktionsgelesener Draft) von Chloracetamid der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie vor [1], auf die im folgenden Text zum großen Teil Bezug genommen wird.
Gentoxizität:
In vitro
Im Salmonella/Mikrosomen-Test nach Ames (Standard-Platteninkorporationstest) war Chloracetamid bei den Stämmen Ta 98, Ta 100, Ta 1535 und Ta 1537 ohne und mit metabolischer Aktivierung (S9-Mix aus mit Aroclor induzierter Rattenleber) in Konzentrationen von 4 bis 2500 mg/Platte nicht mutagen (Hoechst, 1979). Angaben darüber, ob die Substanz bis in den toxischen Bereich untersucht wurde, fehlen.
In einem Salmonella/Mikrosomen-Test nach Ames, durchgeführt als Standard-Platteninkorporationstest, erwies sich das Konservierungsmittel "Ca 24" (70 % Chloracetamid, 30 % Natriumbenzoat) in Konzentrationen von 0 bis 1000 mg/Platte (0,35 bis 700 mg Chloracetamid/Platte) weder ohne noch mit S9-Mix als mutagen; in den hohen Dosen zeigten sich bakteriotoxische Effekte (keine weiteren Angaben; IBR, 1979 a).
In einem weiteren Standard-Platteninkorporationstest mit Salmonella typhimurium der Stämme Ta 98, Ta 100 und Ta 1537 ohne und mit metabolischer Aktivierung durch S9-Mix aus mit Aroclor induzierter Rattenleber war ebenfalls keine mutagene Wirkung von Chloracetamid nachzuweisen. Untersucht wurden Chloracetamid-Konzentrationen von 0,05 bis 10 mg/Platte. Bei einer Konzentration von 20 mg/Platte fand kein Wachstum der Bakterien mehr statt. In keinem Fall konnte eine Erhöhung der Zahl der Revertanten durch Chloracetamid nachgewiesen werden (Voogd et al., 1989).
Bei der Durchführung eines Fluktuationstestes mit Klebsiella pneumoniae wurde eine mutagene Aktivität von Chloracetamid nachgewiesen. Die Bakterien wurden für 20 Stunden in Rinderbouillon inkubiert, der Chloracetamid in Konzentrationen von 0,1 bis 2 g/1 zugesetzt war. Durch anschließende Inkubation auf Agarplatten, denen teilweise Streptomycin zugefügt wurde, konnte die Zahl der zur Streptomycin-resistenz mutierten Bakterien ermittelt werden. Mit Chloracetamid stieg ab einer Konzentration von 0,5 g/l die Mutationsfrequenz konzentrationsabhängig bis auf das 10fache an. Bei dieser Konzentration bestand noch keine deutliche Bakteriotoxizität des Chloracetamids. Bei 2 g/l wurden 80 bis 85 % der Bakterien getötet (Voogd et al., 1989).
In vivo
In einem nur als Zusammenfassung vorliegenden Bericht wurde festgestellt, daß eine 2malige intraperitoneale Injektion des Konservierungsmittels "Ca 24" (70 % Chloracetamid, 30 % Natriumbenzoat) in Dosen von 50 mg/kg Körpergewicht (1/3 der LD50, entsprechend 35 mg Chloracetamid/kg Körpergewicht), 25 mg/kg Körpergewicht (1/6 LD50, entsprechend 17,5 mg Chloracetamid/kg Körpergewicht) und 12,5 mg/kg Körpergewicht (1/12 LD50, entsprechend 8,75 mg Chloracetamid/kg Körpergewicht) im Abstand von 24 Stunden beim Chinesischen Hamster keine strukturellen oder numerischen Chromosomenaberrationen im Knochenmark und in den Spermatogonien bewirkte; auch eine Erhöhung der Anzahl von Mikronuklei wurde im Knochenmark nicht beobachtet (Einzelheiten über Versuchsdurchführung, Auswertung etc. fehlen;. IBR, 1979 b).
In einem Dominant-Letal-Test mit dem Konservierungsmittel "Ca 24" (70 % Chloracetamid, 30 % Natriumbenzoat) an der NMRI-Maus (ca. 20 g Gewicht) wurden je 10 männlichen Mäusen einmal 114 bzw. 123 mg/kg Körpergewicht (79,8 bzw. 86 mg Chloracetamid/kg Körpergewicht) intraperitoneal verabreicht. Die Kontrollen erhielten 10 ml/kg Körpergewicht der für die Herstellung der Suspension verwendeten 0,5prozentigen Methylzellulose. Die LD50 (24 Stunden) war mit 130 mg/kg Körpergewicht (91 mg Chloracetamid/kg Körpergewicht) bestimmt worden. Die behandelten männlichen Mäuse wurden über 10 Wochen mit je 3 virginellen weiblichen Mäusen/Woche gepaart. Die Implantationen waren nach der 1., 2. und 3. Woche, der Fertilitätsindex nach der 1. und 2. Woche reduziert. Auch die Anzahl der Feten war nach der 1., 2. und 3. Woche eindeutig geringer im Vergleich zu den Kontrollen. Nach der 4. Woche waren die Effekte nicht mehr zu beobachten. Diese genannten Veränderungen waren nach Ansicht der Verfasser auf eine toxische Wirkung des "Ca 24" auf die Männchen in den ersten 3 Wochen zurückzuführen. Die Anzahl der Resorptionen, der Mutagenitätsindex und die Zahl tot entwickelter Feten war während der gesamten Versuchsperiode unverändert, woraus die Autoren schlossen, daß ein mutagener Effekt nicht anzunehmen ist (keine weiteren Angaben; IBR, 1979 c).
Kanzerogenität
Keine Information vorhanden.
Reproduktionstoxizität
Zur Prüfung der teratogenen Wirkung wurde Chloracetamid Ratten (Stamm CD und BDIX, Anzahl nicht angegeben) am 13. oder 14. Tag der Gravidität einmalig subkutan in einer Dosis bis zu 50 mg/kg Körpergewicht verabreicht, was etwa 71 % der LD50 entsprach (LD50 subkutan 70 mg/kg Körpergewicht). Diese Dosis wirkte toxisch und führte zum postnatalen Tod von 50 % der Jungtiere. Mißbildungen wurden in keinem Fall festgestellt. Die Entwicklung der überlebenden Tiere verlief normal. Über die Toxizität bei den Muttertieren wurden keine Angaben gemacht (von Kreybig et al., 1968, 1969).
Wurde Chloracetamid (LD50 intraperitoneal 50 mg/kg Körpergewicht) an trächtige Long-Evans-Ratten in einer Dosis von 20 mg/kg Körpergewicht intraperitoneal entweder einmalig am 7. oder am 11. und 12. Tag der Gravidität verabreicht, so fanden sich in beiden Gruppen keine embryotoxischen oder teratogenen Wirkungen. Auch die Muttertiere zeigten keine Vergiftungssymptome (keine weiteren Angaben; Thiersch, 1971).
(Stand: 20.08.2018)
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