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Phenol
(CAS-NR.: 108-95-2)
Ausgabe: Oktober 2002
Stand: Mai 2002
Vorbemerkung:
Grundlage dieser Bewertung von Phenol sind im wesentlichen die MAK-Begründung der DFG 1998 sowie der BUA-Bericht von 1997.
Toxikokinetik und Metabolismus:
Phenol wird zu 80-90 % über Atemwege, Haut und Magen-Darm-Trakt resorbiert. Es wird überwiegend mit Sulfat oder Glucuronsäure konjugiert. Ein kleiner Teil wird zu Hydrochinon und Catechol oxidiert. Der raschen Aufnahme steht eine schnelle Verteilung von Phenol und seinen Konjugaten sowie eine schnelle Elimination gegenüber. Verteilung, Metabolismus und Ausscheidung von Phenol sind bei Mensch und Tier meistens sehr ähnlich, es gibt aber auch speziesspezifische Unterschiede im Metabolismus (s. u.). Auch bei verschiedenen Applikationsarten (inhalativ, oral, dermal) sind die Unterschiede gering (z.B. Dow Chemical, 1994, Hughes and Hall, 1995).
In der Ratte und anderen Labortieren lässt sich bis zu 24 Std. nach der Aufnahme eine Anreicherung von Phenol oder seinen Metaboliten in Leber, Niere und Nebenniere nachweisen. Je nach Experiment war teilweise auch in der Lunge, Schilddrüse oder Milz eine Anreicherung gegenüber Blut oder Plasma festzustellen (siehe z.B. Tabelle 1 , Liao und Oehme, 1981; ferner z.B. Deichmann, 1944; Dow Chemical, 1994; Hughes und Hall 1995). Beim Menschen wurde nach oraler oder inhalativer Vergiftung mit Phenol eine ähnliche Verteilung wie im Tierversuch gefunden (LoDico et al., 1989).
In zwei verschiedenen Untersuchungen zur Toxikokinetik mit 14C-markiertem Phenol wurde u. a. untersucht, ob in vivo die Keimdrüsen und möglicherweise auch die Keimzellen erreicht werden:
Liao und Oehme (1981) verabreichten männlichen SD-Ratten 207 mg Phenol/kg KG per Schlundsonde und ermittelten die Radioaktivität in verschiedenen Organen, u. a. Testes, nach 0,5 bis 16 h (Tabelle 1). Die spezifische Aktivität betrug 91,79 nCi / mg Phenol. Die Phenolkonzentration in den Testes sank von ca. 50 µg Phenol pro Gramm Gewebe eine halbe Stunde nach der Applikation auf ca. 1 µg/g Gewebe nach 16 h. Die Konzentration in den Testes war 2-3fach geringer als im Plasma.
In einer Studie der Dow Chemical Company wurden bis zu 150 mg 14C-Phenol/kg KG als Gavage an Fischer 344-Ratten verabreicht, ferner auch im Trinkwasser und per Inhalation. 24 h später wurde die verbliebene Radioaktivität in den Organen ermittelt.
Nur in den Bolus-Applikationen (15 bzw. 150 mg/kg) war zu diesem Zeitpunkt noch geringe, aber signifikante Radioaktivität in den Ovarien nachweisbar, in den Testes nur in der höchsten Dosis (Dow Chemical, 1994).
Obwohl beide Studien nachweislich eine schwache Radioaktivität im Keimdrüsengewebe zeigen, erscheint es aus methodischen Gründen ungewiss, welche Gewebsabschnitte und ob die Keimzellen erreicht wurden.
Tabelle 1 ewebskonzentrationen von Phenol und seinen Metaboliten nach oraler Gabe (Mikrogramm / g Gewebe)
Zeitintervall nach Applikation | ||||||
0,5h | 1 h | 8h | 2h | 4h | 16h | |
Leber | 894 | 392 | 251 | 289 | 80 | 11 |
Milz | 600 | 327 | 240 | 196 | 75 | 5 |
Niere | 349 | 305 | 207 | 153 | 78 | 12 |
Nebenniere | 283 | 191 | 134 | 104 | 46 | 7 |
Schilddrüse | 76 | 87 | 289 | 202 | 43 | 5 |
Lunge | 114 | 94 | 76 | 55 | 22 | 3 |
Blutplasma | 90 | 78 | 56 | 34 | 22 | 3 |
Thymus | 80 | 51 | 52 | 34 | 10 | 2 |
Fettgewebe | 68 | 50 | 14 | 10 | 3 | 0,1 |
Testes | 52 | 41 | 20 | 11 | 6 | 1,0 |
Gehirn | 38 | 23 | 13 | 5 | 3 | 1,3 |
Herz | 31 | 23 | 12 | 6 | 4 | 0,9 |
Muskelgewebe | 33 | 23 | 10 | 4 | 1,9 | 0,3 |
Quelle: Liao und Oehme (1981). Versuchsbedingungen siehe Text.
Die Konjugation von Phenol erfolgt effizient in der Leber, im Darm und in der Lunge, in vitro-Befunden zufolge auch in anderen extrahepatischen Organen wie Niere, Haut und Hoden. Bei Ratte und Maus findet man schon bei niedrigen Dosierungen eine Sättigung der Sulfatierung von Phenol. Teils ist dies auf die Sättigung der Sulfotransferase-Aktivität, teils auf die begrenzte Verfügbarkeit des Cosubstrates PAPS zurückzuführen. Mit zunehmender Sättigung des Sulfatierungsweges findet man vermehrt Glucuronidbildung, bei höherer Dosierung und Sättigung der Leberenzyme vermehrt auch in extrahepatischen Organen. Beim Menschen unterliegt die Sulfat-Bildungsrate in vitro-Befunden mit Leberhomogenat zufolge erheblichen individuellen Unterschieden.
(Stand: 20.08.2018)
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