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Regelwerk

Arbobakterien (über Arthropoden übertragbare Bakterien)
- Stellungnahmen des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit-

Vom 07. September.2007
(Bundesgesundheitsbl. Nr. 9 vom 05.09.2007 S. 1192)



Der Arbeitskreis Blut des Bundesministeriums für Gesundheit gibt als nationales Beratungsgremium Stellungnahmen zu neuartigen Erregern ab, bewertet neue Erkenntnisse zu bekannten Erregern und erarbeitet entsprechende Empfehlungen für die Fachöffentlichkeit. Diese Serie von Stellungnahmen zu einzelnen Erregern wird als Zusammenfassung des aktuellen Wissensstandes veröffentlicht, speziell unter transfusionsmedizinisch relevanten Aspekten (Bundesgesundheitsbl 41: 53, 1998).

Frühere Beiträge befassten sich mit der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung, dem Parvovirus B19 und dem GB-Virus Typ C (Hepatitis-G-Virus), (Bundesgesundheitsbl 41: 78-90, 1998), HTLV-I/-II (Bundesgesundheitsbl 41: 512, 1998), Yersinia enterocolitica (Bundesgesundheitsbl 42: 613, 1999), TT-Virus (Bundesgesundheitsbl 43: 154-156, 2000), Hepatitis B Virus (HBV), (Bundesgesundheitsbl 43: 240-248, 2000) und Humanes Cytomegalovirus (HCMV), (Bundesgesundheitsbl 43: 653-659, 2000), Hepatitis a Virus (Bundesgesundheitsbl 44: 844-850, 2001), Treponema pallidum (Bundesgesundheitsbl 45: 818-826, 2002), Hepatitis-C-Virus (Bundesgesundheitsbl 46: 712-722, 2003), Humanes Immunschwächevirus (HIV) (Bundesgesundheitsbl 47: 83-95, 2004), Arboviren - durch Arthropoden übertragbare Viren (Bundesgesundheitsbl 47: 910-918, 2004), Coxiella burnetii - Erreger des Q-(query-)Fiebers (Bundesgesundheitsbl 48: 814-821, 2005), Variante Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (Bundesgesundheitsbl 48: 1082-1090, 2005) und Influenzaviren (Bundesgesundheitsbl 50:1185-1193, 2007)

Anaplasma phagocytophilum, marginatum

Bartonella henselae

Borrelia burgdorferi, afzelii, garinii

Coxiella burnetii

Ehrlichia chaffeensis

Francisella tularensis

Rickettsia prowazekii, akari, rickettsii

Yersinia pestis

Die Krankheiten, die durch die genannten Bakterien ausgelöst werden, sind im Wesentlichen Zoonosen und als solche als vom Tier auf den Menschen übertragbare Krankheiten seit etwa 100 Jahren bekannt. Einzelne Erreger sind teils erst in den vergangenen Dekaden beschrieben worden. Aufgrund von molekularbiologischer Analysen werden Rickettsia prowazekii Ehrlichia und Anaplasma in die Rickettsiales, Bartonella in die alpha-2-Proteobakterien und Coxiella, Rickettsia gryll. und Francisella tularensis in die gamma-Proteobakterien und Yersinia pestis in die Enterobakterien klassifiziert [ 1].

Die meisten Arbobakterien wachsen vorzugsweise intrazellulär, Borrelien hingegen intra- und extrazellulär, und Yersinia vorzugsweise extrazellulär. Die genannten Arbobakterien zeigen, wenn sie durch Zecken übertragen werden, saisonal gehäuftes Vorkommen und ein teils geändertes Antigenrepertoire in Vektor und Säuger. Rickettsia prowazekii wird über die Laus ganzjährig und weltweit übertragen.

Wesentliche gemeinsame klinische Symptome der Infektion sind Fieber, Exanthem, Kopfschmerzen und Lymphknotenschwellung, teils ein ausgeprägtes Erythem an der Einstichstelle und enzephalitische Erscheinungen. Neutropenie und Thrombozytopenie können folgen.

Therapie: Das Mittel der Wahl gegen die meisten dieser Bakterien ist Doxycyclin, gefolgt von Chloramphenicol und Cephalosporinen. Chinolone sind gegen R. prowazekii unwirksam. Mittel der Wahl gegen Yersinia pestis und Francisella tularensis sind Streptomycin oder Gentamicin, weiterhin wirksam sind Doxycyclin oder Ciprofloxacin.

Coxiella burnetii ist gesondert abgehandelt worden und wird in dieser Übersicht deswegen nicht aufgeführt [ 2], ebenso selten vorkommende bzw. reine Tropenerkrankungen. Der orientalische Rattenfloh (Xenopsylla cheopsis) soll Yersinia pestis am effektivsten übertragen. Des Weiteren sind über 30 Floharten bekannt, die als Zwischenwirte Yersinia pestis übertragen können, unter anderem Pulex irritans (Menschenfloh), welcher bei Mensch-zu-Mensch-Übertragungen eine Rolle spielen kann. Die menschliche Laus kann ebenfalls ein Vektor zur Übertragung von Yersinia pestis sein [ 3].

Im Folgenden sind Ausführungen zum allgemeinen Wissensstand, zu den Erregereigenschaften, der Infektionskrankheit, der Epidemiologie, den Nachweisverfahren sowie dem Erregervorkommen in der Spenderpopulation erregerspezifisch einzeln abgehandelt, gefolgt von Ausführungen über Epidemiologie, Abwehrlage, Therapie und Prophylaxe in Empfängerkollektiven und einer zusammenfassenden Bewertung für alle Erreger. Die Nummerierung der Abschnitte folgt der in den Veröffentlichungen der Untergruppe des Arbeitskreises Blut "Bewertung Blut-Assoziierter Erreger" verwendeten einheitlichen Struktur.

1 Anaplasma und Ehrlichia

1.1 Wissensstand über den Erreger

Die Einteilung erfolgt heute nach der Trennung von Ehrlichia und Anaplasma in:

Anaplasma: A. phagocytophilum, platys, marginale,

Ehrlichia: E. chaffeensis mit dem Hauptwirt Pferd und Infektion beim Menschen, E. ewingii und E. canis mit Hauptwirt Hund und selten Infektion beim Menschen.

Bis 1987 galt die Infektion mit Ehrlichia nur als Tierkrankheit. Die erste Beschreibung von Ehrlichiose beim Hund erfolgte 1935 in Algerien mit den charakteristischen Einschlüssen in Monozyten in der Giemsa-Färbung. Die erste menschliche Erkrankung wurde als Sennetsu Neorickettsiose aus Japan und Malaysia berichtet. Die erste Beschreibung aus USA-Arkansas nach Zeckenstich stammt aus dem Jahr 1986 [ 4].

1994 wurde Anaplasma phagocytophilum als unterschiedlicher Infektionserreger beschrieben und die zugeordnete Krankheit als human granulocytotropic anaplasmosis (HGA) bezeichnet [ 5].

1.1.1 Erregereigenschaften

1.1.1.1 Aufbau

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