umwelt-online: Stellungnahmen des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit - Arbobakterien (über Arthropoden übertragbare Bakterien) (2)


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4.2 Blut- und Plasmaspender

4.2.1 Prävalenz und Inzidenz bei Spenderkollektiven

In Deutschland ist bis heute keine Übertragung von F. tularensis über Blut berichtet worden. Aus Saint Louis, USA, liegt ein Bericht über die Übertragung von E. tularensis über ein Nierentransplantat vor, bei der die Infektion im Empfänger nach Diagnostik im Spender erfolgreich mit Antibiotika behandelt wurde [ 64].

4.2.2 Definition von Ausschlusskriterien

Es gelten die allgemeinen Ausschlusskriterien für Spender mit Zeichen einer Infektion. Hauptursache für den Erwerb der Francisella-Infektion in Deutschland ist Verletzung bei der Ausweidung infizierter Hasen oder der Verzehr kontaminierten Hasenfleisches [ 56].

4.2.3 Spendertestung und Aussagekraft

Aufgrund der epidemiologischen Situation mit sehr geringen Infektionszahlen und keiner bekannt gewordenen Übertragung über Blut in Deutschland ist eine Testung derzeit nicht erforderlich.

5 Rickettsia

5.1 Wissensstand über den Erreger

Rickettsien sind kleine gramnegative Bakterien mit obligatem intrazellulärem Wachstum im Säuger, die zu den alpha-Proteobakterien gehören. Aus der Familie der Rickettsien sind in jüngster Zeit aufgrund genetischer Analysen die Spezies Ehrlichia, Anaplasma und Orienta (0. tsutsugamushi) abgetrennt worden. Teils werden die verschiedenen Rickettsien in die spotted fever group (SFG - R. africa, R. conori, R. sibirica, R. slovaca, R. rickettsii, R. honei, R. japonica) und die Typhus group (TG - R. typhi und R. prowazekii) eingeteilt, bisher ist diese Unterteilung nicht international anerkannt ( Tabelle 2).

5.1.1 Erregereigenschaften

5.1.1.1 Aufbau

Rickettsien sind 0,4 bis etwa 1,5 µm große, schwach anfärbbare gramnegative Stäbchen. Über die Gramfärbung sind Rickettsien sehr schwierig zu sehen, sodass meist

die Färbung mit Acridinorange bevorzugt wird. Das Genom ist mit 1,1-1,6 Mbp sehr klein. Die Zellwand enthält Lipopolysaccharide, Peptidoglycane und das Hauptoberflächenprotein (outer membrane protein P, Omp P) mit etwa 135 kDa, ein kleines Oberflächenprotein (Omp A) und ein 17 kDa Lipoprotein [ 65]. Die Proteine Omp a und Omp B werden nur zeitweise während der Reifung der Bakterien auf der Oberfläche exprimiert. Die Lipopolysaccharide der verschiedenen Rickettsien führen zu immunologischer Kreuzreaktion. Rickettsien tragen auf der Oberfläche eine Kohlenhydratschicht. Rickettsien können sich in der Säugerzelle frei bewegen. Im Vektor werden Rickettsien transovariell übertragen, sodass bei üppiger Besiedelung und Vermehrung eine horizontale Übertragung auf den befallenen Säuger ebenfalls stattfinden kann [ 66].

5.1.1.2 Vermehrung

Rickettsia vermehrt sich in Zellen des Vektors und in sehr vielen Zellen des infizierten Säugers. Im Labor kann Rickettsia auf Vero-, HFL- und L-929-Zellen angezüchtet und vermehrt werden.

5.1.2 Infektion und Infektionskrankheit

Bei Inokulation in die Haut werden Rickettsien über die Lymphbahn und den Blutweg weiter verbreitet. Über die Proteine Omp a und Omp B und Phospholipase heften sich Rickettsien an die Oberfläche von Endothelzellen und anderen Zellen und werden phagozytiert, entkommen der Lyse im Phagosom und wandern in den Zellkern. Dort vermehren sie sich durch Längsspaltung, werden am Actinskelett zur Zelloberfläche geschleust und freigesetzt. Zellzu-Zell-Übertragung, z.B. in Haut und Lunge, ist möglich. Die befallene Zelle stirbt nach Tagen ab, sodass bei Endothelzellbefall Blutungsneigung resultiert. Das Überwinden der Infektion ist an die schnelle Bereitstellung von zytotoxischen CD8-T-Lymphozyten des Wirtes gebunden.

Manifestationsorte der R.-Infektion sind neben der Haut und dem Gefäßsystem eine interstitielle Pneumonie, interstitielle Myokarditis, perivaskuläre Einblutungen in Gehirn, Gastrointestinaltrakt und Niere.

Die Inkubationszeit beträgt 2-14 Tage, im Mittel 7 Tage. Die Temperatur steigt auf über 39°C.

Bei R.-conori-Infektion ist der Verlauf meist mild. Dieses Bakterium zeigt einen fleckfieberähnlichen Krankheitsverlauf. Vorkommen ist Südosteuropa, Afrika, Mittlerer Osten bis Zentralasien. Die Inkubationszeit beträgt 5-7 Tage. Klinisch auffälligstes Zeichen sind die geschwollenen Lymphknoten mit der Tendenz zu oberflächlicher Einblutung in die Haut an der Stichstelle. Die Verbreitung im Körper erfolgt hauptsächlich über die Blutbahn, die Endothelzellen sind massiv infiziert. Todesfälle kommen vor.

Für R. akari beträgt die Inkubationszeit 10-17 Tage. Das Bakterium kommt in Nordamerika und Zentraleuropa vor. Bei R. akari bildet sich pro Stich eine singuläre Papel aus, aus der sich ein Bläschen bildet, welches zentral einfällt, einblutet und verschorft. Regionale Lymphknoten sind geschwollen. Das Krankheitsbild wird als Rikettsien-Pocken beschrieben.

R. prowazekii ist Erreger des weltweit verbreiteten endemischen Fleckfiebers (Flecktyphus) mit fleckigem Hautauschlag und 8- bis 10-tägigem Fieber-Continua mit bis zu 40°C. Die Inkubationszeit beträgt 7-44 Tage. Typisch sind anfangs bohrende Kopf- und Gliederschmerzen, ab dem 4.-7. Tag das Haut-Exanthem. Je nach Ernährungslage der Infizierten besteht eine hohe Todesrate (Napoleonische Armee über 100.000 Tote). Häufig kommt es nicht zur kompletten Heilung, dann sind Rezidive häufig, sog. Brill-Zinsser-Krankheit (Erstbeschreibung des rezidivierenden Krankheitsbildes durch Nathan Brill 1898 in New York [ 67], Herstellen des epidemiologischen Zusammenhangs durch Hans Zinsser 1933 [ 68]).

5.1.3 Epidemiologie

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(Stand: 29.03.2021)

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