Regelwerk

Richtwerte für 2-Furaldehyd in der Innenraumluft

Fassung 2011
(Bundesgesundheitsbl. Nr. 4/2011 S. 510)


Mitteilung der Adhoc-Arbeitsgruppe Innenraumrichtwerte der Innenraumlufthygiene- Kommission des Umweltbundesamtes und der Obersten Landesgesundheitsbehörden
- Bekannmachung des Umweltbundesamtes -

1 Stoffidentifikation

Rationeller Name: Oxacyclopentadienyl-2-methanal
Synonyme: 2-Furylmethanal, Furfural, 2-Furfuraldehyd, 2-Furylaldehyd, Fural, 2-Furancarboxaldehyd, Furan-2-carbaldehyd, 2-Formylfuran
CLP-Index-Nr. 605-010-00-4
EG-Nr. 202-627-7
CAS-Nr.: 98-01-1
Summenformel: C51-1402 Strukturformel:

1.1 Physikalisch-chemische Eigenschaften [1, 2]

Molekulargewicht: 96,08 g/mol
Schmelzpunkt: -36,5 - -39 °C
Siedepunkt: 162°C
Dichte: 1,16 g/ml bei 20 °C
Dampfdruck: 0,13-0,17 kPa bei 20°C
Wasserlöslichkeit: 83 g/l bei 20 °C
Log Kow: 0,41
Umrechnung: 1 ppm = 4,0 mg/m3
bei 101 kPa / 20 °C

1.2 Stoffeigenschaften, Vorkommen und Verwendung

2-Furaldehyd ist eine farblose, an der Luft sich dunkelbraun verfärbende Flüssigkeit mit einem stechenden, aromatischen, bittermandelartigen Geruch [2]. Er bildet sich beim Erhitzen von Kohlenhydraten und kommt deshalb in Lebensmitteln und Getränken wie zum Beispiel Kaffee, Whisky oder Rum vor, bei deren Herstellung ein thermischer Prozess eine Rolle spielt. Technisch wird 2-Furaldehyd durch thermische Zersetzung pentosehaltiger landwirtschaftlicher Rückstände oder aus Restholz gewonnen und kann damit den nachwachsenden Rohstoffen zugerechnet werden. 2-Furaldehyd ist auch in ätherischen Ölen zum Beispiel aus Kampfer, Zitronengras, Lavendel oder Limonen enthalten.

2-Furaldehyd dient als selektives Lösungsmittel für Harze und Schmieröle, als Extraktionsmittel sowie als Ausgangsstoff für andere Furan-Verbindungen. In üblichen im Innenraum eingesetzten Bauprodukten (zum Beispiel Acryl- und Silikondichtmassen, Holzwerkstoffe, Kunstharzfertigputze, Lacken, Wandfarben oder Klebstoffe) wurde 2-Furaldehyd nicht gefunden [3]. In Einzelfällen traten 2-Furaldehyd-Emissionen aus Korkparkettbelägen auf [4]. Weiterführende Untersuchungen ergaben, dass 2-Furaldehyd weder im

Ausgangsprodukt (Naturkork) enthalten ist noch einen Bestandteil des Korkbinders darstellt. Vielmehr bildet er sich erst bei der thermischen Behandlung des Korkprodukts [5].

2 Exposition

2.1 Innenraumluft

2-Furaldehyd lässt sich in der Luft der meisten Innenräume in Konzentrationen um 1 µg/m3 nachweisen 1. Tabelle 1 enthält Wochenmittelwerte für 2-Furaldehyd aus einer repräsentativen Untersuchung zum Vorkommen flüchtiger organischer Verbindungen in Wohninnenräumen, in denen sich Kinder in Deutschland bei üblicher Nutzung der Räume überwiegend aufhielten (in 96 % der Fälle handelte es sich um das Kinderzimmer) [6]. In der dritten Zeile der Tabelle sind überwiegend anlassbezogene Messungen auf 2-Furaldehyd, die zumeist in acht Stunden lang ungelüfteten Räumen stattfanden, in verschiedenen Innenräumen (Wohnungen, Büros, Schulen und andere) dargestellt [7]. Die statistischen Angaben in der Richtwerte für 2-Furaldehyd in der Innenraumluft. Mitteilung der Adhoc-Arbeitsgruppe linnenraumrichtwerte der Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes und der Obersten Landesgesundheitsbehörden

Tabelle 1 beziehen sich jeweils auf die Gesamtheit der untersuchten Proben.

2.2 Lebensmittel und Verbraucherprodukte

Zum Vorkommen von 2-Furaldehyd in Lebensmitteln oder Verbraucherprodukten liegen nur vereinzelte Angaben vor [1]. Aus dem Verzehr von Lebensmitteln wurde eine tägliche orale Aufnahme von 9 bis 136 μg 2-Furaldehyd pro kg Körpergewicht abgeschätzt, wobei dem oberen Wert eine Reihe ungünstiger, eher unwahrscheinlicher Annahmen zugrunde lag. Für die dermale Exposition gegenüber 2-Furaldehyd aus kosmetischen Produkten betrug die geschätzte tägliche Aufnahme 1 μg pro kg Körpergewicht.

3 Toxikokinetik

Zur Aufnahme, Verteilung, zum Metabolismus und zur Ausscheidung von 2-Furaldehyd liegen nur wenige Studien vor. Die Hauptstoffwechselprodukte sind identifiziert.

Humanstudien

In einer Expositionskammer wurden zwei bis vier männliche Probanden acht Stunden lang gegenüber 15, 20 oder 31 mg 2-Furaldehyd/m3 exponiert [8]. Die pulmonale Retention betrug 75 bis 82 % und hing weder von der Expositionshöhe noch von der Expositionsdauer ab. In einer ergänzenden Untersuchung ergab sich, dass die über die Haut aufgenommene 2-Furaldehyd-Menge etwa 30 % der über den Atemweg aufgenommenen Menge entsprach.

Urinproben der Probanden wurden auf mögliche Stoffwechselprodukte von 2-Furaldehyd untersucht [8]. 2-Furaldehyd wird überwiegend zur 2-Furansäure (2-Furylmethansäure) oxidiert und nach Konjugation mit Glycin als 2-Furoylglycin im Urin ausgeschieden. Ein kleiner Anteil der 2-Furansäure kondensiert mit Essigsäure zur 2 -Furylacrylsäure, die nach Konjugation mit Glycin als 2-Furylacrylursäure in geringen Mengen im Harn nachweisbar ist. Die Eliminationshalbwertzeit betrug 2 bis 2,5 Stunden, abgeschätzt auf Basis der Gesamtmenge an Furanverbindungen im Urin.

Richtwerte für 2-Furaldehyd in der Innenraumluft Mitteilung der Adhoc-Arbeitsgruppe Innenraumrichtwerte der Innenraumlufthygiene- Kommission des Umweltbundesamtes und der Obersten Landesgesundheitsbehörden

Zusammenfassung

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