8. Der Bundesrat hat in diesem Zusammenhang insbesondere Bedenken gegen den von der Kommission in Abschnitt 2.1 skizzierten Schwerpunktbereich "Effektivere nationale Forschungssysteme" und sieht weder Bedarf zur Reformierung noch zur Vereinheitlichung von Rechtsvorschriften.
Bei der Vergabe von Fördermitteln werden die genannten Konzepte des Wettbewerbs sowie des "Peer Review" in Deutschland bereits erfolgreich angewandt.
Der Bundesrat ist ebenfalls der Auffassung, dass eine transparente Vergabe von Forschungsmitteln im Wettbewerb und eine regelmäßige Evaluierung der Forschungseinrichtungen die Qualität der Forschung sichert. In Deutschland hat sich bereits seit langem eine umfassende Evaluationskultur durchgesetzt, die sämtliche Bereiche der Bildung und der Forschung umfasst.
Dabei stellt die wettbewerbsgestützte Vergabe von Fördermitteln jedoch nur eine Option dar, die in passenden Fällen genutzt wird. In anderen Fällen werden offene Förderprogramme aufgelegt, die es erlauben, im Rahmen der vorhandenen Haushaltsmittel laufend Forschungsprojekte zu unterstützen. Diese Förderprogramme sind auf die besonderen Bedürfnisse von KMU ausgelegt, die mit den terminlichen Grenzen in einem wettbewerbsgestützten Verfahren nur in seltenen Fällen arbeiten können. Der Bundesrat ist deshalb der Auffassung, dass eine ausschließlich auf wettbewerblichen Kriterien basierende Vergabe von Fördermitteln die differenzierten Ansätze zur regionalen Forschungsförderung unmöglich machen würde.
Ebenso wird das "Peer Review" eng in Abhängigkeit von Aufwand und Nutzen durchgeführt. Das bedeutet, dass bei niedrigen Fördersummen allenfalls ein Sachverständiger hinzugezogen wird, während bei größeren Vorhaben mehrere Sachverständige und in Fällen mit internationalen Bezügen auch internationale Sachverständige einbezogen werden. Der Bundesrat befürchtet in diesem Zusammenhang, dass das Ziel, exzellente Forschungsleistungen zu fördern, durch die Etablierung von aufwändigen formalen Verfahren, die über die bisherige differenzierte Praxis hinausgehen und den bürokratischen Aufwand für jeden Einzelfall erhöhen, konterkariert würde. Ein internationales "Peer-Review" wird daher nicht in allen Fällen, z.B. bei regionaler FuE-Förderung, für erforderlich gehalten.
15. Der Bundesrat sieht die Bedeutung von Transparenz und Zusammenarbeit im Bereich der Sozialen Systeme für den Abbau von Mobilitätshindernissen. Er begrüßt, dass auch die Kommission die Forscherinnen und Forscher als Teil der gesamten Arbeitnehmergruppe mit hoher Mobilität innerhalb der EU sieht. Er unterstreicht aber, dass die EU hier nicht über eine harmonisierende Zuständigkeit verfügt. Insoweit verweist der Bundesrat auf seine Stellungnahme zum Weißbuch der Kommission "Eine Agenda für angemessene, sichere und nachhaltige Pensionen und Renten" vom 30. März 2012 (BR-Drucksache 094/12(B) ).
Er weist darauf hin, dass von Seiten der Länder nicht beabsichtigt ist, am bewährten System der Zusatzversorgung für Forschende im öffentlichen Bereich grundsätzlich etwas zu ändern.
Aufgrund des neuen Instruments der sogenannten "ERA-Pakte" unterstreicht er, dass die unterzeichnenden Parteien nur im Rahmen der ihnen durch Verfassung und Gesetze zustehenden Kompetenzen weitere Vereinbarungen treffen können. Der Bundesrat begrüßt deshalb, dass die Kommission erklärt, dass sie mit Akteuren nur im Rahmen von deren Zuständigkeiten verhandelt.
Die Länder unterstützen Aktivitäten, durch die Hemmnisse im Rahmen von grenzüberschreitender Mobilität abgebaut werden können, soweit die Stabilität und die Sicherheit der bestehenden und erfolgreich arbeitenden Einrichtungen der Zusatzversorgung in den Mitgliedstaaten unberührt bleiben. Aus ihrer Sicht ist hier vorrangig eine auf die Bedürfnisse der mobilen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zugeschnittene Transparenz und Information erforderlich, um diesen den Umgang mit den verschiedenen Alterssicherungssystemen zu erleichtern.
Der Bundesrat begrüßt daher ausdrücklich die Initiative von europäischen Versorgungsträgern für öffentlichrechtlich beschäftigte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, mit der im Rahmen eines Wissensportals im Internet "Find your Pension Portal" Transparenz und Information hinsichtlich der staatlichen und betrieblichen Altersversorgung hergestellt werden soll. Unter Einbeziehung von gesetzlichen Rentenversicherungsträgern der Mitgliedstaaten wird hierdurch ein wichtiger Schritt getan, um gemeinsam Hemmnisse bei der internationalen Mobilität zu beseitigen sowie die Zusammenarbeit der europäischen Versorgungsträger zu vertiefen.