BMU- / LAGa Hinweise und Erläuterungen zu Anhang 51 Abwasserverordnung:
Oberirdische Ablagerung von Abfällen
Stand: März 2002
1 Anwendungsbereich
Dieser Anhang gilt für Abwasser, dessen Schadstofffracht im Wesentlichen aus der oberirdischen Ablagerung von Abfällen stammt.
Dieser Anhang gilt nicht für Abwasser aus dem Anwendungsbereich des Anhangs 23 (Anlagen zur biologischen Behandlung von Abfällen) [6].
2 Abwasseranfall und Abwasserbehandlung
2.1 Herkunft, Menge und Beschaffenheit des Rohabwassers
Abwasser entsteht im Wesentlichen bei der Passage von Niederschlagswasser durch den Deponiekörper und aus Nebeneinrichtungen des Deponiebetriebes. Der Deponiekörper ist nach den Vorgaben der Ta Siedlungsabfall und der Ta Abfall mit einer Basisabdichtung und Drainageelementen zur Sammlung und Ableitung des Sickerwassers auszustatten. Der Abwasseranfall richtet sich vor allem nach den in der betreffenden Gegend üblichen Niederschlagsmengen, wobei Verdunstungsmengen gegebenenfalls zu berücksichtigen sind. Außerdem wird die Sickerwassermenge von den deponietechnischen Randbedingungen wie Größe der offenen Einbauflächen und Zutritt von Grund- und Schichtwasser beeinflusst. Der Sickerwasseranfall bei Hausmülldeponien beträgt etwa 20 - 30 % des Niederschlags bzw. 4 - 9 m3/(ha ⋅ d). Bei Schlackedeponien kann der Sickerwasseranfall auf 50 - 80 % des Niederschlags ansteigen.
Die Beschaffenheit von Sickerwasser wird von zahlreichen physikalisch-chemischen und biologischen Prozessen bestimmt. Sie ist überwiegend eine Funktion der Art, der Zusammensetzung und des Alters der abgelagerten Abfälle, der Mikrobiologie und der Wasserbilanz der Deponie. Obwohl zahlreiche Langzeitsimulationen von Abfallablagerungen im Labor durchgeführt wurden, sind zuverlässige Vorhersagen über die Entwicklung von Menge und Beschaffenheit des Sickerwassers kaum möglich.
Bei der Ablagerung von Bauschutt muss mit Beimengungen anderer Abfälle gerechnet werden, die zu einer Belastung des Sickerwassers führen können. Je nach Höhe und Art der Belastung muss das Sickerwasser behandelt werden.
Das Sickerwasser von Deponien bzw. Deponieabschnitten, auf denen nur verbrannter Abfall abgelagert wird, der den Anforderungen der Deponieklasse 1 der Ta Siedlungsabfall genügt, zeichnet sich durch geringe organische Belastung aus. Da bisher keine Deponien dieser Art in Betrieb genommen wurden, kann die Sickerwasserzusammensetzung nur abgeschätzt und anhand von Eluatversuchen prognostiziert werden. Die CSB-Konzentration dürfte bei 50-100 mg/l und die AOX-Konzentration unter 0,5 mg/l liegen.
Auf Siedlungsabfalldeponien werden Siedlungsabfälle und Abfälle, die wie Siedlungsabfälle entsorgt werden, abgelagert. Über Haushalte und Gewerbebetriebe werden mit Ausnahme der als Sonderabfälle separierbaren Abfälle alle Industrie- und Gewerbeprodukte nach Gebrauch entsorgt, so dass im Prinzip alle im Handel vorkommenden Substanzen abgelagert werden können. Wegen der Stoffvielfalt sind nicht alle in einer Deponie ablaufenden Reaktionen vorhersehbar. Im Sickerwasser aus Siedlungsabfalldeponien ist daher eine Vielzahl von chemischen Verbindungen enthalten. Im Gegensatz dazu werden Monodeponien und firmeneigene Deponien in der Regel nur mit einer begrenzten Abfallpalette beschickt.
Das Sickerwasser aus Sonderabfalldeponien weist häufig höhere Schwermetallgehalte und eine geringere organische Belastung auf.
Die organische Belastung des Sickerwassers unterliegt sehr starken zeitlichen Veränderungen. Dabei überwiegt in der Anfangsphase bei den ersten Ablagerungsschichten die "Saure Gärung, bei der organische Säuren produziert werden, die eine hohe organische Belastung verursachen. Nach Übergang zur "Methangärung" werden diese Säuren weitgehend zu Methan und Kohlendioxid umgesetzt und nur die biologisch schwerer abbaubaren Restprodukte verbleiben im Sickerwasser. Neben der organischen Belastung sind vor allem die hohen Stickstoffgehalte von Bedeutung. Ferner müssen die organisch gebundenen Halogene (AOX) betrachtet werden, die zum überwiegenden Teil wenig flüchtig sind [1].
Die nachfolgende Tabelle enthält Konzentrationsbereiche bzw. Maximalwerte von Sickerwasserinhaltsstoffen für verschiedene Deponiearten.
Tabelle 1 Typische Sickerwasserinhaltsstoffe für verschiedene Deponiearten 1
Parameter | Bauschuttdeponien | Deponien für Industrieabfälle | Siedlungsabfalldeponien | Sonderabfalldeponien | ||
Säuregärung | Methangärung | |||||
pH- Wert | 7 - 8,5 | 7 - 10 | 4,5 - 7,5 | 7,5 - 9 | 6 - 12 | |
BSB5 | g/l | bis 0,1 | bis 4 | 4 - 40 | 0,02 - 0,6 | bis 15 |
CSB | g/l | 0,1 - 0,25 | 0,02 - 14,2 | 6 - 60 | 0,5 - 4,5 | 0,05 - 35 |
Sulfat | mg/l | bis 450 | 200 - 3600 | 70 - 1750 | 10 - 420 | 20 - 15000 |
Ca | mg/l | bis 350 | bis 100 | 10 - 2500 | 20 - 600 | |
Mg | mg/l | bis 50 | 50 - 1150 | 40 - 350 | ||
Fe | mg/l | 4 - 260 | bis 60 | 20 - 2100 | 3 - 250 | bis 2700 |
Mn | mg/l | bis 0,5 | bis 60 | bis 45 | ||
Zn | mg/l | 0,1 - 0,6 | bis 8 | bis 120 | bis 4 | bis 30 |
Chlorid | mg/l | 100 - 600 | 300 - 12300 |
(Stand: 09.05.2023)
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