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50. Erläuterung zu Diethylcarbamidsäurechlorid

(BArbBl. 1/94 S. 57)


Ein TRK-Wert für Diethylcarbamidsäurechlorid wird nicht festgelegt, da der Stoff zur Zeit nur eine geringe technische Bedeutung hat und keine Meßergebnisse vorliegen.

Diethylcarbamidsäurechlorid ist in der Anlage 3 (Einstufung der krebserzeugenden, erbgutverändernden und fortpflanzungsgefährdenden Stoffe) der TRGS 500 in die MAK-Gruppe III B eingestuft worden

Arbeitsmedizinische Erfahrungen

In den Lymphozyten von 10 Arbeitern, die über einen Zeitraum von 4 bis 17 Jahren gegenüber Dimethyl- und Diethylcarbamidsäurechlorid exponiert waren, wurden keine erhöhten Chromosomenaberrationsraten im Vergleich zu 10 Kontrollpersonen festgestellt [1].

Toxikologische Erfahrungen

Diethylcarbamidsäurechlorid wirkt im Ames-Test direkt mutagen. Im UDS-Test an Rattenhepatozyten in vitro zeigt die Substanz keine DNA-schädigende Wirkung [2].

Es liegt eine Studie zur Kanzerogenität von Diethylcarbamidsäurechlorid an Swiss-Mäusen vor [3]. Dabei führt die dreimal wöchentliche dermale Applikation von je 5 mg/Tier (in 0,2 ml Aceton) nach 273 Tagen zum Auftreten des 1. Tumors. Bei Versuchsende nach 504 Tagen wiesen 3 von 30 Tieren Tumoren an der Auftragsstelle auf. Bei einmaliger dermaler Applikation von 15 mg Diethylcarbamidsäurechlorid, gefolgt von der Applikation von dreimal wöchentlich 5 µg Phorbolmyristatacetat (PMA), tritt der erste Tumor bereits nach 254 Tagen auf und bei Versuchsende am 498. Tag waren 9/30 Tieren Träger von Tumoren. In der PMA-Kontrollgruppe wurden bei 3 von 30 Tieren Hauttumoren registriert; der erste Tumor trat nach 449 Tagen auf. Nach 1-jähriger subkutaner Injektion von einmal wöchentlich je 5,4 mg/Tier (in 0,1 ml Tricaprylin) wurden bei Versuchsende (nach 590 Tagen) bei 3/30 Tieren Tumoren festgestellt (je 1 Sarkom, Angiosarkom und Hämangiom). Bei 2/50 Tieren der Vehikel-Kontrolle traten Hämangiome auf.

Trotz der nur sehr unvollständig dokumentierten Ergebnisse dieser Studien und der recht niedrigen Tierzahlen muß angesichts der dermalen Studie mit Promotor-Applikation nach einmaliger Diethylcarbamidsäurechlorid-Gabe davon ausgegangen werden, daß die Substanz ein kanzerogenes Potential besitzt. Eine gentoxische Wirkung ist ebenfalls nicht auszuschließen. Das strukturverwandte Dimethylcarbamidsäurechlorid hat sich als ein starkes Kanzerogen erwiesen.

Analytik

Ein Verfahren zur Bestimmung von Diethylcarbamidsäurechlorid wurde von der Herstellerfirma erarbeitet. Anfragen zum Analysenverfahren sind an das Sekretariat des Ua V des Ausschusses für Gefahrstoffe zu richten (Anschrift: Berufsgenossenschaftliches Institut für Arbeitssicherheit - BIA, Alte Heerstraße 111, 53757 Sankt Augustin).

Mit Hilfe einer Pumpe wird ein definiertes Luftvolumen über ein mit Tenax gefülltes Glasröhrchen gezogen. Die adsorbierten Carbamidsäurechloride werden mit einem Gemisch aus Toluol und Schwefelkohlenstoff desorbiert und gaschromatographisch bestimmt. Die Bestimmungsgrenze liegt bei 120l Probenahmevolumen bei 0,02 mg/m3.

Herstellung und Verwendung

In der Bundesrepublik Deutschland ist ein Hersteller für Diethylcarbamidsäurechlorid bekannt. Der Stoff wird bei Bedarf in kleinen Mengen in einer geschlossenen und gekammerten Apparatur hergestellt. Diethylcarbamidsäurechlorid wird als Ausgangsprodukt für die Synthese von pharmazeutischen Produkten eingesetzt.

Ergebnisse von Arbeitsbereichsmessungen

Dem Ausschuß für Gefahrstoffe liegen keine Ergebnisse von Arbeitsbereichsmessungen vor.

Hinweise

In Arbeitsbereichen, in denen mit diesem Stoff umgegangen werden sollte, ist durch eine Arbeitsbereichsanalyse unverzüglich festzustellen, ob ein Wert von 1 mg/m3 eingehalten ist. Dieser Wert orientiert sich insbesondere an den Möglichkeiten der Analytik. Die Ergebnisse der Arbeitsbereichsanalyse sind dem Ausschuß für Gefahrstoffe (AGS) mitzuteilen.

Literatur

[1] Fleig,. J. u. Thiess, A.M.: Chromosome investigations of persons exposed to dimethylcarbamoyl chloride and diethylcarbamoyl chloride. J. Occup. Med. 20, 745-746 (1978)

[2] BG-Chemie: Diethylcarbamidsäurechlorid Toxikologische Bewertung Nr. 67 (1989)

[3] Van Duuren, B.L., Melchionne, S. u. Seidman, I: Carcinogenicity of acylating agents: Chronic bioassays in mice and structure-activity relationships (SARC). J. Am. Coll. Toxicol 6; 479-487 (1987)

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