Begründung zur Bewertung von Stoffen als sensibilisierend
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N-Cyclohexyl-N'-phenyl-p-phenylendiamin
(CAS-Nr.: 101-87-1)
(1,4-Benzenediamine, N-cyclohexyl-N'-phenyl, CPPD, Flexone 6-H, Santoflex GP)

Ausgabe: Oktober 2002



Vorkommen:

N-Cyclohexyl-N'-phenyl-p-phenylendiamin (CPPD) wurde als Alterungsschutzmittel (Antioxidans) und, um das Nachdunkeln heller Gummisorten zu verhindern, in Gummiprodukten eingesetzt. Angeblich wird es in der Gummiindustrie nicht mehr verwendet. Es steht deshalb nicht mehr als Testsubstanz zur Verfügung [1]. In Schutzhandschuhen werden p-Phenylendiamin (PPD)-Abkömmlinge in Deutschland offenbar nicht eingesetzt [7].

Arbeitsmedizinische und experimentelle Daten:

Allergisches Kontaktekzem durch technische Gummimischungen ist bei entsprechender Exposition nicht selten. Zur Abklärung dieser Verdachtsdiagnose wurde bis etwa 1992 ein sog. PPD-Mix verwendet, der die Antioxidantien N-isopropyl-N`-phenyl-p-phenylendiamin (IPPD), N-dimethyl-1,3butyl-N'-phenyl-p-phenylendiamin (DMPPD) und CPPD enthielt. Positive Reaktionen auf diesen Mix wurden in Deutschland in 0,9-1,6 % der getesteten Patienten, [1] gefunden. Neben IPPD reagierte CPPD häufiger bei der Testung der Einzelstoffe des Mixes [1]. Über positive Epikutantestreaktionen auf den PPD-Mix ("Schwarzgummi-Mix") wurde in Europa und Nordamerika in 0,5 % bis 3 % berichtet (zit. nach 2). In Österreich wurde CPPD (2 % in Vaseline), aber nicht IPPD bei 1385 Patienten in einer Standardreihe mitgetestet. Man fand 1975 und 1976 bei 10,5 % (43) bzw. 9,5 % (37) positive Reaktionen. Von 1972 bis 1974 hatten insgesamt nur 10 Personen reagiert [4]. Von 436 Patienten einer Hautklinik reagierten 18 Männer und 7 Frauen auf CPPD (0,25 % in Vaseline) immer gekoppelt mit anderen PPD-Derivaten. Überwiegend wurde berufliche Relevanz angenommen [6]. Von 1976 bis 1980 erkrankten von 1798 Gummiwerkern (Produktion von Reifen bzw. Gummischuhen) 21 an einem allergischen Kontaktekzem, davon wurde für 14 Fälle eine Verursachung durch PPD-Verbindungen gefunden. In 5 Fällen war auch die Testung mit CPPD positiv [5]. In der Reifenindustrie waren PPD-Verbindungen, insbesondere IPPD, die häufigsten Ursachen der allergischen Kontaktdermatitis durch Gummi. Kreuzreaktionen von IPPD und CPPD waren sehr oft zu finden, mit PPD weniger [3].

Ein Maximierungstest nach Magnusson u. Kligmann mit intradermaler Injektion von 0,5 % CPPD in Olivenöl, Freund's Adjuvans und epidermaler Applikation von 1 CPPD in Vaseline ergab in Abhängigkeit von der Auslösekonzentration von 0,05 und 0,5 % in Vaseline eine Sensibilisierung bei 50 bzw. 90 % der 20 Hartley-Meerschweinchen. Kontrollen waren negativ Die Sensibilisierungspotenz wurde als mittel bis hoch bewertet. Von den mit CPPD behandelten Tieren reagierten auch 15 positiv p-Phenylendiamin (0,05 % in Vaseline) und 5 auf N-Phenyl-N'-dimethyl-1,3butyl-p-Phenylendiamin (0,05 % in Vaseline) im Sinne einer Kreuzreaktion.

Bemerkung:
Der PPD-Mix wurde inzwischen durch IPPD als einen guten Anzeiger für eine Allergie gegen schwarze technische Gummimischungen ersetzt.

Bewertung:

Sensibilisierungen am Menschen wurden insbesondere als Gruppenallergien gegen PPD-Verbindungen, die als Antioxidantien in technischen Gummisorten eingesetzt werden, nachgewiesen. Kasuistiken mit einer relevanten Zuordnung des Einzelstoffes liegen nicht vor.

Die sensibilisierende Wirkung von CPPD und die Kreuzreaktivität wurden im Tierversuch bestätigt. Eine Bewertung mit R43 ist begründet.

Literatur:

[1] Fuchs, T.: Gummi und Allergie. München-Deisenhofen: Dustri, 1995

[2] Greim, H.: (Hrsg.): Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe. Toxikologischarbeitsmedizinische Begründungen von MAK-Werten. P-Phenylendiamin-Verbindungen, 1996, Weinheim: VCH. Losebl.-Ausg.

[3] Herve-Bazin, B.; Gradiski, D.: Duprat, P.: Marignac, B.: Foussereau, J.: Cavalier, C.: Bieber, P.: Occupational eczema from N-isopropyl-N'-phenylparaphenylendiamine (IPPD) and N-dimethyl-1,3 butyl-N'phenylparaphenylendiamine (DMPPD) in tyres. Contact Dermatitis 3 (1977), 1-15

[4] Jarisch, R.; Sandor, I.: Epikutanstandardtestung: Ergebnisse aus fünf Jahren und ihre Auswirkungen auf zukünftige Untersuchungen. Z. Hautkr. 53 (1978), 463-470

[5] Kilpikari, I.: Occupational contact dermatitis among rubber workers. Contact dermatitis 8 (1982), 359-326

[6] Korossy, S.: Nebenführer, L.: Vincze, E.: Häufigkeit, Relevanz und Latenz der chemischen Allergie bei Krankenhauspatienten in Budapest. Dermatosen Beruf Umwelt 31 (1983), 39-44

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