Unterrichtung durch das Europäische Parlament
Entschließung des Europäischen Parlaments vom 21. Juni 2007 zu MEDA und der Finanzhilfe für Palästina - Bewertung, Umsetzung und Kontrolle (2006/2128 (INI))

Das Europäische Parlament hat die Entschließung in der Sitzung am 21. Juni 2007 angenommen. Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln

Das Europäische Parlament,

A. in der Erwägung, dass das Programm MEDA das wichtigste Finanzinstrument der Europäischen Union für die Umsetzung der Partnerschaft Europa-Mittelmeer und der damit verbundenen Begleitmaßnahmen zur Reform der wirtschaftlichen und sozialen Strukturen in den Mittelmeer-Partnerländern, die auf eine Verringerung der Kluft zwischen den beiden Seiten des Mittelmeerraums abzielt, ist,

B. in der Erwägung, dass sich die wichtigsten Interventionsbereiche des Programms MEDA unmittelbar von den wiederholt bekräftigten Zielen der Barcelona-Erklärung von 1995 ableiten:

C. in der Erwägung, dass die jährlichen Verpflichtungen im Rahmen von MEDA I und MEDA II im Durchschnitt etwa gleich hoch sind, nämlich 613 Mio. EUR bzw. 618 Mio. EUR, und dass aus den Zahlen für 2005-2006 hervorgeht, dass diese Mittel auf ca. 660 Mio. EUR aufgestockt werden,

D. in der Erwägung, dass MEDA II für den Zeitraum 2000 - 2006 Mittel in Höhe von 5,35 Mrd. EUR für die Partnerschaft Europa-Mittelmeer zur Verfügung stellen sollte,

E. in der Erwägung, dass die jährlichen Verpflichtungen im Rahmen von MEDA II zwischen 569 Mio. EUR (2000) und 817 Mio. EUR (2006) schwankten und sich von MEDA I zu MEDA II die Verpflichtungen für Algerien, die Palästinensischen Gebiete, Jordanien, Marokko, Syrien und Tunesien sowie für regionale Maßnahmen erhöht haben, während sie für Ägypten und den Libanon zurückgegangen sind,

Verpflichtungen pro Land in Mio. EUR
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Gesamt MEDA I Gesamt MEDA II
Algerien0041952930605042514066165339
Ägypten0752033971113078104159110129685593
Jordanien710010812915209243355869254332
Libanon01086086001244182732182133
Marokko300236219176141120122143152135168660980
Syrien01342046388361532222101180
Tunesien2012013819132769092492211871428517
WBG3204154297010081738092111522
Gesamt bilateral60337797743650409298582505562590649 2 587 3 596
Regional113331146614516030529110135145168471740
Gesamt173369912809802569603612615698735817 3 057 4 336
Quelle: Europe-Aid Office (WBG= Westjordanland und Gazastreifen)

F. in der Erwägung, dass MEDA II neue Bereiche abdeckt wie Justiz und Polizei, Zivilgesellschaft/Menschenrechte und Migration; in der Erwägung, dass für andere Bereiche wie etwa Aus- und Weiterbildung sowie wirtschaftliche und institutionelle Unterstützung deutlich mehr Mittel bereitgestellt wurden, während für Bereiche wie Landwirtschaft, lokale Entwicklung und privatwirtschaftliche Reformen im Rahmen von MEDA II weniger Mittel gebunden wurden als im Rahmen von MEDA I,

G. in der Erwägung, dass gemäß der MEDA-II-Verordnung für die von der Europäischen Investitionsbank (EIB) verwalteten Geschäfte EU-Mittel aus dem MEDA-Haushalt für Umweltprojekte und die Durchführung von Risikokapitalgeschäften in den Mittelmeer-Partnerländern bereitgestellt werden können; in der Erwägung, dass das Gesamtvolumen der EIB-Geschäfte im Rahmen von MEDA II mit demjenigen von

MEDA I vergleichbar ist, sich jedoch die Zusammensetzung geändert hat, wobei bei den Risikokapitalprojekten ein starker Rückgang und bei den Risikokapitalgeschäften eine Zunahme zu verzeichnen war,

EIB: Darlehenstätigkeit im Rahmen von FEMIP

1995-1999 EUR 4 808 Mio. 2000-2007 EUR 6 400 Mio.
Quelle: GD RELEX

H. in der Erwägung, dass die Geschäfte der EIB in den Mittelmeer-Partnerländern seit dem Oktober 2002 unter der Investitions- und Partnerschaftsfazilität Europa-Mittelmeer (FEMIP) zusammengefasst sind,

I. in der Erwägung, dass die MEDA-Verordnung 2006 auslief und 2007 das neue Europäische Nachbarschafts- und Partnerschaftsinstrument in Kraft trat,

J. in der Erwägung, dass die Kommission zwischen 1994 und 2006 etwa 2,3 Mrd. EUR für die palästinensische Bevölkerung bereitgestellt hat, darunter die Unterstützung für Palästina-Flüchtlinge durch das UNRWA, humanitäre Hilfe durch das Amt für humanitäre Hilfe der Europäischen Gemeinschaft, Lebensmittelsicherheit, Aktionen im Rahmen des Nahost-Friedensprozesses sowie Unterstützung in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Aufbau von Institutionen,

K. in der Erwägung, dass die Zahlungen an die palästinensischen Gebiete im Zeitraum 2002-2005 recht stabil bei 233 Mio. bis 260 Mio. EUR pro Jahr lagen und die variierende Höhe der Verpflichtungen die Schwierigkeiten des Friedensprozesses widerspiegelt, wohingegen das Verhältnis zwischen Zahlungen und Verpflichtungen von weniger als 45 % im Jahr 2000 auf mehr als 90 % im Jahr 2005 angestiegen ist,

Aus dem Gesamthaushaltsplan 2000-2006 finanzierte Hilfen für die von der palästinensischen Behörde verwalteten Gebiete

Verpflichtungen (in Mio. Euro)
Geogr./thematischProgramm2000200120022003200420052006Gesamt
Geografische Programme MEDA1190105937492102483
UNRWA40575558616464335
Friedensabkommen Israel/PLO20438847515156300
Geografische Programme insgesamt1791002481981862072221 118
Thematische ProgrammeNahrungsmittelhilfe16173524242926145
Menschenrechte2130,52,54113
NRO2,511,5450214
ECHO18263538373684190
Sonstige745011018
Thematische Programme insgesamt45,54979,566,569,570113380
Gesamt224,5149327,5264,5255,52773351 832
Zahlungen (in Mio. EUR)
Geogr./thematischProgramm200020012002200320042005Gesamt
Geografische ProgrammeMEDA316281599394420
UNRWA405457586060329
Friedensabkommen Israel/PLO134880665850315
Geografische Programme insgesamt841642181832112041 064
Thematische ProgrammeNahrungsmittelhilfe02715173273
Menschenrechte20103410
NRO02221310
ECHO6914333114107
Sonstige51400313
Thematische Programme insgesamt131428505256213
Gesamt971782462332632601 277
Quelle: GD Haushalt

L. in der Erwägung, dass das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) im März 2005 seine Untersuchungen zu den Direktzahlungen der Kommission für den Haushalt der Palästinensischen Autonomiebehörde abgeschlossen hat und auf der Grundlage der in der OLAF-Pressemitteilung vom 17. März 2005 gegenwärtig verfügbaren Informationen kein schlüssiger Nachweis dafür erbracht wurde, dass mit den Zahlungen der Kommission an die Palästinensische Autonomiebehörde bewaffnete Angriffe oder illegale Machenschaften unterstützt wurden, laut der Pressemitteilung allerdings übereinstimmende Indizien die Vermutung stützen, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass ein Teil der Mittel für die Palästinensische Autonomiebehörde möglicherweise von bestimmten Personen zweckentfremdet eingesetzt wurde,

M. in der Erwägung, dass die für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Region Naher Osten und Nordafrika zuständige Gruppe der Weltbank die Lage der Finanzen der Palästinensischen Behörde eingehend untersucht und im Februar 2007 ihre Schlussfolgerungen vorgelegt sowie Empfehlungen abgegeben hat,

N. in der Erwägung, dass Israel seit dem Sieg der Hamas bei den Wahlen zum Palästinensischen Legislativrat im Januar 2006 die Überweisung von palästinensischen Steuer- und Zolleinkommen in Höhe von rund 50 Millionen Euro und damit zwei Dritteln der öffentlichen Einnahmen zurückhält,

O. in der Erwägung, dass das Nahost-Quartett am 9. Mai 2006 auf die humanitäre Lage in den palästinensischen Gebieten hingewiesen und die Europäische Union angesichts der Schwere der Situation und der großen Probleme der palästinensischen Bevölkerung aufgefordert hat, einen vorläufigen internationalen Mechanismus von begrenztem Umfang und begrenzter Dauer einzurichten (TIM), der Transparenz sicherstellt, finanzielle Verantwortlichkeiten festlegt und gewährleistet, dass die palästinensische Bevölkerung direkt unterstützt wird,

P. in der Erwägung, dass die Europäische Union (Gemeinschaftshaushalt und Haushalte der Mitgliedstaaten zusammen genommen) Palästina im Jahr 2006 mit beinahe 700 Millionen Euro und damit mehr als in jedem der vorhergehenden Jahre unterstützt hat,

Q. in der Erwägung, dass der vorläufige internationale Mechanismus anschließend von der Kommission entwickelt und am 16. Juni 2006 vom Europäischen Rat unterstützt wurde,

R. in der Erwägung, dass die Kommission 2006 für die drei "Fenster" des vorläufigen internationalen Mechanismus Unterstützung in Höhe von insgesamt 107,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat:

Kosten und Finanzierung des vorläufigen internationalen Mechanismus im Jahr 2006 (in Mio. Euro)

EG-Haushalt + Geber
TIM - Fenster II (Interim Emergency Relief Contribution (IERC) Phase II) 40
Gesamt Rubrik 19 08 02 01 (MEDA) 40
TIM - Fenster I (Soforthilfe-Programm der Weltbank) 10 +46,6
TIM - Fenster III (Auszahlung von Sozialbeihilfen) 57,5 +61,9
Gesamt Rubrik 19 08 03 (Friedensprozess) 67,5
Beide Rubriken insgesamt 107,5

S. in der Erwägung, dass die Maßnahmen im Rahmen des vorläufig internationalen Mechanismus zu Beginn des Jahres 2007 wegen der Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der Hamas und der Fatah erheblich erschwert wurden,