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BMU- / LAGa Hinweise und Erläuterungen zu Anhang 32
Verarbeitung von Kautschuk und Latizes, Herstellung und Verarbeitung von Gummi der Verordnung über Anforderungen an das Einleiten von Abwasser in Gewässer
Stand 17.Juni 2004
(BAnz. 2005)
1 Anwendungsbereich
Dieser Anhang gilt für Abwasser, dessen Schadstofffracht im Wesentlichen aus der Verarbeitung von Kautschuk und Latizes sowie der Herstellung und Verarbeitung von Gummi stammt.
Die Verarbeitung von Kautschuk und Latizes lässt sich hinsichtlich des Abwasseranfalls in folgende Bereiche gliedern:
Verarbeitung von Festkautschuk
Verarbeitung von Latex
Dieser Anhang gilt nicht für Abwasser aus der Behandlung von Metallteilen vor der Bindung mit Gummi, aus indirekten Kühlsystemen, aus Rückenbeschichtungen von textilen Bodenbelägen und anderen Flächengebilden sowie aus der Betriebswasseraufbereitung. Für Abwassereinleitungen von weniger als 1 m3 gilt nur Teil B dieses Anhangs. Teil B gilt für den Ort des Anfalls des Abwassers.
Die Kautschukverarbeitung ist, mit Ausnahme der Reifenfertigung, eine von kleinen und mittelständischen Industrieunternehmen geprägte Branche, in der auch handwerkliche Strukturen, z.B. in der Reifenrunderneuerung oder bei der Fertigung von Formteilen in Kleinserien für Spezialanwendungen, anzutreffen sind. Die Betriebsstätten-Statistik des Statistischen Bundesamtes weist knapp über 330 Betriebe der Gummiwarenherstellung aus. Die meisten dieser Betriebe fertigen auf der Basis zugekaufter unvulkanisierter Mischungen. Die Herstellung von Elastomer-Produkten vom Rohstoff Kautschuk ist auf etwa ein Viertel der Betriebe beschränkt. Die meisten Betriebe sind Indirekteinleiter.
2.1 Herkunft, Menge und Beschaffenheit des Rohabwassers
2.1.1 Herstellung und Verarbeitung von Festkautschuk, Verarbeitung von Latex
Der Ausgangsstoff für die Herstellung von Gummiartikeln ist Kautschuk oder Latex. Die Verarbeitung zu Gummi erfolgt durch Vernetzung (Vulkanisation), hauptsächlich mit Schwefel oder Schwefelverbindungen, zum so genannten Elastomer. Je nach Herkunft unterscheidet man zwischen Natur- und Synthesekautschukarten bzw. -latizes.
Latex war ursprünglich die Bezeichnung für den milchigen Saft kautschukführender Pflanzen, heute ist es der Oberbegriff für die kolloidale Dispersion von Kautschuk in Wasser und umfasst somit auch synthetischen Latex. Der Naturkautschuk (NR) wird in den Anbauländern durch Konzentrieren des Naturlatex hergestellt.
Synthetischer Kautschuk und Latex werden in Betrieben der chemischen Industrie hergestellt und fallen daher unter Anhang 22. Der Abwasseranfall ist zudem gering. Im Wesentlichen handelt es sich um Spülwasser mit einem Restfeststoffgehalt von 3-5 %. Durch mechanische Verfahren können die Feststoffe abgetrennt werden. In Teilbereichen ist eine Wiederverwendung und damit ein abwasserfreier Betrieb möglich. Die Herstellung wird hier kurz erläutert.
Die Kautschukherstellung erfolgt in drei Abschnitten: Polymerisation, Aufarbeitung und Konfektionierung. Für die Polymerisation werden die Rohstoffe, im Wesentlichen Butadien, Acrylnitril (ACN), Emulgator und Wasser, aufgegeben und in einer Rührkesselkaskade zur Reaktion gebracht. Durch Zugabe von Stoppern wird der Polymerisationsprozess beendet, und die Restmonomere werden aus dem entstandenen Latex durch Entgasung entfernt. Bei der Aufarbeitung werden durch Zugabe von Destabilisatoren, Elektrolyten, Calciumchlorid und Dampf die Polymere ausgefällt, durch Siebe abgetrennt und gewaschen. Die Entwässerung und Trocknung erfolgt im Fließbettverfahren. Im Rahmen der Konfektionierung werden die gewonnenen Polymere zu Ballen gepresst, kontrolliert, gewogen und gekennzeichnet.
Die Latexherstellung erfolgt wie bei der Kautschukherstellung beschrieben, jedoch im Batchbetrieb. Mittels Ultrafiltration können aus dem latexhaltigen Spülwasser die Polymere abgetrennt werden. Durch Nachschaltung einer Umkehrosmose zur Konzentrierung der Emulgatoren ist deren Wiederverwertung grundsätzlich möglich. Das Permeat kann dem Produktionsprozess wieder zugeführt werden.
Die Verarbeitung des Ausgangsmaterials Festkautschuk oder Latex ist in drei Abschnitte gegliedert: Herstellung der Mischung, Formgebung und Vulkanisation. Zur Erzielung der gewünschten Produkteigenschaften werden dem Kautschuk Vulkanisationschemikalien und Zusatzstoffe zugesetzt. Bei der Vulkanisation geht der vorwiegend plastische Kautschuk durch chemischphysikalische Umwandlung (Vernetzung) in den gummielastischen Zustand (Elastomer) über.
2.1.1.1 Kautschukmischungen, Rohlinge, Kautschuklösungen
Die Kautschukmischung besteht aus dem Polymer (Natur- und/oder Synthesekautschuk) und verschiedenen Zusatzstoffen. Für die unterschiedlichen Anforderungen finden bis zu 900 verschiedene Stoffe Verwendung; selbst für eine eingeschränkte Produktpalette können noch etwa 200 Komponenten erforderlich sein. Im Durchschnitt besteht eine Mischung aus 10 bis 20 Komponenten. Die Zusatzstoffe lassen sich in folgende wesentlichen Gruppen aufteilen:
(Stand: 05.06.2023)
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