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63. Wasserstoffperoxid
(CAS-Nr.: 7722-84-1)

(BArbBl. 9/1999 S. 85)
Ausgabe: September 1999
(Stand: Mai 1999)



Grundlage dieser Bewertung ist das EU-Risk Assessment Document von 1998 [1].

Der Dampfdruck von H2O2 beträgt 6,67 hPa bei 30 °C. Die Dampfsättigungskonzentration liegt bei 8996 mg/m3 (30 °C).

Genotoxizität:

H2O2 ist genotoxisch unter in vitro-Bedingungen sowohl an Bakterien als auch an Säugerzellen. Unter in vivo-Bedingungen liegen nur wenige Daten vor.

Ein Mikronucleus-Test an C57BL/6N-Mäusen verlief sowohl mit oraler Gabe (14 Tage Trinkwasser-Applikation; Aufnahme max. 774 mg/kg KGW/Tag) als auch mit akuter i.p.-Gabe von max. 1000 mg/kg KGW/ Tag negativ (keine erhöhte Mikronuclei-Rate im Knochenmark) [2].

Kanzerogenität:

Es liegen mehrere tierexperimentelle Kanzerogenesestudien mit verschiedenen Applikationsarten vor.

a) orale Applikation:

Die Gabe von H2O2 im Trinkwasser in Konzentrationen von 0,3 bzw. 0,6 % (ca. 60 bzw. 120 mg H2O2/Tier/Tag; ca. 240 bzw. 480 mg/kg KGW/Tag) über einen Zeitraum von 2 Jahren führte bei Fischer- Ratten zu keiner erhöhten Tumor-Inzidenz im Vergleich zur Kontrolle [3].

Die orale Gabe von H2O2 im Trinkwasser in Konzentrationen von 0; 0,1 bzw. 0,4 % (ca. 5 bzw. 20 mg H2O2/Tier/Tag; ca. 250 bzw. 1000 mg/kg KGW/Tag) über einen Zeitraum von 2 Jahren führte bei CS7BL/6J-Mäusen beiderlei Geschlechts dosisabhängig vermehrt zu Erosionen und Hyperplasien im Drüsenmagen und im Duodenum. Weiterhin traten im Duodenum vermehrt Adenome und Karzinome auf (siehe Tabelle 1) [4].

Tabelle 1: Inzidenzen gastro-duodenaler Schädigungen bei Mäusen nach oraler H2O2-Gabe [4]

H2O2 Konz.
(%)
Zahl der unters. Mäuse Drüsenmagen Duodenum
    Er Hyp Ad Ca Er Hyp Ad Ca
0.4 99 42* 10 0 0 4 62* 2 5**
0.1 101 20* 13 1 0 1 40* 6 1
0 98 4 7 0 0 2 9 1 0
Er, Erosion und Ulcer; Hyp, Hyperplasie; Ad, Adenom; Ca, Carcinom.
* P < 0.005 im Vergleich zur Kontrolle.
** P< 0.05 im Vergleich zur Kontrolle.

In einer weiteren chronischen Trinkwasser-Studie wurde der Einfluß der Katalase-Aktivität in der Mucosa des Duodenums auf die Tumorinzidenz im Duodenum nach 6-bzw. 7-monatiger Behandlung mit 0,4 % H2O2 % (ca. 20 mg H2O2/Tier/Tag; ca. 1000 mg/kg KGW/Tag) bei verschiedenen Mausstämmen untersucht. Dabei ergab sich eine klare Korrelation zwischen Katalase-Aktivität und der Bildung von Hyperplasien/Neoplasien im Duodenum (siehe Tabelle 2) [5].

Tabelle 2: Inzidenzen an Duodenaltumoren bei verschiedenen Mausstämmen nach oraler H2O2-Gabe [5]

Untersuchte Mäuse
Stamm
Anzahl Behandlungszeit (Monate)
(%)
Zahl der Mäuse mit Duodenaltumoren Zahl der Tumoren Mittlere Zahl der Tumoren / Tier
C3H/HeN 18 6 2 (11.1)a 2 0.11 + 0.076e
B6C3F1 22 6 7 (31.8)b 8 0.36 + 0.124f
C57BL/6N 21 7 21 (100.0)c 82 3.91 + 0.316g
C3H/C 24 6 22 (91.7)d 63 2.63 + 0.403h
a) vs. c), b) vs. c); P<0.005, e) vs. g), e) vs, h), 0 vs. g), f) vs. h); P<0.001

b) dermale Applikation:

Es liegen keine validen Studien vor.

c) sonstige Applikationswege:

Es liegen keine validen Studien vor.

Reproduktionstoxizität/Fertilitätsminderung:

Die 5-wöchige Behandlung von weiblichen Ratten mit 0,45 % H2O2 im Trinkwasser (ca. 360 mg/kg KGW/Tag) blieb ohne Einfluß auf die Fertilität der Tiere bei der nachfolgenden Verpaarung mit unbehandelten Männchen (normale Würfe) [6].

Die 7-28tägige Verabreichung von Trinkwasser mit einem H2O2-Ge-halt von 1 % an männliche Mäuse führte zu keinen Anzeichen einer verminderten Fertilität [7].

Reproduktionstoxizität/Entwicklungsschädigung:

Es liegen keine Daten vor.

Fazit:

Genotoxizität:

Es erfolgt gemäß den EU-Einstufungskriterien keine Einstufung, da die Substanz keine genotoxische Aktivität in vivo aufweist (M: -).

Kanzerogenität:

Die Substanz zeigt eine kanzerogene Wirkung nur bei der Maus und nur in Abhängigkeit von der Katalase-Aktivität im Gewebe. Es erfolgt gemäß den EU-Einstufungskriterien keine Einstufung, da die Substanz auch im normalen Stoffwechsel gebildet wird und normalerweise entgiftet wird (C: -).

Reproduktionstoxizität/Fertilität:

Die vorliegenden Daten belegen, daß die Substanz keine Beeinträchtigung der Fertilität bei weiblichen Ratten und männlichen Mäusen hervorruft. Daher erfolgt gemäß den EU-Einstufungskriterien keine Einstufung (RF: ).

Reproduktionstoxizität/Entwicklungsschädigung:

Aufgrund fehlender Daten erfolgt gemäß den EU-Einstufungskriterien keine Einstufung (RE: ).

Literatur:

[1] EU Risk Assessment Document vom 18.09.1998

[2] K.S. Bentley et al.: Evaluation of micronuclei in mouse bone marrow following

[3] administration of hydrogen peroxide (H2O2) in drinking water or by intraperitoneal injection. Environ. Molec. Mutagen. 27, Suppl. 27, 7 (1996) (Abstract) Ishikawa, T., Takayama, S.: in: IARC/ WHO Information bulletin on the survey of chemicals being tested for carcinogenicity No. 11, Seite 86 (Lyon, 1984)

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