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36. TRK-Wert für 1,4-Dichlor-2-Buten

(BArbBl. 9/92 S. 57)

0,05 mg/m³(0,01 ml/m³)

1,4-Dichlor-2-buten ist im Verzeichnis der krebserzeugenden Gefahrstoffe bei Massengehalten> 0,1 % in Gruppe II (stark gefährdend) und bei Massengehalten < 0,1-0,01 % in Gruppe III (gefährdend) eingeordnet.

Arbeitsmedizinische Erfahrungen

Arbeitsmedizinische Erfahrungen sind bislang nicht publiziert worden.

Toxikologische Erfahrungen

In einem 2-Jahres-Inhalationsversuch an Ratten (6 Std./Tag, 5 x/Woche) erwies sich eine Konzentration von 0,5 ml/m³als nicht-toxisch, aber bei 25 % der Tiere entwickelten sich gutartige (Adenome und Hämangiome) und bei 8 % bösartige Tumoren (Verschiedene Karzinomtypen und Rhabdomyosarkome) des Nasenraumes (je 130 Ratten pro Geschlecht untersucht). Bei 5 ml/m³ergaben sich Hinweise auf eine leicht-toxische Wirkung, deshalb wurde die Konzentration nach 30 Wochen auf 2,5 ml/m³reduziert. Nach weiteren 23 Wochen wurde die Exposition beendet und die Tiere noch 1 Jahr lang beobachtet. Unter 258 untersuchten Ratten dieser Versuchsgruppe fanden sich bei 227 Tieren bösartige Tumoren des Nasenraumes (Haskell Laboratoy, Du Pont. USA. unveröffentlicht).

In einer zweiten Untersuchung desselben Laboratoriums wurden unter den gleichen Bedingungen die Konzentrationen 0,1; 0,3 und 1,0 ml/m³an männlichen Ratten untersucht. Die Häufigkeiten der Nasenraumtumoren waren folgende: Kontrolle 1/159 (1 bösartiger Tumor), 0,1 ml/m³4/146 (1 bösartiger Tumor), 0,3 ml/m³14/148 (2 bösartige Tumoren), 1,0 ml/m³ 35/126 (18 bösartige Tumoren).

Auch für die niedrigste bisher untersuchte Konzentration, nämlich 0,1 ml/m³, ließ sich somit noch eine schwache kanzerogene Wirkung erkennen.

Analytik

Zur Messung von 1,4-Dichlor-2-buten in der Luft in Arbeitsbereichen steht ein anerkanntes Analysenverfahren ZH 1/120.32 zur Verfügung.

Die Probenahme mit Pumpe erfolgt durch Adsorption an Aktivkohle. Nach der Desorption wird die analytische Bestimmung mittels Dampfraumgaschromatographie und Elektroneneinfangdetektor nach der Methode des internen Standards durchgeführt. Die Bestimmungsgrenze beträgt 0,005 mg/m³an l,4-Dichlor-2-buten bei 32 1 Probeluft und einem Volumenstrom von ca. 4 l/h.

Herstellung und Verwendung

1,4-Dichlor-2-buten entsteht bei einem aufwendigen, aus mehreren Teilprozessen (z.B. Chlorierung, Destillation, Isomerisierung) bestehenden Verfahren aus Butadien und Chlor bei erhöhter Temperatur und erhöhtem Druck im Gemisch mit anderen Isomeren. Die Umsetzung erfolgt kontinuierlich in einem geschlossenen System in einer Freianlage (Menge: ca. 50000 t/Jahr/alte Bundesländer).

Aus dem bei der Chlorierung von Butadien entstehenden Gemisch aus 1,4-Dichlor-2-buten und 3,4-Dichlor-1-buten wird 3,4-Dichlor-1-buten abdestilliert und das verbleibende 1,4-Dichlor-2-buten katalytisch wieder zum Gleichgewichtsgemisch der beiden Dichlorbutene isomerisiert, aus dem 3,4-Dichlor-1-buten wieder destillativ abgetrennt wird. 3,4-Dichlor-1-buten wird zu 2-Chlor-1,3-butadien (Chloropren) weiterverarbeitet, das Ausgangsmaterial für Polychlor-oprenkautschuk ist. Eine kleine Menge 1,4-Dichlor-2-buten (ca. 0,1 %) wird im Bedarfsfall gereinigt und für chemische Synthesen verwendet. Diffuse Emissionen können in der komplexen Anlage, z.B. durch Temperaturbewegungen an Dichtungsstellen entstehen.

Ergebnisse von Arbeitsbereichsmessungen

Herstellung und Verwendung

Aus den Arbeitsbereichen liegen 17 personenbezogene Messungen vor, davon 13 gemessene als Schichtmittelwert und 4 gemessen als Kurzzeitwert. Die Schichtmittelwerte liegen zwischen 0,01 und 0,03 mg/m³. Die Kurzzeitwerte liegen nach Umrechnung auf 8 Stunden zwischen 0,04 und 0,49 mg/m³. Es handelt sich dabei um eine kurzzeitige Tätigkeit, bei der die geschlossene Anlage geöffnet werden muß (Filterwechsel). Die Arbeitnehmer sind dabei durch Schutzanzug und Atemschutz geschützt.