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TRGS 910-51. 1,3-Butadien

(BArbBl. 9/83 S. 35)


Krebserzeugender
Stoff

Gruppen

I
(sehr stark gefährdend)
II
(stark gefährdend)
III
(gefährdend)

Massengehalte im Gefahrstoff in v. H.

1,3-Butadien     > 1

Erläuterung:

Im Tierversuch hat sich 1,2-Epoxybuten-3 als der wesentliche primäre Metabolit des 1,3-Butadien erwiesen. Sowohl das 1,3-Butadien selbst als auch 1,2-Epoxybuten-3 sind bei Salmonella typhimurium (Ta 1530 und Ta 1535) direkte Mutagene.

Untersuchungen an mehr als 13000 Butadien-exponierten Beschäftigten ergaben keinen Nachweis einer signifikant erhöhten Krebsrate. Allerdings fanden sich gewisse Auffälligkeiten (Magen-Darm-Trakt, Kehlkopf, Niere, Hoden, Hodgkin), denen weiter nachgegangen werden sollte.

In einem lnhalationsversuch an Ratten wurden die Konzentrationen von 1000 ppm und 8000 ppm geprüft (6 Std./Tag; 5 x/Woche über 2 Jahre). Selbst die hohe Konzentration wurde relativ gut vertragen. Während in diesem Versuch die Gesamtzahl aller Tumoren unter der Behandlung mit   1,3-Butadien ziemlich genau der Tumorenzahl in der Kontrollgruppe entsprach, war die Zahl einiger Tumoren mit spezifischen Lokalisationen leicht erhöht (gutartige Mamma- und Hodentumoren, Gehörgangstumoren und bösartige Uterus-/Vaginaltumoren). Demgegenüber waren andere Tumorlokalisationen in den Behandlungsgruppen weniger häufig (Nebenniere, Hypophyse).

In einem Inhalationsversuch an Mäusen wurden die Konzentrationen von 625 ppm und 1250 ppm geprüft (6 Std./Tag; 5 x/Woche über 61 Wochen).

Bei der Mehrzahl der männlichen Mause und in einigen Fallen auch bei weiblichen Mausen ließen sich bei der hohen Konzentration deutliche Läsionen des Nasen hohlen Epithels nachweisen (Entzündung Fibrose, Metaplasie bzw. Riech epithel- Atrophie) Dies spricht auch dafür daß bei der Maus die Konzentration von 1250 ppm als die maximalverträgliche angesehen werden kann. Bei der Mehrzahl der weiblichen Mäuse und bei etwa einem Drittel der männlichen Mäuse traten unter der Behandlung mit 1,3-Butadien, aber dosisunabhängig, Ovar- bzw. Hodenatrophien auf. Nach 61 Wochen wurde der Versuch beendet, weil sich bei den Versuchsmäusen schon sehr viele Tumoren entwickelt hatten. Die wichtigsten Tumorhäufigkeiten sind nachfolgend aufgeführt (pro Dosis und Geschlecht 50 B6C3-F1Mäuse):

0
ppm
625
ppm
1250
ppm
Lunge (meist gutartig) 5 29 44
Lymphom (bösartig) 1 33 39
Hämangiosarkom - 27 25
Ovar (meist gutartig) - 9 15
Vormagen (meist gutartig) - 12 12
Leber (meist gutartig) 8 8 7
Mamma (meist gutartig) - 8 6

Bei den unter der Einwirkung von 1 ,3-Butadien sehr deutlich vermehrt auftretenden Tumoren handelt es sich weitgehend um solche, die auch bei unbehandelten Kontrollmäusen (Spontantumoren) häufig sind. Die große Differenz in den Häufigkeiten dieser Tumoren in den Versuchsgruppen im Vergleich zu den Kontrollgruppen erklärt sich zu einem großen Teil daraus, daß die Kontrolltiere zusammen mit den Versuchstieren bereits nach 61 Wochen abgetötet wurden. Spontantumoren treten nämlich hauptsächlich gegen Ende der Lebenszeit nach etwa  11/2 - 2 Jahren auf. Die zahlreichen Lymphknoten-Hyperplasien, die sich bei den unbehandelten Mäusen zum Zeitpunkt der Abtötung entwickelt hatten, könnten deswegen als Vorläufer von Lymphomen angesehen werden.

0
ppm
625
ppm
1250
ppm
Lymphknoten
malignes Lymphom 1 33 39
Hyperplasie 36 4 2

Bei den erfahrungsgemäß bezüglich einer Tumorentwicklung empfindlichen B6C3-Mäusen liegt der Effekt des 1,3-Butadien wahrscheinlich im wesentlich in einer Beschleunigung der Tumorentstehung in entsprechend empfindlichen Geweben.

Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse wird 1,3-Butadien in die Gruppe der gefährdenden krebserzeugenden Arbeitsstoffe eingestuft (Gruppe III), und zwar mit einer Konzentration> 1 %

Literatur:

"Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe" (Toxikologisch-arbeitsmedizinische Begründung von MAK-Werten) der Arbeitsstoff-Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Verlag Chemie.

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