Unterrichtung durch das Europäische Parlament
Entschließung des Europäischen Parlaments zu der Lage der europäischen Wirtschaft: Vorbereitender Bericht über die Grundzüge der Wirtschaftspolitik für 2006

Zugeleitet mit Schreiben des Generalsekretärs des Europäischen Parlaments - 306793 - vom 11. Mai 2006. Das Europäische Parlament hat die Entschließung in der Sitzung am 4. April 2006 angenommen.

Entschließung des Europäischen Parlaments zu der Lage der europäischen Wirtschaft: Vorbereitender Bericht über die Grundzüge der Wirtschaftspolitik für 2006 (2006/2047(INI))

Das Europäische Parlament,

A. in der Erwägung, dass eine beträchtliche Zahl der in den letzten drei Berichten des Parlaments über die Grundzüge der Wirtschaftspolitik formulierten Empfehlungen nicht übernommen worden ist; in der Erwägung, dass sich seit der Annahme des letzten Berichts des Parlaments neue und bedeutende Faktoren ergeben haben; in der Erwägung, dass viele der bei früherer Gelegenheit ermittelten langfristigen Herausforderungen eine neue Dringlichkeit angenommen haben; in der Erwägung, dass die Wirtschaft der Europäischen Union weiterhin ein langsameres Wachstum verbucht und anscheinend weniger gut auf die Globalisierung vorbereitet ist als ihre wichtigsten Konkurrenten,

B. in der Erwägung, dass es sich bei der Globalisierung um ein revolutionäres Phänomen handelt, das unseren konventionellen Einsatz der verfügbaren Ressourcen in Frage stellt, die Volkswirtschaften der Schwellenländer in die Lage versetzt, Kapital, Fertigkeiten und Technologie zu importieren und in einer zunehmend miteinander verbundenen Welt zu konkurrieren, die Wanderungsströme vergrößert, die traditionellen Muster des internationalen Handels verändert und der Finanzwirtschaft eine bislang nie gekannte Bedeutung im Verhältnis zur realen Wirtschaft verleiht; in der Erwägung, dass die Bedeutung der Finanzwirtschaft "Vertrauen" zu einem Schlüsselfaktor macht und ein neues Erfordernis einer effizienten Aufsicht und einer engeren Zusammenarbeit schafft, um die wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten,

C. in der Erwägung, dass seit der Annahme des letzten Berichts des Parlaments über die Grundzüge der Wirtschaftspolitik im Mai 2005 die folgenden neuen signifikanten Faktoren zu verzeichnen sind: Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Ratifizierung des Verfassungsvertrags; die Annahme der Finanziellen Vorausschau der Europäischen Union für den Zeitraum 2007-2013 durch den Europäischen Rat ohne Zustimmung des Parlaments; die ersten beiden Zinsanhebungen durch die EZB in über fünf Jahren; die Reform des Stabilitäts- und Wachstumspakts und der Umstand, dass zwölf Mitgliedstaaten Defizite von über 3 % aufweisen; die Annahme der NRP der Mitgliedstaaten zur Umsetzung der Strategie von Lissabon; eine gestiegene Sensibilität für den weltweiten Energieschock und die damit zusammenhängenden geopolitischen Spannungen; die Verhandlungen im Zusammenhang mit dem Wunsch Estlands, Litauens und Sloweniens, der Eurozone im Jahre 2007 beizutreten, und die Notwendigkeit einer Wiederbelebung der Prioritäten der Doha-Runde der Welthandelsorganisation nach der Verlangsamung der Verhandlungen in Hongkong,

D. in der Erwägung, dass der relative Rückgang der Wirtschaftstätigkeit in Europa mit folgenden Faktoren in Verbindung gebracht werden kann: einem unangemessenen Regelungsrahmen in Verbindung mit einem Mangel an Strukturreformen, der unsere Wirtschaft weniger flexibel macht als die unserer wichtigsten Konkurrenten, einer stagnierenden Binnennachfrage, einem Mangel an unternehmerischer Dynamik sowie schwachen Arbeitsmärkten infolge eines langsamen demographischen Wachstums, niedrigen Beschäftigungsquoten und einer geringen Zunahme der Produktivität; in der Erwägung, dass das geringe Produktivitätswachstum auf mangelnde Investitionen, unzureichende Innovation und den fehlenden Ausgleich zwischen dem Angebot an und der Nachfrage nach Arbeitskräften aufgrund des Unvermögens unserer schlecht finanzierten Bildungs- und Ausbildungssysteme unsere Arbeitnehmer einer im ständigen Wandel begriffenen Welt anzupassen, zurückzuführen ist,

E. außerdem in der Erwägung, dass seit der Annahme des letzten Berichts des Parlaments folgende Herausforderungen immer stärker ins Bewusstsein gedrungen sind: die kontinuierliche Alterung der Bevölkerung; durch Wanderungsbewegungen bedingte Spannungen an den Grenzen der Europäischen Union und interne Probleme aufgrund einer unzureichenden Unterstützung für die Integration der Einwanderer der zweiten Generation; die exponentielle Zunahme der Einfuhren aus Drittländern in einigen Bereichen sowie die Abwanderung von Unternehmen und das Outsourcing; eine zunehmende Nachfrage Chinas und anderer Schwellenländer nach Ressourcen wie Rohöl, Erdgas, Kohle und Eisen; eine zunehmende Abhängigkeit der Europäischen Union von Energieeinfuhren aus instabilen Regionen und Risiken, die durch globale makroökonomische Ungleichgewichte verursacht werden,

Institutionelle Reformen

Makroökonomische Politik, Geld- und Fiskalpolitik

Umfeld für die Unternehmen

Beschäftigung und Humankapital

Infrastruktur, Verkehr und Energie

Innovation und Forschung und Entwicklung

Mehr Wettbewerb und Reform der Dienstleistungsmärkte


1 ABl. C 67 E vom 17.3.2004, S. 295.
2 ABl. C 104 E vom 30.4.2004, S. 1061.
3 Angenommene Texte, P6_TA(2005)0209.
4 Herbst 2005, Nr. 5/2005.