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Benzothiazol-2-thiol (MBT)
(CAS-Nr.: 149-30-4)
Ausgabe: September 2001
Stand: Mai 2001
Es liegt eine umfassende Toxikologische Bewertung von Benzothiazol-2-thiol (2-Mercaptobenzothiazol, MBT) der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie vor (BG-Nr. 70), auf die im folgenden Text zum großen Teil Bezug genommen wird (BG Chemie, 2000, im Druck). Auf die ausführliche Beschreibung von Versuchsdesign und Ergebnissen wird deshalb hier zum Teil verzichtet; sie ist der Toxikologischen Bewertung zu entnehmen.
2-Mercaptobenzothiazol wird als Vulkanisationsbeschleuniger in der Gummiindustrie bei der Herstellung von Reifen und technischen Gummiartikeln, wie Dichtungen, Schläuchen, Schuhwerk, Schuhsohlen, EPDM-Kautschuk und Gummifäden, verwendet. Geringe Mengen werden als Stabilisator von Filmemulsionen im Fotobereich eingesetzt (BUA, 1992).
1. Fazit
1.1 Gentoxizität
2-Mercaptobenzothiazol wirkt im Salmonella/Mikrosomen-Test, durchgeführt als Standard-Platten-Inkorporationstest oder Präinkubationstest an den Salmonella typhimurium-Stämmen Ta 98, Ta 100, Ta 102, Ta 1535, Ta 1537 bzw. Ta 1538, weder mit noch ohne metabolische Aktivierung mutagen. Die Befunde zur genmutagenen Wirkung von 2-Mercaptobenzothiazol in Säugerzellen sind im HPRT-Test an Lungenfibroblasten und Ovarzellen des Chinesischen Hamsters (V79- und CHO-Zellen) sowohl mit als auch ohne metabolische Aktivierung negativ. In den insgesamt drei Prüfungen an Maus-Lymphoma-Zellen (L5178Y/TK-Test), die alle sowohl mit als auch ohne metabolische Aktivierung durchgeführt worden sind, ist 2-Mercaptobenzothiazol als negativ, als schwach mutagen in stark toxischen Konzentrationen bzw. als negativ ohne metabolische Aktivierung und als positiv mit metabolischer Aktivierung bewertet worden. Eine chromosomenschädigende Wirkung von 2-Mercaptobenzothiazol hat sich in vitro im Chromosomenaberrationstest an Ovarzellen des Chinesischen Hamsters (CHO) mit metabolischer Aktivierung gezeigt; ohne metabolische Aktivierung ist der Test negativ gewesen. Im DNA-Repair-Test an Escherichia coli zeigt 2-Mercaptobenzothiazol keine DNA-schädigende Wirkung. In im Rahmen des National Toxicology Program (NTP) durchgeführten Studien ist 2-Mercaptobenzothiazol von den Autoren als positiv im SCE-Test an Ovarzellen des Chinesischen Hamsters bewertet worden. Die genauere Betrachtung der tabellarisch dargestellten Einzelbefunde dieser in zwei unabhängigen Prüfeinrichtungen durchgeführten SCE-Teste zeigt jedoch eher sich widersprechende, fragliche Befunde. 2-Mercaptobenzothiazol hat in einer Studie an Saccharomyces cerevisiae D4 weder mit noch ohne metabolische Aktivierung eine mitotische Genkonversion (Induktion Tryptophanunabhängiger Mutanten) induziert. Die in vivo-Befunde in nach gültigen Prüfrichtlinien durchgeführten Mikronukleustesten an der Ratte und an der Maus, im Dominant-Letal-Test an der Ratte sowie in einer DNA-Bindungsstudie an der Ratte ergeben keine Hinweise auf ein gentoxisches Potential von 2-Mercaptobenzothiazol. Ein als positiv beschriebener Befund einer Embryotoxizitäts-/Dominant-Letal-Studie - mit aufgrund mangelhafter Versuchsdurchführung und -dokumentation unklarer Validität - ist durch das oben bereits genannte, eindeutig negative Ergebnis eines entsprechend der gültigen Testrichtlinien durchgeführten Dominant-Letal-Testes widerlegt worden. Die Relevanz eines Mutagenitätstestes an Drosophila melanogaster, in dem nach oraler Verabreichung von 20 bis 40 mg 2-Mercaptobenzothiazol/ml Futter über 8 bis 10 Tage eine Mutationsfrequenz von 2,5 ± 0,49 % angegeben worden ist, kann, da die Dokumentation der Studie insgesamt unbefriedigend ist und insbesondere Daten zur Kontrolle fehlen, nicht abgeschätzt werden. Insgesamt haben sich somit keine Hinweise auf ein relevantes gentoxisches Potential von 2-Mercaptobenzothiazol ergeben. Gemäß der EU-Einstufungskriterien erfolgt daher keine Einstufung (M: -).
1.2 Kanzerogenität
(Stand: 20.08.2018)
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