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14. TRK-Wert für 2-Nitronaphthalin

(BArbBl. 9/84 S. 48)


0,035 ml/m3(0,25 mg/m3)

Im Verzeichnis krebserzeugender Arbeitsstoffe der Verordnung über gefährliche Arbeitsstoffe, Anhang II Nr. 1, ist 2-Nitronaphthalin bei Gehalten³ 1 Gew.-% in Gruppe II (stark gefährdend) und bei Gehalten von < 1 bis 0,1 % in Gruppe III (gefährdend) eingeordnet.

Arbeitsmedizinisch-toxikologische Erfahrungen

Nach Aufnahme von 1- und 2-Nitronaphthalin wurden sowohl im Tierexperiment als auch beim Menschen im Urin die jeweils korrespondierenden Naphthylamine nachgewiesen.

Offensichtlich besteht im Hinblick auf einen carcinogenen Effekt ein Unterschied darin, ob die jeweilige Nitroverbindung oder das entsprechende Amin aufgenommen wird. Im Organismus entsteht zwar das korrespondierende Amin aus der Nitroverbindung, die carcinogene Wirkung an der Blase scheint aber bei der Aufnahme gleicher molarer Mengen des Amins höher zu sein. Es wird diskutiert, daß dies Folge des Entstehens weniger kritischer intermediärer Metaboliten sein kann.

Dies stimmt mit der langjährigen Beobachtung an mehreren 100 Beschäftigten eines Betriebes der Produktion von Nitronaphthalin überein. In diesem Falle ist das Risiko der Entstehung eines Blasentumors als gering einzuschätzen. Bisher ist ein einziger derartiger Fall nach früherer intensiver Exposition gegenüber einem Isomerengemisch mit einem Gehalt von mehreren Gew.-% an 2-Nitronaphthalin beobachtet worden [1]. In dem betreffenden Betrieb wurde eine Vielzahl von aromatischen Nitroverbindungen hergestellt, für die in Einzelfällen ein vergleichbarer Mechanismus, nämlich die Entstehung des korrespondierenden Amins mit carcinogener Wirkung im Organismus anzunehmen ist. Für diesen einzigen Beobachtungsfall ist daher die Einwirkung mehrerer krebserzeugender Arbeitsstoffe nicht auszuschließen.

Die methaemoglobinbildende Wirkung von 2-Nitronaphthalin ist relativ gering.

Nach oraler Gabe von 2-Nitronaphthalin wurde beim Hund 2-Naphthylamin im Urin nachgewiesen; auch beim Affen tritt nach Applikation von 2-Nitronaphthalin als Metabolit 2-Naphthylamin auf [2].

Vier weibliche Hunde erhielten während eines Zeitraumes von 8 Monaten tägliche orale Gaben von 100 mg 2-Nitronaphthalin. Nach 10,5 Jahren fanden sich bei drei überlebenden Hunden Blasentumoren in verschiedenen Stadien der Bösartigkeit [2].

Auch ein Affe, der sechsmal/Woche über 54 Monate mit Tagesdosen von 242 mg/kg behandelt worden war, entwickelte zahlreiche Blasenpapillome [3].

Aufgrund der äußerst begrenzten toxikologischen Ergebnisse läßt sich nicht ausschließen, daß dem 2-Nitronaphthalin im Tierexperiment möglicherweise eine deutlich schwächere Wirkung zukommt als dem 2-Naphthylamin.

Analytik

Zur Bestimmung von dampf- bzw. gasförmigem 2-Nitronaphthalin in der Luft in Arbeitsbereichen steht ein erprobtes und von den Berufsgenossenschaften anerkanntes diskontinuierliches Analysenverfahren zur Verfügung [4], das für den Einsatz in der u.g. technischen Anlage besonders geeignet ist.

Das Verfahren besteht aus ortsfester oder personenbezogener Probenahme durch Adsorption des 2-Nitronaphthalins an Silicagel und analytischer Bestimmung nach Elution mit Hilfe der Gaschromatographie. .

Für staubförmiges in der Luft am Arbeitsplatz auftretendes 2-Nitronaphthalin gibt es zur Zeit noch kein anerkanntes Analysenverfahren.

Herstellung und Verwendung von 2-Nitronaphthalin

2-Nitronaphthalin entsteht als Nebenprodukt bei der Herstellung von l-Nitronaphthalin aus Naphthalin. Das 2-Nitronaphthalin wird, ausgehend vom Reaktionsgemisch, im Verlauf der Aufarbeitung angereichert und der Verbrennung zugeführt (Menge berechnet als l00 % 2-Nitronaphthalin: ca. 300 jato).

Eine weitergehende Verwendung ist zur Zeit nicht bekannt. Das Produkt fällt ausschließlich in einem Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland an.

Ergebnisse der Arbeitsbereichsüberwachung

2-Nitronaphthalin besitzt aufgrund des hohen Molekulargewichtes einen sehr geringen Dampfdruck (20 mbar. bei 176 °C). Die Reaktion, in deren Verlauf das 2-Nitronaphthalin als Nebenprodukt entsteht, sowie die Abtrennung aus dem Reaktionsgemisch erfolgt in einer geschlossenen kontinuierlich betriebenen Anlage, in dessen Umgebung ca. 25 Personen beschäftigt sind. Das Produkt wird ausschließlich in gelöster bzw. flüssiger Form gehandhabt. Produktstäube treten nicht auf.

Alle Messungen der Konzentration in der Luft in Arbeitsbereichen ergaben - offenbar aufgrund des niedrigen Dampfdrucks und der Verarbeitungsbedingungen - Werte unterhalb der Nachweisgrenze von 0,05 mg/m3.

Es liegen 11 personenbezogene und 19 ortsfeste Messungen aus dem Reaktions- bzw. dem Aufarbeitungsteil der Anlage vor. Die Höhe des TRK-Wertes wird daher in erster Linie durch die Nachweisgrenze der verfügbaren Analysenverfahren bestimmt.

Literatur:

[1] Korallus, U.: Interne Dokumentation über das Risiko des Auftretens von Blasentumoren bei der Herstellung
von Nitronaphthalin: Bericht an den Ua V des Ausschusses für gefährliche Arbeitsstoffe (1984).

[2] Current NIOSH intelligence bulletin Amer. Ind. Hyg. Assoc. Journal 38, S. a 21 - a 22 (1977)

[3] Conzelman, G. M. et al.: Gann 61, S.79 - 80 (1970)

[4] Von den Berufsgenossenschaften anerkannte Analysenverfahren zur Feststellung der Konzentrationen krebserzeugender Arbeitsstoffe in der Luft in Arbeitsbereichen, ZH 1/120


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