Unterrichtung durch die Bundesregierung
Mitteilung der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an das Europäische Parlament und den Rat: Antworten auf die Herausforderung von Wasserknappheit und Dürre in der Europäischen Union KOM (2007) 414 endg.; Ratsdok. 12052/07

Übermittelt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie am 30. Juli 2007 gemäß § 2 des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bund und Ländern in Angelegenheiten der Europäischen Union vom 12. März 1993 (BGBl. I S. 313), zuletzt geändert durch das Förderalismusreform-Begleitgesetz vom 5. September 2006 (BGBl. I S. 2098).

Die Kommission der Europäischen Gemeinschaften hat die Vorlage am 19. Juli 2007 dem Bundesrat zugeleitet.

Die Vorlage ist von der Kommission am 20. Juli 2007 dem Generalsekretär/Hohen Vertreter des Rates der Europäischen Union übermittelt worden.


Hinweis: vgl.
Drucksache 319/97 = AE-Nr. 971242 und
Drucksache 469/07 (PDF) = AE-Nr. 070567

Mitteilung der Kommission An das Europäische Parlament und den Rat
Antworten auf die Herausforderung von Wasserknappheit und Dürre in der Europäischen Union (Text von Bedeutung für den EWR)

Der Zugang zu Wasser von guter Qualität in ausreichender Menge ist eine wesentliche Voraussetzung für das tägliche Leben jedes Menschen und die meisten Wirtschaftstätigkeiten.

Wasserknappheit und Dürre sind schon heute eine große Herausforderung - und der Klimawandel wird das Problem voraussichtlich noch verschärfen. Das ist ein globales Problem, von dem auch die Europäische Union nicht verschont bleibt.

In den letzten dreißig Jahren ist die Zahl und Intensität der Dürreperioden in der EU steil angestiegen. Die Zahl der von Dürre betroffenen Gebiete und Menschen erhöhte sich von 1976 bis 2006 um nahezu 20%. Von einer der längsten Dürreperioden im Jahre 2003 waren mehr als über 100 Millionen der Bewohner der EU und ein Drittel ihres Gebietes betroffen.

Die Schäden für die europäische Wirtschaft beliefen sich auf mindestens 8,7 Mrd. EUR. Die Gesamtkosten der Dürreschäden in den letzten dreißig Jahren betrugen 100 Mrd. EUR. Die jährlichen Durchschnittskosten haben sich in der gleichen Zeit vervierfacht1.

Während mit "Dürre" ein zeitweiliger Rückgang der Wasserzufuhr, beispielsweise infolge ausbleibenden Regens, bezeichnet wird, bedeutet "Wassermangel", dass mehr Wasser gebraucht wird, als die Wasserressourcen hergeben, wenn sie auf nachhaltige Weise ausgebeutet werden. Wenigstens 11% der Bevölkerung Europas und 17% seines Gebiets waren bisher von Wasserknappheit betroffen. Die jüngste Entwicklung weist auf eine erhebliche Ausweitung des Phänomens in Europa hin.

Wasserknappheit und Dürre sind also nicht nur ein Thema für Wasserbewirtschafter. Sie wirken sich vielmehr unmittelbar auf das Leben der Bürger und auf die Wirtschaftszweige aus die wie Landwirtschaft, Fremdenverkehr, Industrie, Energiewirtschaft und Verkehrswesen Wasser verbrauchen und vom Wasser abhängen. Insbesondere Wasserkraft, eine kohlenstoffneutrale Energiequelle, hängt in entscheidendem Maße von der Wasserzufuhr ab. Wasserknappheit und Dürre haben durch ihre negativen Auswirkungen auf Artenvielfalt und Wasserqualität, wegen der erhöhten Gefahr von Waldbränden und Bodenverarmung, außerdem noch weiterreichende Folgen für die Natur insgesamt.

Dieses Problem wird angesichts des Klimawandels und trotz der erheblichen Bemühungen der EUzu seiner Bewältigung fortbestehen und sich sogar verschärfen, wie die Kommission in einem kürzlich angenommenen Grünbuch zur Anpassung an den Klimawandel unterstreicht.

Nach Einschätzung des Zwischenstaatlichen Ausschusses über Klimaänderungen2 dürfte ein Anstieg der Temperaturen um 2-3°C bei 1,1-3,2 Mrd. Menschen zur Wasserknappheit führen.

Dürregebiete werden sich voraussichtlich ausbreiten. Diese Aussichten machen wirksame Strategien zur Bekämpfung des Dürrerisikos zu einem vordringlichen Ziel der EU.

Am 10. Januar 2007 nahm die Kommission ein Energie- und Klimapaket mit dem Ziel einer nachhaltigen wettbewerbsfähigen und sicheren Energiepolitik in der EU an. Einer der Schwerpunkte des Pakets ist die Absicht, das Energieproblem erst durch einen sachgemäßeren Energiegebrauch anzugehen, bevor nach anderen Möglichkeiten Ausschau gehalten wird.

Dieser Ansatz gilt auch für das Problem der Wasserknappheit und Dürre. Für seine Bewältigung kommt es in erster Linie darauf an, dass sich die Wirtschaft auf einen sachgemäßen und sparsamen Wassergebrauch umstellt. Wasser sparen heißt auch Energie sparen denn die Gewinnung, Beförderung und Behandlung von Wasser sind mit einem hohen Energieverbrauch verbunden. Deshalb ist eine bessere Bewirtschaftung des Wasserbedarfs von wesentlicher Bedeutung. Wasser wird ebenso wie Energie bei allen alltäglichen, wirtschaftlichen and sozialen Tätigkeiten des Menschen gebraucht. Somit ist ein weites Spektrum politischer Ansätze in Betracht zu ziehen.

Vor diesem Hintergrund bietet die vorliegende Mitteilung eine Reihe von Optionen auf europäischer nationaler und regionaler Ebene als erste Antwort auf die Herausforderung der Wasserknappheit und Dürre in der Union und zur Linderung der durch sie verursachten Probleme. Die Kommission verpflichtet sich auch weiterhin, das Thema immer wieder auf internationaler Ebene anzusprechen, vor allem im Rahmen der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung und dem Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen.

Mit dieser Mitteilung entspricht sie auch der Forderung des Rates Umwelt im Juni 2006, angesichts von Wasserknappheit und Dürre tätig zu werden.

1. Hintergrund

Zu untersuchen sind die folgenden Aspekte:

2. Antworten auf die Herausforderung: Politische Leitlinien für das künftige Vorgehen

Aus den Befragungen der Akteure und der dem jetzigen Stand der Dinge angemessenen Folgeabschätzung, die für diese Mitteilung ausgeführt wurde, ergibt sich, dass ein in einer Mischung von Optionen bestehender integrierter Ansatz im Vergleich zu lediglich an der Wasserversorgung oder wirtschaftlichen Instrumenten ansetzenden Vorgehensweisen tatsächlich am besten geeignet ist, die Probleme von Wasserknappheit und Dürre zu lösen.

In den kommenden Monaten sind weitere ökonomische und rechtliche Untersuchungen nötig, damit im Detail Potential, Machbarkeit und möglicher Zeitrahmen für jede der erwogenen Optionen bestimmt werden kann. Bevor eine der vorgeschlagenen Maßnahmen in Angriff genommen wird, sind jeweils Folgenabschätzungen durchzuführen.

2.1. Der richtige Wassertarif

Problembeschreibung:

Die Kommission unterstützt, wie sie in ihrem kürzlich angenommenen einschlägigen Grünbuch5 betont hat, nachdrücklich die Verwendung von Marktinstrumenten im Umweltbereich. Der in der WRR festgelegte bestehende rechtliche Rahmen bietet zahlreiche Möglichkeiten für den Gebrauch solcher Instrumente im Zusammenhang mit Wasserknappheit und Dürre. Trotz den spezifischen Forderungen in der WRR (Artikel 9) wurden sie bisher von den Mitgliedstaaten noch nicht in großem Umfang genutzt. Auch tarifpolitische Vorkehrungen, die sehr wohlüberlegt scheinen, können völlig wirkungslos verpuffen wenn der größte Teil des Wasserentnahme von den Behörden nicht einmal gemessen oder registriert wird. Artikel 11 der WRR schreibt die Einführung einer systematischen Kontrolle der Wasserentnahme vor.

Weiteres Vorgehen:

Auf nationaler Ebene, bis 2010:

Empfehlenswerte Praxis:

In Frankreich müssen Bewässerungsanlagen mit Wassermessgeräten ausgestattet sein, wenn eine gewisse Aufnahmeschwelle überschritten wird. In den Jahren 2000-2003 erhöhte sich der Anteil der so ausgestatteten Anlagen von 54% auf 71%, die 85% des zu bewässernden Gebietes abdecken.

2.2. Sachgemäßere Zuteilung von Wasser und wasserwirtschaftsbezogenen Finanzmitteln

2.2.1. Verbesserte Raumordnung

Problembeschreibung:

Die wirtschaftliche Erschließung von Flusseinzugsgebieten kann sich nachteilig auf die Verfügbarkeit von Wasser auswirken. Ein besonderes Augemerk ist dabei auf Einzugsgebiete mit fast ständigen Wasserproblemen oder wiederkehrender Wasserknappheit zu legen. Die geltenden politischen Strategien der EU haben dazu beigetragen, die Belastung dieser Einzugsgebiete zu verstärken. So hatte beispielsweise die weitverbreitete Einrichtung von Ferienkolonien in gefährdeten Flusseinzugsgebieten erhebliche Folgen für die örtlichen Wasserressourcen. Auch die diesbezüglichen Auswirkungen der Landwirtschaft sind erheblich vor allem wegen der Bewässerung. Das Problem einer überhöhten Wasserentnahme bleibt auch wegen der halbherzigen Entkopplung der GAP-Beihilfen durch manche Mitgliedstaaten aktuell. Die verschiedenen GAP-Reformen und insbesondere die Förderung der Entwicklung des ländlichen Raumes haben bereits zu einer Verbesserung der Situation beigetragen. Künftige Anpassungen der GAP und die "Gesundheitsuntersuchung" von 2008 könnten Gelegenheiten zur Prüfung der Frage bieten, wie die Anpassung an den Klimawandel besser in Programme zur Förderung der Landwirtschaft einbezogen werden könnte. In diesem Zusammenhang sollte beispielsweise erörtert werden, in welchem Umfang im Rahmen der GAP- und der "Gesundheitsuntersuchung" von 2008 eine vollständige Entkopplung und eine vermehrte Unterstützung der Wasserbewirtschaftung in Programmen zur Entwicklung des ländlichen Raumes gefördert werden könnten. Wichtig ist auch zu untersuchen, wie sich der vermehrte Rückgriff auf Biobrennstoffe auf die Wasserverfügbarkeit auswirkt. Das Ausmaß aller Arten der Produktion, auch der Bewässerung und der Erzeugung von Biomasse, sowie aller anderen wirtschaftlichen Tätigkeiten sollte auf die vor Ort verfügbare Menge Wassers abgestimmt werden. Das ist eine Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Raumordnung in Europa.

Weiteres Vorgehen:

Auf europäischer Ebene:

Auf nationaler Ebene:

Empfehlenswerte Praxis:

Im Rahmen der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung hat Griechenland ein nationales Aktionsprogramm mit spezifischen Maßnahmen, die erwogen werden, wenn sich Angebot und Nachfrage nicht decken, verabschiedet.

2.2.2. Finanzierung einer sachgemäßen Wassernutzung

Problembeschreibung:

Das Potential für eine sachgemäße Wassernutzung in der EU ist noch nicht voll ausgeschöpft.

Eine Reihe von Maßnahmen werden trotz ihrer Kostenwirksamkeit nicht getroffen, weil keine Mittel dafür vorhanden sind.

Die Bewältigung der Folgen des Klimawandels, insbesondere von Wasserknappheit und Dürre, ist eines der vorrangigen Ziele der Regionalpolitik der EU für den Zeitraum 2007-2013. Im neuen rechtlichen Rahmen sind Investitionen in die Wasserbewirtschaftung (Speicherung, Verteilung, Behandlung), in saubere und wassersparende technische Verfahren sowie in Vorkehrungen zur Risikovorbeugung vorgesehen.

Die europäischen Fonds und einzelstaatliche Beihilfen bieten beträchtliche Möglichkeiten, dieser Herausforderung zu begegnen, aber die Mittel reichen offensichtlich nicht aus, um alle Probleme zu lösen.

Nationale Schwerpunkte können, wenn vorrangig die Erschließung zusätzliche Wasserversorgungsinfrastrukturen gefördert werden, gegenteilige, gegen die Hierarchie der Lösungsansätze für das Wasserproblem und gegen die erforderliche bevorzugte Förderung des Wassersparens und von Maßnahmen zur Effizienzsteigerung gerichtete Wirkungen haben.

Es kommt weiterhin wesentlich darauf an sicherzustellen, dass die Zuteilung von Mitteln in ausreichendem Ausmaße an die Voraussetzung geknüpft wird, unabhängige und im voraus einzureichende Belege einer vollen Nutzung aller Möglichkeiten von Wassereinsparungen und einer sachgemäßen Nutzung, einer sachgemäßen Wassertarifpolitik und Verbrauchsmessung, von Mindestleistungsstandards für öffentlichen Wasserversorgungsnetze oder der Projektkostendeckung durch die betroffenen Wassernutzer einzureichen. Nationale

Fördermaßnahmen müssen auch voll und ganz den Vorschriften über staatliche Beihilfen entsprechen sofern diese anwendbar sind.

Weiteres Vorgehen:

Auf europäischer Ebene:

Auf nationaler Ebene:

Empfehlenswerte Praxis:

Zypern hat Maßnahmen für einen sparsamen Umgang mit Wasser in den Haushalten ergriffen: es fördert die Verwendung von Brauchwasser (d.h. von Waschwasser und Abwasser aus Waschmaschinen) für Gartenbewässerung und Toilettenspülung und konnte so den Pro-Kopf-Wasserverbrauch um bis zu 40% senken. Im Jahr 2007 werden staatliche Beihilfen 75% der Kosten dieser Regelung decken.

In Deutschland unterstützt ein Fünftel der größten Städte das Sammeln von Regenwasser auf mehr als zehn Jahre mit dem Ziel, bis 2010 15% der Gebäude mit entsprechenden Vorrichtungen auszurüsten.

2.3. Verbesserte Dürrerisikosteuerung

2.3.1. Aufstellung von Plänen zur Dürrerisikosteuerung

Problembeschreibung:

Infolge der wachsenden Zahl von Dürreperioden in den vergangenen Jahren sind einige Mitgliedstaaten von der Krisensteuerung zur Dürrerisikosteuerung übergegangen. Die damit verbundenen Maßnahmen münden oft in umfassende Pläne zur Dürrerisikosteuerung mit der kartographischen Erfassung wasserarmer Gebiete, der Festlegung von Alarmstufen,

Einrichtung von Warnsystemen usw. Die WRR bietet den erforderlichen Spielraum für spezifische Pläne zur Dürrerisikosteuerung in den einschlägigen Flusseinzugsgebieten.

Weiteres Vorgehen:

Auf europäischer Ebene:

Förderung des Austauschs von Daten und nachahmenswerten Beispielen zur Dürrerisikosteuerung. Festlegung von Methoden zur Aufstellung von Alarmschwellen bei Dürre und zur Kartographierung von Dürregebieten. Formulierung von Empfehlungen bis Ende 2008.

Auf nationaler Ebene:

Empfehlenswerte Praxis:

Spanien und die Niederlande haben bereits nationale Pläne zur Bewältigung von Dürrerisiken umgesetzt.

Das im Rahmen der gemeinsamen Umsetzungsstrategie der WRR eingerichtete Europäische Sachverständigennetz arbeitet an der Aufstellung von Plänen zur Dürrerisikosteuerung. Auf spanische Initiative fanden im Juni 2007 erste Seminare statt.

2.3.2. Einrichtung einer Beobachtungsstelle und eines Frühwarnsystems für Dürregefahren

Problembeschreibung:

Die Kommission baut zur Zeit eine Europäische Dürrebeobachtungsstelle auf, die die Kenntnisse über das Phänomen vermehren wird. Leistungsfähige Alarmsysteme sind ein weiteres wichtiges Element der Risikosteuerung. Ein Frühwarnungssystem wird daher folgen, um die Bereitschaft der einschlägigen Behörden im Fall einer Dürre zu verbessern. Dieses System wird die Sammlung einschlägiger Daten und Forschungsergebnisse, die Dürreüberwachung, -erfassung und -vorhersage verschiedener räumlicher Reichweite, von lokalen und regionalen Vorgängen bis zu einem kontinentalen Überblick auf EU-Ebene, zusammenfassen und die Voraussage künftiger Ereignisse ermöglichen.

Weiteres Vorgehen:

Auf europäischer und nationaler Ebene:

Empfehlenswerte Praxis:

Im Rahmen der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung ist in Slowenien eine Dürresteuerungsstelle für Südosteuropa mit den Tätigkeitsbereichen Dürrebereitschaft, -beobachtung, -vorhersage und -steuerung eingerichtet worden.

Im Zusammenhang mit dem 5. Rahmenprogramm wurde ein Europäisches Dürrezentrum vorgeschlagen. Dabei handelt es sich um ein virtuelles Kompetenzzentrum, das die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Nutzern und den Kapazitätenaufbau im wechselseitigen Austausch fördert und so die Bereitschaft und Flexibilität der Gesellschaft angesichts von Dürreereignissen erhöht.

2.3.3. Weiter verbesserte Nutzung des Europäischen Solidaritätsfonds und des

Gemeinschaftsmechanismus für den Katastrophenschutz

Problembeschreibung:

Bisher haben von schweren Dürreperioden heimgesuchte Mitgliedstaaten noch keine Hilfe aus dem Solidaritätsfonds der Europäischen Union (SFEU) beantragt. Sie haben auch keine Notversorgung mit Wasser im Rahmen des Katastrophenschutzes angefordert.

Weiteres Vorgehen:

Auf europäischer Ebene:

2.4. Planung zusätzlicher Wasserversorgungsinfrastrukturen

Problembeschreibung:

In Regionen, in denen alle Präventionsmaßnahmen entsprechend der Hierarchie der Wasserpolitik (vom Wassersparen, über Alternativlösungen bis zur Wassertarifpolitik) und unter angemessener Berücksichtigung des Kosten/Nutzen-Verhältnisses umgesetzt wurden und der Wasserbedarf gleichwohl weiterhin die Kapazität der Ressourcen übersteigt, können zusätzliche Wasserversorgungsinfrastrukturen unter bestimmten Umständen als ein möglicher weiterer Ansatz zur Bewältigung der Folgen schwerer Dürreperioden in Betracht gezogen werden.

Es gibt mehrere Möglichkeiten zusätzlicher Wasserversorgungsinfrastrukturen wie beispielsweise die Speicherung von Oberflächen- oder Grundwasser, die Wasserentnahme oder die Erschließung anderer Quellen.

Der Bau neuer Wasserdämme und -fernleitungen unterliegt dem EU-Recht. Die Stauung oder Umleitung von Wasserströmen stellt zwangsläufig einen erheblichen Eingriff in den Wasserhaushalt dar und muss daher spezifischen und strengen Auflagen genügen. Außerdem beschwören solche Großprojekte oftmals soziale und politische Konflikte zwischen Spender- und Empfängergebieten herauf, bei denen die Nachhaltigkeit dieser Vorhaben in Frage gestellt wird.

Alternativverfahren wie die Entsalzung oder die Aufbereitung von Abwasser werden in ganz Europa in zunehmenden Maße als mögliche Lösungen angesehen. Die Kommission wird ihr abschließendes Urteil dazu erst nach weiteren Risiko- und Folgeabschätzungsmaßnahmen abgeben und dabei die spezifischen biogeographischen Verhältnisse in den Mitgliedstaaten und Regionen berücksichtigen.

Weiteres Vorgehen:

Auf europäischer Ebene:

Empfehlenswerte Praxis:

Zur Zeit laufen Forschungsvorhaben wie MEDINA7 und MEDESOL8 (6. Forschungsrahmenprogramm) mit dem Ziel, bei der Entsalzung den Anfall an Salzlake bzw. den Energieverbrauch möglichst geringzuhalten.

2.5. Förderung wassersparender Technologien und Verfahren

Problembeschreibung:

Alle Wirtschaftssektoren müssen weiter an Technologien und Verfahren für eine sachgemäße Wassernutzung arbeiten. Die Wassernutzung kann in der EU noch erheblich verbessert werden. In manchen Regionen könnte der Wasserverbrauch in Gebäuden um bis zu 30% gesenkt werden9. In einigen Städten erreicht der Wasserverlust durch lecke Leitungen Werte über 50%. Eine Wasserverschwendung ähnlichen Ausmaßes wurde in Bewässerungsanlagen festgestellt. Zusätzlich zu verbesserten technischen Einrichtungen ist die Modernisierung der Wasserbewirtschaftungsverfahren ein Erfordernis für alle Wirtschaftszweigen mit hohem Wasserverbrauch (z.B. die Landwirtschaft, die herstellende Industrie oder der Fremdenverkehr).

Weiteres Vorgehen:

Auf europäischer Ebene:

Auf nationaler Ebene:

Empfehlenswerte Praxis:

In mehreren spanischen Städten wurden sehr erfolgreiche zukunftsweisende Wassersparprogramme aufgelegt. So nahm Zaragoza 1997 ein umfassendes Programme zur Modernisierung von Wassergeräten und -anlagen, zur Einführung von Messvorrichtungen und zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit in Angriff. Im Ergebnis sank der Jahresverbrauch von Wasser um 1,2 Mrd. Liter und erreichte damit den geringsten Wert für den Tagesverbrauch pro Kopf und Tag in Spanien (96 l/Person/Tag).

2.6. Förderung einer wassersparfreundlichen Kultur in Europa

Problembeschreibung:

Damit eine Kultur verantwortungsbewussten Wassersparens und eines sachgemäßen Umgangs mit der Ressource entsteht, bedarf es einer entschlossenen Öffentlichkeitsarbeit, an der alle Akteure des Wassersektors beteiligt werden müssen. Vorrang haben Maßnahmen zur Wissensvermittlung, Erziehung und Ausbildung.

Verbraucher wollen in zunehmendem Maße darüber unterrichtet werden, wie Wasser auf allen Stufen der Fertigung von Industrieprodukten oder von landwirtschaftlichen

Erzeugnissen/Nahrungsmitteln genutzt wird. Die Etikettierung ist eine wirksame Methode, um gezielte Informationen über Wassereffizienz und nachhaltige Wasserbewirtschaftungsverfahren in der Öffentlichkeit zu verbreiten. Der Vertrieb immer leistungsfähigerer Geräte bzw. wassersparfreundlicher Produkte ist zu fördern.

Im Einklang mit dem Prinzip der Sozialen Unternehmensführung (SUF) sollten die wirtschaftlichen Akteure, die an Qualitäts- oder Zertifizierungsregelungen teilnehmen, dazu veranlasst werden, bei der Vermarktung ihrer Erzeugnisse mit einer sachgemäßen Wassernutzung zu werben.

Weiteres Vorgehen:

Auf europäischer Ebene:

Empfehlenswerte Praxis:

Im Sommer 2006 lief in Frankreich eine nationale Kampagne unter dem Motto "Genug Wasser für alle?" an. Bei der Kampagne mit Fernseh- und Radiospots wurde für Wassersparbemühungen jedes Einzelnen geworben. In der Öffentlichkeit wurden die Botschaften als überzeugend angesehen. 88% der Befragten gaben an, Wasser sparen zu wollen.

2.7. Mehr Wissen und eine verbesserte Datenerhebung

2.7.1. Ein europaweites Informationssystem zur Wasserknappheit und Dürre

Problembeschreibung:

Für die Entscheidungsfindung auf allen Ebenen sind verlässliche Daten zum Ausmaß und den Auswirkungen von Wasserknappheit und Dürre unabdingbar. Zum Zwecke vergleichbarer Daten in der EU bedarf es übereinstimmender Definitionen. Das vor kurzem der Öffentlichkeit zugänglich gemachte Wasser-Informationssystems für Europa (WISE)11 stellt ein ideales Forum zur Integration und Verbreitung solcher Daten dar.

Weiteres Vorgehen:

2.7.2. Forschung und Möglichkeiten technologischer Entwicklung

Problembeschreibung:

Dank der Förderung und Koordinierung der Forschungsbemühungen zwischen der EU und den Mitgliedstaaten sowie der Verbreitung der Forschungsergebnisse zwischen ihnen wird sich sicherstellen lassen, dass der Forschungsbedarf und das Forschungsangebot für die Gesellschaft einschließlich der Fachkräfte und der politischen Entscheidungsträger so gut wie möglich aufeinander abgestimmt sind. LIFE+ und die grenzüberschreitenden Programme zur Steuerung von Wasserknappheit und Dürre im Rahmens des Europäischen Nachbarschafts- und Partnerschaftsinstruments (ENPI) sind zu koordinieren. Es sollte nach diesbezüglichen Synergien zwischen Politik und Forschung gesucht werden.

Weiteres Vorgehen

3. Schlussfolgerungen

Wasserknappheit und Dürre müssen als wesentliches Umweltproblem und ihre Bewältigung als Vorbedingung eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums in Europa gesehen werden. Zu einer Zeit, da die EU sich bemüht, die Wirtschaft wiederzubeleben und zu stärken und ihre führende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel zu behalten, kann die Entwicklung einer wirksamen Strategie mit dem Ziel eines sachgemäßen Umgangs mit der Ressource Wasser einen wesentlichen Beitrag liefern.

Die vorliegende Mitteilung enthält ein erstes Bündel politischer Ansätze, mit denen eine breite Debatte zur Frage eröffnet werden soll, wie Wasserknappheit und Dürre, zwei Probleme, die sich im Zusammenhang mit dem Klimawandel noch verschärfen dürften, zu bewältigen sind. Die in der Mitteilung gemachten Vorschläge könnten schon bald Erfolge zeitigen. Nach Auffassung der Kommission sollten daher die Bemühungen verstärkt werden, diese Maßnahmen zügig in der ganzen EU umzusetzen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig die mögliche Bedeutung der aktuellsten Forschungsergebnisse für die Politik zu erörtern. Die Kommission wird die Fortschritte bei der Verfolgung dieser Leitziele prüfen und dem Rat und dem Europäischen Parlament Bericht erstatten. Der Bericht wird auf einem für 2008 geplanten Forum der Akteure vorgestellt.

Bei ihren weiteren Schritten in den nächsten paar Jahren wird sich die Kommission an den Diskussionen über diese Mitteilung im Ministerrat - beginnend mit dem Informellen Rat Umwelt am 1. September 2007 - und dem Europäischen Parlament und den Ergebnissen des obengenannten Berichts orientieren.