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Regelwerk

Empfehlung für das Halten von Schweinen
Ständiger Ausschuss des Europäischen Übereinkommens zum Schutz von Tieren in landwirtschaftlichen Tierhaltungen (T-AP)
1

Vom 18. Juli 2006
(BAnz. Nr. 161 vom 26.08.2006 S. 5930)


Archiv: 1986

Empfehlung für das Halten von Schweinen Angenommen vom Ständigen Ausschuss am 2. Dezember 2004 **

Präambel

  1. Der Ständige Ausschuss des Europäischen Übereinkommens zum Schutz von Tieren in landwirtschaftlichen Tierhaltungen;
  2. im Hinblick auf seine Verpflichtung nach Artikel 9 des Übereinkommens, Empfehlungen an die Vertragsparteien auszuarbeiten und anzunehmen, die auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse für die verschiedenen Tierarten eingehende Bestimmungen für die Anwendung der in Kapitel I des Übereinkommens dargelegten Grundsätze enthalten;
  3. ferner in Anbetracht der bestehenden Erfahrungen bei der Anwendung der in den Artikeln 3 bis 7 des Übereinkommens dargelegten Tierschutzgrundsätze;
  4. in dem Bewusstsein, dass die Grundvoraussetzung für das Wohlbefinden der Tiere, einschließlich der Gesundheit, eine gute Betreuung und Haltung, die den biologischen Bedürfnissen der Tiere entsprechen, sowie geeignete Umweltfaktoren sind, so dass die Bedingungen, unter denen Schweine gehalten werden, ihren Bedürfnissen entsprechen in Bezug auf eine angemessene Ernährung und angemessene Fütterungsmethoden, auf Bewegungsfreiheit, physisches Wohlbefinden und sozialen Kontakt; in Bezug auf die Ausübung normalen Verhaltens wie Aufstehen, Hinlegen, Umdrehen, die Einnahme von Ruhe- und Schlafpositionen, Gehen und Laufen, soziale Interaktion, Erkundungsverhalten, Wühlen, Scharren und Scheuern, Futter und Wasser aufnehmen, Kot absetzen; in Bezug auf den erforderlichen Schutz gegen ungünstige klimatische Bedingungen, Verletzungen, Angst und Leiden, Parasitenbefall und Krankheit oder Verhaltensstörungen sowie sonstige Bedürfnisse, die durch bestehende Praxis oder wissenschaftliche Erkenntnisse ermittelt werden können;
  5. in Anbetracht dessen, dass im Lichte gewonnener Erfahrungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse über die biologischen Bedürfnisse von Schweinen einige derzeit angewandte Methoden in der kommerziellen Haltung oft nicht allen Bedürfnissen gerecht werden, deren Erfüllung für das Wohlbefinden der Tiere erforderlich ist;
  6. in dem Bewusstsein, dass Umgebung und Betreuung den biologischen Bedürfnissen der Tiere entsprechen müssen, anstatt zu versuchen, die Tiere der Umgebung durch Verfahren wie z.B. Eingriffe [vgl. Artikel 24] "anzupassen";
  7. daher in Anbetracht dessen, dass ernsthafte und ständige Anstrengungen unternommen werden müssen, um die vorhandenen Systeme anzupassen und zufrieden stellende neue Haltungssysteme zu entwickeln, damit den Bedürfnissen der Tiere Rechnung getragen werden kann;
  8. 8. besorgt angesichts der Möglichkeit, dass die Ergebnisse von Entwicklungen in Züchtung und Biotechnologie das Wohlbefinden von Schweinen weiter beeinflussen können und in dem Bewusstsein, dass es erforderlich ist sicherzustellen, dass diese Entwicklungen ihr Wohlbefinden, einschließlich ihrer Gesundheit, nicht beeinträchtigen;
  9. eingedenk dessen, dass es zu den Pflichten des Ausschusses gehört, jede Empfehlung erneut zu prüfen, wenn entsprechende neue Erkenntnisse vorliegen, und daher von dem Wunsch geleitet, die Fortsetzung der Forschung durch alle Vertragsparteien zu fördern mit dem Ziel, die neuen Techniken optimal einzusetzen, um den Bedürfnissen der Schweine in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden gerecht zu werden;

    hat folgende Empfehlung in Bezug auf Schweine angenommen: Biologische Merkmale von Schweinen

    1. Vor mehr als 5000 Jahren wurde das Schwein, ausgehend von seiner Stammform, dem Wildschwein (Sus scrofa), erstmalig domestiziert. Die Zuchtwahl durch den Menschen in den letzten 200 Jahren, die ursprünglich auf große Körpermaße und eine hohe Fetterzeugung sowie später auf große Körpermaße, Magerkeit, schnelles Wachstum sowie große Würfe abzielte, hat das Schwein schnell verändert. Jedoch weisen Schweine immer noch viele Merkmale und Fähigkeiten ihrer Stammformen auf und in vielen Teilen der Welt sind sie wieder vollständig verwildert.
    2. Beim Studium des Verhaltens von Hausschweinen in naturnahen Bereichen wurde festgestellt, dass sie viel Zeit in Waldgebieten und einige Zeit im Freiland verbringen. Zwar zeigen Wildschweine und wild lebende Hausschweine kein Territorialverhalten, aber Einzeltiere oder Gruppen leben in Streifgebieten von 100 bis 2500 ha, wobei die Größe weitgehend von der Verfügbarkeit von Futter abhängt. Schweine sind im Wesentlichen Tagtiere, können jedoch unter gewissen Umständen auch verstärkt nachtaktiv sein. Das gilt z.B. dann, wenn sie Beutegreifern ausgesetzt sind oder in Hitzeperioden. Selbst bei einem guten Futterangebot sind die meisten Schweine unter extensiven und unterschiedlichen Bedingungen mehr als die Hälfte des Tages aktiv. Schweine haben nur eine begrenzte Fähigkeit zur Wärmeregulierung. Zur Abkühlung bei heißem Wetter sind sie auf das Schlammbad angewiesen und häufig kauern sie sich an geschützten, wärmegedämmten, von ihnen gebauten Orten, wie z.B. in einem Nest, zusammen, z.B. bei kalten Wetterbedingungen.

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