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TRGS 910-43: Dichloracetylen
(BArbBl. 9/83 S. 35)
Krebserzeugender |
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I (sehr stark gefährdend) |
II (stark gefährdend) |
III (gefährdend) |
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Massengehalte im Gefahrstoff in v. H. |
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Dichloracetylen | > 1 | < 1-0,1 |
Begründung:
Dichloracetylen weist eine hohe chemische Reaktivität auf. Allein ist es nicht stabil, sondern es zersetzt sich bei Zutritt von Luft sofort in eine Reihe von meist perchlorierten Verbindungen. Von toxikologischem Interesse sind daher insbesondere stabile Gemische von Dichloracetylen mit Verbindungen wie Trichlorethylen oder Acetylen. Aus den beiden Verbindungen kann Dichloracetylen auch am Arbeitsplatz entstehen.
Dichloracetylen hat einen süßlichen, unangenehmen Geruch, es reizt die Schleimhäute von Augen und
Atemwegen und ist im Ames-Test mutagen.
Beim Menschen führt die Inhalation von Dichloracetylen zu typischen Schädigungen der Hirnnerven, wodurch es (meist nach Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und Erbrechen) bevorzugt zu irreversiblen Sensibilitätsausfällen im Gesicht kommen kann. Im Tierversuch (Mäuse, Ratten, Kaninchen) wirkt Dichloracetylen ausgesprochen nierentoxisch.
In einer Langzeitinhalations-Studie wurden Gruppen von je 30 männlichen und 30 weiblichen Mäusen und
Ratten Dichloracetylen exponiert (Acetylen als Stabilisator; Dichloracetylen : Acetylen = 1: 2).
Mäuse: 9 ppm Dichloracetylen; 6 Std./Tag; 1 x / Woche über 12 Monate
Ratten: 14 ppm Dichloracetylen; 6 Std./Tag; 2 x / Woche über 18 Monate
Nach der Expositionszeit wurden die Tiere bis zu ihrem natürlichen Tod weiterbeobachtet.
Folgende (statistisch signifikant erhöhte) Tumorhäufigkeiten wurden beobachtet (in Klammern die entsprechenden Zahlen bei den Kontrolltieren):
Gutartige Nierentumoren bei 38/60 (8/54) Mäusen 10/59 (0/60) Ratten
Bösartige Nierentumoren bei 4/30 (0/30) männlichen Ratten
Gutartige Gehörgangstumoren bei 13/51(8/50) Mäusen
Gutartige Gallengangstumoren bei 17/59 (4/60) Ratten
Die meist gutartigen Tumoren traten demnach bevorzugt in der Niere auf, in dem Organ also, das bei den Nagern auch das Hauptzielorgan der akut-toxischen Wirkung ist. Deutlich verringerte Körpergewichte und verkürzte Überlebenszeiten bei den Versuchstieren deuten darauf hin, daß die in diesem Falle von den Ratten und Mäusen aufgenommenen Dosen nahe den toxischen lagen.
Aufgrund der vorliegenden Befunde wurde Dichloracetylen in die Gruppe der stark gefährdenden krebserzeugenden Arbeitsstoffe eingestuft (Gruppe II), und zwar in der Konzentration> 1%.
Literatur: "Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe" (Toxikologisch-arbeitsmedizinische Begründung von MAK-Werten) der Arbeitsstoff-Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Verlag Chemie (in Vorbereitung).
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(Stand: 20.08.2018)
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