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Regelwerk

Anforderungen an die Hygiene bei der medizinischen Versorgung von immunsupprimierten Patienten
Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI)

(Bundesgesundheitsbl. Nr. 4 vom 4/2010)




Definition

Allogene Stammzelltransplantation.

Das Transplantat besteht aus Blutstammzellen von einem anderen Menschen. Es wird entweder von einem Familienmitglied oder von einer fremden Person gewonnen, vergleichbar einer Bluttransfusion, bei der das Blut auch von freiwilligen gesunden Spendern stammt.

Autologe Stammzelltransplantation.

Das Transplantat besteht aus körpereigenen Blutstammzellen desselben Patienten. Diese werden aus dem peripheren Blut oder aus dem Knochenmark gesammelt, aufgearbeitet, dann eingefroren und dem Patienten zu einem späteren Zeitpunkt über eine Transfusion zurückgegeben.

Bakteriämie.

Vorkommen lebensfähiger Bakterien im Blut; Nachweis eines bakteriellen Infektionserregers in der lege artis entnommenen Blutkultur.

Blutstrominfektion.

Nachweis eines Infektionserregers in der lege artis entnommenen Blutkultur bei einem symptomatischen Patienten mit Infektionszeichen wie Fieber und gegebenenfalls weiteren klinischen und laborchemischen Manifestationen eines systemischen Inflammationssyndroms. Unter diesem Begriff werden andere Termini wie Bakteriämie, Sepsis, septischer Schock mit oder ohne Multiorganversagen (auch Candidämie oder Candida-Sepsis) subsumiert.

Fakultativpathogene Erreger.

Erreger, die zur Auslösung von Infektionskrankheiten spezifische Voraussetzungen benötigen wie Eröffnen des Zugangs zu normalerweise sterilen Körperbereichen zum Beispiel durch Kathetersysteme beziehungsweise Fremdkörper und die auch bei fehlender Immunsuppression Infektionskrankheiten auslösen können.

Graft versus Host Disease (Transplantatgegen-Wirt-Reaktion).

Zellen des spezifischen Immunsystems des Spenders erkennen körpereigene Antigene des Empfängers als fremd und verursachen eine Immunreaktion, durch die der Empfängerorganismus Schaden nimmt. Hauptmanifestationsorte sind die Haut, die Schleimhaut und die Leber (bei chronischer GVHD auch die Lunge) des Empfängers. Die Kontrolle der GVHD, die nach WHO in vier Schweregrade eingeteilt wird, erfordert gegebenenfalls eine Intensivierung der medikamentösen Immunsuppression.

Induktionstherapie.

Bei einer akuten Leukämie verdrängen bösartige Zellen die gesunden Zellen des Knochenmarks. Deshalb kommt es beispielsweise zu Infektionen und Blutungsneigung. In dieser Situation sind die vorrangigen Therapieziele, die kranken Zellen zu zerstören, damit sich die verdrängten gesunden Zellen erholen können. Dazu wird eine intensive Chemotherapie eingesetzt. In der Regel sind hierzu mehrere Zyklen notwendig. Die zur Erreichung einer Remission verabreichte Chemotherapie wird Induktionstherapie genannt, während Chemotherapien in der Remission in der Regel als Konsolidierungstherapie bezeichnet werden.

Obligatpathogene Erreger.

Erreger, die bei fehlender spezifischer Immunität bei gesunden Personen Infektionskrankheiten auslösen.

Opportunistischpathogene Erreger.

Erreger, die nahezu ausschließlich bei Einschränkung des Immunsystems Infektionskrankheiten auslösen.

Sepsis.

Invasion von Mikroorganismen und/oder ihrer Toxine in den Blutstrom mit generalisierter hyperinflammatorischer Reaktion (englisch: systemic inflammatory response syndrome; SIRS) hervorgerufen durch eine Infektion.

Standardhygienemaßnahmen.

Maßnahmen, die im Kontakt zu allen Patienten durchgeführt werden, um eine Übertragung von Infektionserregern auf den Patienten und das Personal zu verhindern und das Risiko einer nosokomialen Weiterverbreitung von Krankheitserregem zu reduzieren. Hierzu gehören vor allem die hygienische Händedesinfektion und der situationsbedingte Einsatz von speziellen Barrieremaßnahmen:

Zu den Standardhygienemaßnahmen gehören auch die desinfizierende Reinigung sichtbar kontaminierter Oberflächen und Gegenstände und die sachgemäße Aufbereitung von Medizinprodukten.

1 Einleitung und Ziele

1.1 Hintergrund

Erhebliche Fortschritte in der Diagnostik und Therapie haben zu einem verbesserten Langzeitüberleben von Patienten mit Krebs oder anderen schwerwiegenden Grunderkrankungen geführt, die mit einer Immunschwäche (Defizienz) oder einer durch medizinische Behandlung bedingten (iatrogenen) Unterdrückung des Immunsystems 1 (Immunsuppression) einhergehen [2, 3, 4, 5].

Daher nimmt in Krankenhäusern und Spezialambulanzen die Zahl von Patienten mit hochgradiger und lang anhaltender Immundefizienz oder -suppression stetig zu.

Bei diesen Patienten treten häufiger als bei Gesunden Infektionen auf, und zwar als Komplikationen

im Verlauf einer lang anhaltenden iatrogenen Immunsuppression bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen.

Infektionen durch obligat pathogene Erreger können hier mit einem höheren Krankheitsschweregrad und einer höheren Letalität einhergehen. Außerdem sind diese Patienten durch spezifische Lücken ihres Abwehrsystems empfänglicher, sodass auch Infektionen durch fakultativpathogene sowie opportunistisch-pathogene Erreger vorkommen und lebensbedrohliche Konsequenzen nach sich ziehen können.

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