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2-Chlor-1,3-butadien
(CAS-NR.: 126-99-8)
Ausgabe: Oktober 2002
Stand: Mai 2002
Vorbemerkung:
Die zur Einstufung von 2-Chloropren wesentlichen experimentellen Befunde sind in der MAK-Begründung von 2001 (Greim 2001) zusammengestellt. Ferner liegt eine Evaluierung des Stoffes durch IARC (1999) vor.
Seitens der MAK-Kommission wurden aus den bislang vorliegenden epidemiologischen Studien gewisse Hinweise auf eine mögliche krebserzeugende Wirkung abgeleitet; seitens IARC (1999) wurde ein konsistentes Mehrauftreten von Krebs nicht gesehen ("These investigations do not indicate a consistent excess of cancer at any site"). Die dabei besonders diskutierten epidemiologischen Studien von Bulbulyan wurden im Jahre 2001 nochmals zusammenfassend publiziert, ohne dass neue Daten zugefügt wurden, die in den bisher bewerteten Studien noch nicht enthalten waren (Zaridze et al. 2001). Die Ergebnisse einer weiteren neuen Publikation liefern keine für die Bewertung relevanten Daten (Colonna und Laydevant 2001).
Die zuvor sehr unzureichende Datenlage zur tierexperimentellen Karzinogenese hat sich durch die Publikation einer NTP-Inhalationsstudie (NTP 1998) an Ratten und Mäusen grundlegend geändert. Die wesentlichen Ergebnisse dieser Strudie sind nachfolgend, in Anlehnung an die Zusammenstellungen in der MAK-Begründung von 2001 (Greim 2001), wiedergegeben.
Mutagenität: (Zusammenstellung nach Greim 2001 und IARC 1999)
Chloropren ist in reiner Form instabil und bildet Dimere und Oligomere. Diese bei Alterung von Chloropren entstehenden Verbindungen sowie möglicherweise zugesetzte Stabilisatoren sind vermutlich die Ursache für die widersprüchliche Datenlage zur Gentoxizität von Chloropren. Chloropren-Dimere sind mutagen im Ames-Test. Während frisch destilliertes reines Chloropren nicht mutagen im AmesTest ist, zeigt gealtertes Chloropren eine mutagene Wirkung in diesem Testsystem ohne Zusatz von S9-Mix. Ebenfalls inaktiv war Chloropren in einem geschlechtsgebundenen Rezessiv-Letal-Test an Drosophila melanogaster; ein weiterer Test führte zu einem schwach positivem Ergebnis jedoch bei fehlender Dosisabhängigkeit. Chloropren zeigte keine mutagene Wirkung in vitro an V 79- Zellen, war jedoch positiv in einem Zelltransformationstest in vitro an Hamsterlungenzellen ohne Zusatz von S9-Mix.
Die Daten zur Genotoxizität von Chloropren in vivo sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt. Positive Ergebnisse wurden überwiegend in solchen Studien erhalten, deren Validität aufgrund nur sehr unzureichender Dokumentation und meist fehlender Angaben zur Reinheit des Prüfmusters fraglich ist. Aus validen Studien ergeben sich keine Anhaltspunkte für eine in vivomutagene Wirkung von reinem Chloropren.
Testsystem | Testorganismus | Konz./Dosis | Ergebnis |
MNT (KM) | Wistar-Ratte | 368 mg/m3 | negativ ° |
MNT (KM) | Maus | 760 mg/m3 | positiv ° |
Ca (KM) | Ratte | 3,8 mg/m3* | positiv ° |
Ca (KM) | Maus | 0,13 mg/m3* | positiv ° |
CA, SCE (KM) | B6C3F1-Maus | 736 mg/m3 | negativ ° |
DLT | Albino-Ratte | 3,8 mg/m3* | positiv °^ |
DLT | Albino-Ratte | 0,14 mg/m3* | positiv °^ |
DLT | Wistar-Ratte | 368 mg/m3 | negativ |
DLT | C57BL/6-Maus | 0,13 mg/m3* | positiv °^ |
DLT | Maus | 3,5 mg/m3* | positiv °^ |
DLT | Swiss-Maus | 368 mg/m3 | negativ |
* niedrigste effektive Dosis/Konzentration
°) keine Angaben zur Reinheit des Prüfmusters
^) unzureichende Dokumentation von Methodik und Ergebnissen
MNT: Mikronucleus-Test
KM: Knochenmark
CA: Chromosomenaberration
SCE: Schwesterchromatidaustausch
DLT: Dominant-Letal-Test
Kanzerogenität:
Ratte
Gruppen von 50 männlichen und weiblichen F344/N-Ratten wurden 2 Jahre lang, 6 Stunden pro Tag, 5 Tage pro Woche, gegenüber 0; 12,8; 32 oder 80 ml 2- Chloropren/ m3 exponiert. Bei der niedrigsten Konzentration von 12,8 ml/m3 war bei beiden Geschlechtern das Auftreten von Hyperplasien des Alveolarepithels und bei männlichen Tieren die Inzidenz für Atrophien und Nekrosen des olfaktorischen Epithels signifikant erhöht. Bei weiblichen Tieren waren signifikant erhöhte Inzidenzen für Läsionen des olfaktorischen Epithels bei 32 ml/m3 zu beobachten. Bei dieser Konzentration wurden bei beiden Geschlechtern auch signifikant vermehrt Basalzellhyperplasien, chronische Entzündungen und Metaplasien beobachtet (Tabelle 1, NTP 1998).
Die Inzidenzen für Plattenepithelpapillome und -karzinome der Mundhöhle waren bei beiden Geschlechtern ab der niedrigsten Konzentration dosisabhängig erhöht; bei der höchsten Konzentration war diese Erhöhung statistisch signifikant. Nicht signifikant erhöhte Inzidenzen wurden bei beiden Geschlechtern für Follikelzelladenome oder -karzinome der Schilddrüse sowie für tubuläre Adenome oder -karzinome der Niere beobachtet. Darüber hinaus war bei weiblichen Tieren die Inzidenz für Fibroadenome der Milchdrüse und bei männlichen Tieren die Inzidenz für bronchioalveoläre Karzinome leicht erhöht (Tabelle 1, nach NTP 1998).
Maus
Gruppen von je 50 männlichen und weiblichen B6C3F1-Mäusen wurden 2 Jahre lang, 6 Stunden pro Tag, 5 Tage pro Woche, gegenüber 0, 12, 8; 32 oder 80 ml 2-Chloropren/m3
(Stand: 20.08.2018)
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