Begründung zur Bewertung von Stoffen als sensibilisierend
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28. N-(2-Hydroxyethyl)-3-methyl-2-chinoxalin-carboxamid-1,4-dioxid
(CAS-Nr. 23696-28-8)
(Olaquindox)

Ausgabe: Juli 1999
(BArbBl. 8/1999 S. 84)



Stand: Mai 1999

Vorkommen:

Olaquindox und andere strukturverwandte Chinoxalindioxide (Carbadox, Quindoxin) sind Chemotherapeutika mit starker antibakterieller Wirkung gegen verschiedene grampositive und -negative Keime. Seit Ende der 70er Jahre wird Olaquindox als Wachstumspromotor innerhalb der EG, insbesondere in der Ferkelaufzucht, eingesetzt. Es wird in Form von Mineralmischungen dem Futter zugegeben oder ist in der Endmischung (50 mg/kg) oder im Milchersatzfutter (50-100 mg/ kg) bereits enthalten [7, 8, 13].

Arbeitsmedizinische und experimentelle Daten:

1985 wurde erstmals über allergische Kontaktdermatitis durch Olaquindox in Tierfutter berichtet, wobei der unbelichtete Patch-Test positiv war [1]. 1986 wurde der erste Fall einer photoallergischen Reaktion bei einem Schweinezüchter beschrieben, bei dem nur der belichtete Läppchentest mit 0,5 % Olaquindox in Vaseline positiv ausfiel [6]. Vorher waren bereits einige Fälle von photoallergischem Kontaktekzem durch das strukturähnliche Quindoxin bekannt geworden [15]. In den folgenden Jahren wurden in verschiedenen europäischen Ländern und Australien Erkrankungen in Form von photoallergischem aerogenem Ekzem bei Landwirten, die Olaquindox in pulverförmiger, staubender Form als Futterzusatz verwendet hatten, beobachtet [3, 5, 9, 12]. Aus Deutschland gibt es eine Übersicht von 15 Landwirten mit photoallergischen Kontaktekzem durch Verwendung von Olaquindox bei der Ferkelaufzucht und weitere Einzelfallberichte [2, 4, 8, 11, 14]. In allen Fällen war der Photo-Patch-Test, in Einzelfällen auch der unbelichete Patch-Test positiv. Es wird eine Testkonzentration von 1 % Olaquindox in Vaseline empfohlen [13]. Bemerkenswert ist der schwere und chronische Verlauf dieser Lichtdermatosen, die wegen der speziellen Verwendung von Olaquindox insgesamt nicht häufig sind, für den Betroffenen jedoch wegen der Persistenz des Ekzems, der nicht selten nachfolgenden allgemeinen Lichtempfindlichkeit gegen UVa und auch UVB (chronische aktinische Dermatitis) und möglicher Kombination mit weiteren Photoallergien (Lichtschutzsubstanzen u.a.) zu einer erheblichen Minderung der Lebensqualität führt [13, 7]. Durch Pelletierung des Futterzusatzes wird die Staubentwicklung erfolgreich gemindert. Die Direktive 70/524/EWG von 1996 schreibt einen Warnhinweis bei dem Zusatz von Olaquindox in Tierfutter vor.

Nach oraler Aufnahme sind beim Schwein, bei der Ratte und beim Meerschweinchen phototoxische Reaktionen aufgetreten. In verschiedenen experimentellen Untersuchungen am Meerschweinchen konnten weder eine sensibilisierende Wirkung noch ein photosensibilisierendes Potential nachgewiesen werden. Ein Lymphknotentest an Ratten war negativ [zit. bei 10].

Bewertung:

Durch Beobachtungen am Menschen wird die sensibilisiernde und photosensibilisierende Wirkung von Olaquindox durch Hautkontakt belegt (R43).

Literatur:

[1] Bedello, P.G.; Goitre, M.; Cane, D.; Roncarolo, G.: Allergic contact dermatitis to Bayo-N-Ox-I. Contact Dermatitis 12 (1985), 284

[2] Derharsching, J.: Photoallergisches Kontaktekzem auf Olaquindox. Z. Hautkr. 69 (1994), 548

[3] de Vries, H.; Bojarski, J.; Donker, A.A.; Dakri, A.; Beyersbergen van Henegouwen, G.M.J.: Photochemical reactions of quindoxin, olaquindox and cardox with protein, indicating photoallergic properties. Toxicology 63 (1990), 85-95

[4] Dunkel, F.G.; Elsner, P.; Pevny, I.; Burg, G.: Olaquidox-induced photoallergic contact dermatitis and persistent light reaction. Am. J. Cont. Derm. 1(1990), 235-239

[5] Fewings, J.; Hoton, J.: Photoallergic dermatitis to a pig feed additive. Astr. J. Dermatol. 36 (1995), 99

[6] Francalanci, S.; Gola, M.; Giogini, S.; Mucinelli, A.; Sertoli, A.: Occupational photocontact dermatitis from Olaquindox. Contact Dermatitis 15(1986), 112-114

[7] Greim, H. (Hrsg.): Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe. Toxikologisch-arbeitsmedizinische Begründungen von MAK-Werten. Olaquindox, 1993, Weinheim: VCH-Losebl.-Ausg.

[8] Hochsattel, R.; Gall, H.; Weber, L.; Kaufmann, R.: Photoallergische Reaktion auf Olaquindox. Hautarzt 42 (1991), 233-236

[9] Jagtmann, B.A.: Foto-allergische Contactekzeem door het Varkensvoeder additief Olaquindaox. Nederl. Tijdschr. Dermatol. Venerol. 1(1991), 77-78

[10] Kayser, D., Schlede, E. (Hrsg.): Chemikalien und Kontaktallergie - Eine bewertende Zusammenstellung. München: MMV, 1995, Losebl.-Ausg.

[11] Kütting, B.; Brehler, R.; Forck, G.: Photokontaktallergie gegen Olaquindox bei Landwirten. Allergologie 15 (1992), 324

[12] Kumar, A.; Freeman, S.: Photoallergic contact dermatitis in a pig farmer caused by olaquindox. Contact Dermatitis 25 (1996), 249-250

[13] Schauder, S.; Schröder, W.; Geier, J.: Olaquidox-induced airborne photoallergic contact dermatitis followed by transient or persistent light reactions in 15 pig breeders. Contact Dermatitis 25 (1996), 344-354

[14] Schauder, S.: Gefahren durch Olaquindox. Photoallergie, chronisch photosensitive Dermatitis und extrem gesteigerte Lichtempfindlichkeit beim Menschen, Hypoaldosteronismus beim Schwein. Dermatosen 37 (1989), 183-185

[15] Zaynoun, S.; Johnson, BE.; Frain-Bell, W.: The Investigation of quindoxin Photosensitivity. Contact Dermatitis 2 (1976), 343-352

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(Stand: 20.08.2018)

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