Begründung zur Bewertung von Stoffen als sensibilisierend
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4-Aminophenol
(CAS-Nr.: 123-30-8)
(4-Amnno-l-hydroxybenzol, p-Aminophenol, p-Hydroxyanilin)

Ausgabe: Oktober 2002



Vorkommen:

p-Aminophenol (P-AP) wird in Oxidationshaarfärbemitteln eingesetzt, kann als Reduktionsmittel in fotografischen Entwicklern verwendet werden und als Zwischenprodukt bei der Herstellung von Fotochemikalien, Färbemitteln, Arzneimitteln oder Schädlingsbekämpfungsmitteln vorkommen. P-AP ist auch ein Metabolit beim Abbau von Phenacetin und Paracetamol [4]

Arbeitsmedizinische und experimentelle Daten:

Erste Beobachtungen zur Gruppenallergie von p-Phenylendiamin als Pelzfärbemittel mit anderen p-substituierten Aminen u. a. auch P-AP machte bereits Mayer 1928 [zit. bei 22]. 7 von 12 Patienten, die primär durch p-Phenylendiamin sensibilisiert worden waren, reagierten neben anderen Aminen auch auf P-PAP (1 % in Eucerin/Olivenöl) [22]. Der Einfluß der Seitenkettensubstituenten auf das Reaktionspotential wurde an 60 Probanden mit einer "Para-Gruppenallergie" untersucht. Auf P-AP (1 % in Vaseline) reagierten 7 (12 %) jedoch nur 2 (3 %) auf N-Methyl-4-aminophenol (Metol®), welches als Fotochemikalie eingesetzt wird [7]. Von 160 Personen mit positivem Epikutantest auf p-Phenylendiamin reagierten 37,3 % auch auf P-AP (2 % in Vaseline) [15]. 31 Beschäftigte einer Chemiefabrik wurden wegen Hauterkrankungen mit verschiedenen Berufsstoffen u. a. auch mit P-AP (1 %, 0,5 % und 0,1 % in Vaseline) getestet. 9 zeigten positive Reaktionen auf 1 %, einer auch auf 0,1 % [20]. Ein Reiniger in einem chemischen Betrieb erkrankte nach einer unfallartigen Benetzung mit Methylendianilin (4,4'-Diaminodiphenylmethan) mit einem akuten Kontaktekzem. Die Testung war mit MDa und anderen Aminen, einschließlich P-AP (5 % in Vaseline), stark positiv [13].

Routinemäßig wird P-AP neben anderen Haarfärbemitteln bei Friseuren getestet. Die Sensibilisierungsraten sind bei Unverträglichkeiten auf Haarfarbeninhaltsstoffe erhöht. Von 191 Friseuren mit Verdacht auf allergisches Händeekzem reagierten 5 (2,6 %) auch auf P-AP [21]. 6,3 % von 32 Friseuren mit Handdermatitis reagierten im Epikutantest auf P-AP [11 ]. Bei der Auswertung von Gutachten über das Friseurekzem hatten 2/86 (2,3 %) auch Reaktionen auf P-AP (2 % in Vaseline) [8]. Zwischen 1993 und 1995 wurden im Informationsverbund dermatologischer Kliniken (IVDK) 528 hautkranke Friseure mit Friseurstoffen getestet. 3,2 % reagierten auch auf P-AP [26].

Jeweils 1/22 und 1/4 getesteten Friseuren mit Händeekzem reagierten auf P-AP [23, 19]. In zwei Fällen von Ekzem durch Haarfärbemittel reagierten die Betroffenen auf Wasserstoffperoxid und andere Friseurstoffe, darunter auch auf P-AP (1 % in Vaseline). Nur einer war auch gegen p-Phenylendiamin allergisch [1].

Gruppenreaktionen finden sich auch mit Azofarben für Textilien und P-AP. Als Suchtest auf eine Textilfarbenallergie wurden von 1973 bis 1977 4600 Patienten einer Hautklinik in Spanien mit Benzidin und anderen p-Aminoverbindungen, darunter auch P-AP, getestet. 231 Getestete (5,02 %) reagierten auf Benzidin, davon 38 (16,4 %) auch auf andere Amine, 1 % (46) auch auf P-AP. Relevanz dieser Reaktionen wurde nicht nachgewiesen [10]. Von 100 Patienten mit einer Textilfarbenallergie reagierten 9 von 98 Getesteten auch auf P-AP (1 % in Vaseline) [24]. Ein weiterer Einzelfall mit Reaktionen auf Textilfarben und P-AP wurde berichtet [18].

Von 10 Patienten mit früheren Sensibilisierungen gegen p-Phenylendiamin waren diese in 8 Fällen reproduzierbar und von diesen reagierten 5 unter anderem auch auf P-AP, von 10 Kontrollen ohne Hinweis auf Sensibilisierungen gegen p-Phenylendiamin keiner. Im Meerschweinchenmaximisationstest erwies sich Metol® als starkes Allergen; 9/10 Tieren waren positiv (Auslösung mit 5 %). 8/10 dieser Tiere zeigte auch Kreuzreaktionen auf P-AP (5 %) [3]. 6/22 Patienten mit einer Allergie gegen p-Phenylendiamin und 31/116 mit einer Sensibilisierung gegen einen "Para-Stoff" reagierten im Epikutantest auch auf P-AP (1 % in Vaseline). Die Untersucher halten mehrere Wege der Gruppenreaktion für möglich z.B. neben der Bildung von Benzochinon auch den Effekt der Para-Stellung der Substituenten [17].

Landsteiner und Jacobs fanden sensibilisierende Wirkung an der Meerscheinchenhaut [zit. bei 4]. Hartley-Meerschweinchen wurden 4 mal 24 Stunden okklusiv epikutan mit 2 % P-AP in Vaseline behandelt. Nach 14 Tagen wurden Auslösekonzentrationen von 2 %, 1 %, 0,5 % 0,1 % in Vaseline appliziert. In Abhängigkeit von der Konzentration reagierten 9/10 (2 %), 6/10 (1 %), 5/10 (0,5 %) und 3/10 (0,1 %). Im Vergleich mit anderen p-Amino-Benzolverbindungen war P-AP nach p-Phenylendiamin ein stärkeres Allergen als Verbindungen mit Sulfonsäure, Carbonsäure oder Nitrogruppen [16]. Ein Epikutantest am Meerschweinchen mit 3 % P-AP zur Induktion und Provokation war negativ [zit. bei 5]. Ein Adjuvans-Test am Meerschweinchen war bei 40 % der 12 Tiere positiv, wenn eine Mischung von Adjuvans und 0,18 mmol P-PA/I in die Hinterpfote injiziert wurde, und negativ, wenn nach der Injektion von Adjuvans zweimal eine offene dermale Applikation 0,18 mmol P-AP/I erfolgte. Die Auslösung erfolgte jeweils offen epikutan mit 0,09 mmol/I. Kreuzreaktionen wurden mit p-Phenylendiamin gefunden, nicht jedoch mit o- oder m- Aminophenol [6]. Ein okklusiver Epikutantest am Meerschweinchen mit 1 % P-AP in Vaseline (48 Stunden, 3mal wöchentlich über 2 Wochen) war in Abhängigkeit von der Auslösekonzentration bei 1/10 (10 %) der Tiere mit 1 % P-AP positiv und bei 0/10 Tieren mit 0,1% P-AP negativ. Im Vergleich zu anderen Haarfärbemitteln wurde P-AP im Tierversuch als schwaches Allergen bewertet, aufgrund der Reaktionshäufigkeit bei Dermatitispatienten wurde eine mittlere Potenz angenommen [12]. Ein modifizierter Single Injektion Adjuvans Test am Meerschweinchen (Induktion mit 1 %, Provokation mit 5 % P-AP) und ein kumulativer Epikutantest mit Adjuvans (Induktion mit 10 %, Provokation mit 5 % P-AP) waren bei 7/10 bzw. 5/10 Tieren positiv. Kreuzreaktionen wurden auf Benzochinon sowie o- und m-Aminophenol beobachtet [2]. Im Meerschweinchenmaximisationstest erwies sich Metol® als starkes Allergen; 9/10 Tieren waren positiv (Auslösung mit 5 %); 8/10 dieser Tiere zeigte auch Kreuzreaktionen auf P-AP (5 %) [3]. Ein Mauseohr-Schwelltest nach intraperitonealer Injektion von P-AP inkubierten Milzzellen und Fütterung von Vitamin a war nicht eindeutig positiv [14].

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