umwelt-online: Empfehlungen zur Berücksichtigung tierökologischer Belange bei Windenergieplanungen in Schleswig-Holstein (2)

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2.3. Fledermausmigration

Fledermäuse können Ortswechsel in verhältnismäßig kurzen Zeiträumen durchführen. Dass es unter den Fledermäusen in Europa Wanderungen gibt, ist belegt (HUTTERER et al. 2005, STEFFENS, ZÖPHEL & BROCKMANN 2004). Trotzdem gilt das eigentliche Wanderungsverhalten von Fledermäusen vor allem für wanderfähige Arten als weitgehend unerforscht.

Betrachtet man die Zusammenhänge von Ortswechseln allgemein, so können die Ortswechsel nach STEFFENS, ZÖPHEL & BROCKMANN (2004) in folgende Klassen unterschieden werden:

Zur Fledermausmigration liegen für Deutschland zwei aktuelle Veröffentlichungen, die auf Beringungsdaten basieren, vor. Die Publikation von STEFFENS, ZÖPHEL & BROCKMANN (2004) wertet die Beringungs- und Wiederfunddaten der Fledermausberingungszentrale Dresden aus. Die Publikation von HUTTERER et al. (2005) zur Fledermausmigration in Europa gibt eine Auswertung auf Grundlage von Beringungs- und Wiederfunddaten auf europäischer Ebene.

STEFFENS, ZÖPHEL & BROCKMANN (2004) empfehlen eine dreiteilige Einteilung für das Wanderverhalten der heimischen Fledermausarten:

Bei der Betrachtung der von STEFFENS, ZÖPHEL UND BROCKMANN (2004) und HUTTERER et al. (2005) veröffentlichten kartografischen Darstellungen zur Migration wird deutlich, dass die Raumnutzung vor allem bei den Kategorien (A) und (B) sehr groß ist. Fledermauswanderungen sind bei wandernden Arten länderübergreifend.

Kaum bekannt ist, in welcher Höhe Fledermäuse während ihrer Wanderungen fliegen. Die einzige Angabe dazu findet sich bei SCHOBER UND GRIMMBERGER (1998), die für die Rauhautfledermaus eine Flughöhe von maximal 30-50 Metern angeben. GÖTTSCHE & GÖTTSCHE (2007, in Vorbereitung) konnten in 100 m Höhe Nachweise vom Großen Abendsegler, dem Kleinabendsegler, der Rauhautfledermaus und der Zwergfledermaus erbringen.

Fachkreise sehen Schleswig-Holstein als möglichen bedeutenden Durchwanderungs- und Überwinterungsraum für migrierende Fledermäuse aus Skandinavien an. Zum tatsächlichen Wanderverhalten innerhalb von Schleswig-Holstein liegen jedoch bislang nur wenige begrenzte Untersuchungen vor, so dass das Wissen zur Migration noch sehr defizitär ist.

Tabelle III-2: In Schleswig-Holstein vorkommende Fledermausarten des norddeutschen Tieflandes eingeteilt in drei Wanderkategorien auf Grundlage von Beringungsergebnissen (STEFFENS, ZÖPHEL & BROCKMANN 2004). Die Mückenfledermaus fehlt aufgrund fehlender Datengrundlage in der Tabelle.

hellblau: Die Zuordnung erfolgte auf Grundlage geringer Datenlage.

wandernde Arten (A) wanderfähige Arten (B) relativ ortsgebunden (C)
Kleiner Abendsegler Wasserfledermaus Graues Langohr
Großer Abendsegler Großes Mausohr Braunes Langohr
Rauhautfledermaus Große Bartfledermaus Bechsteinfledermaus
Zweifarbfledermaus Zwergfledermaus  
Teichfledermaus Fransenfledermaus  
  Breitflügelfledermaus  
  Kleine Bartfledermaus  

Tabelle III-3: Fledermausmigration in Schleswig-Holstein nach GÖTTSCHE & GÖTTSCHE (2007) ( PDF-Datei)

3. Auswirkungen von Windenergieanlagen auf Fledermäuse

Durch die Lebensweise der Fledermäuse mit ihrer Eigenschaft, im Flug zu jagen, dem Instinkt, neue Quartiere zu suchen oder Wanderungen über große Entfernungen durchzuführen, sind verschiedene Konfliktbereiche zwischen den Tieren und Windenergieanlagen möglich (s. dazu auch RAHMEL et al. 1999, BACH 2001, KUGELSCHAFTER & DEMANT 2002, DIETZ 2003, DIETZ & BACH 2003, BACH & BURKHARDT 2003, HENSEN 2003, DÜRR & BACH 2004, BACH & RAHMEL 2004, RAHMEL et al. 2004, BEHR & VON HELVERSEN 2005, BRINKMANN 2006):

Beschrieben wurde bisher vor allem das Problem des Fledermausschlags. Unter "Fledermausschlag" wird die Tötung von Fledermäusen durch Kollision an Windenergieanlagen zusammengefasst. Inzwischen wurde durch unterschiedliche Studien und Untersuchungen nachgewiesen, dass Fledermäuse häufiger durch Kollision an Windenergieanlagen getötet werden als Singvögel.

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