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Regelwerk, Biotechnologie

Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle Katheterassoziierter Harnwegsinfektionen *
Mitteilung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut

(Bundesgesundheitsbl. 1999 S. 806)



Harnwegsinfektionen zählen mit einem Anteil von 30 bis 40% zu den häufigsten nosokomialen Infektionen und sind in bis zu 90% mit einem Katheter [1-7], in 10% mit einem urologischendoskopischen Eingriff ursächlich assoziiert [1, 7, 8]. Jede transurethrale Instrumentation kann eine intrakanalikuläre und durch Urothelverletzungen eine hämatogene oder lymphogene Invasion von Mikroorganismen ermöglichen. In Deutschland erhalten 12,6% aller Krankenhauspatienten im Verlauf ihres Krankenhausaufenthaltes einen Blasenverweilkatheter [9]. Die tägliche Inzidenz einer neu erworbenen Bakteriurie bei transurethral katheterisierten Patienten liegt zwischen 3 und 10%, so daß nach 30 Tagen bei der Mehrheit der Patienten eine Bakteriurie nachzuweisen ist [7]. Somit ist der Dauerkatheter einer der bedeutendsten Risikofaktoren einer Urethritis mit der Möglichkeit des Entstehens einer Prostatitis, Epididymitis und Harnröhrenstriktur, sowie einer Zystitis, Pyelonephritis, Bakteriämie und Urosepsis. Letztere ist auch heute noch mit einer hohen Letalität vergesellschaftet [10]. Die Prävention nosokomialer Harnwegsinfektionen ist daher nicht nur von großer individueller, sondern auch sozioökonomischer Bedeutung.

Die nachfolgenden Empfehlungen basieren auf den Guidelines der centers for Disease Control, CDC, (1981) [11], der Richtlinie des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes, jetzt Robert Koch-Institutes (RKI) in Berlin, (1986) [12] sowie den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Urologie (1998) [13] und wurden unter Einbeziehung des Nationalen Referenzzentrums für Krankenhaushygiene erstellt [14]. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus den letzten Jahren wurden berücksichtigt. Die Kategorisierung erfolgte in Anlehnung an die Vorschläge der CDC und gemäß den Festlegungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention in die Kategorien I A, I B, II, III [15]. Die Kategorisierung beruht auf der jeweiligen wissenschaftlich begründeten Beweiskraft, theoretischer Begründung, Anwendbarkeit, Praktikabilität und entsprechenden ökonomischökologischen Auswirkungen [16].

1 Personal

Katheterisierungen dürfen nur von Personen durchgeführt werden, die mit der korrekten Indikationsstellung, Technik und den Erfordernissen der Aseptik und Antiseptik sowie der Katheterhygiene vertraut sind (Kategorie I B) [17,18].

Regelmäßige Schulungen - auch in der Erkennung Katheterassoziierter Komplikationen - und praktisches Training sind erforderlich (Kategorie I B) [19].

2 Blasenverweilkatheter

Blasenverweilkatheter dürfen nur nach strenger Indikationsstellung gelegt werden und sind frühest möglich wieder zu entfernen (Kategorie I B) [11].

Für bestimmte Patienten kommen statt eines transurethralen Blasenverweilkatheters alternative Methoden zur Anwendung [13, 20, 21]. Suprapubische Blasenverweilkatheter sollten zur Umgehung der Harnröhre bei längerfristig Katheterisierten (>5 Tage) und nach größeren operativen Eingriffen unter Beachtung der Kontraindikationen [22] bevorzugt werden (Kategorie I B) [23-27]. Hierbei handelt es sich um eine vom Arzt durchzuführende Maßnahme. Bei Kurzzeitdrainage (<5 Tage) kann alternativ zwischen transurethralem Blasenverweilkatheter, suprapubischem Blasenverweilkatheter oder streng aseptischem, intermittierendem Einmalkatheterismus gewählt werden (Kategorie I B) [28].

Bei Anwendung eines transurethralen Blasenverweilkatheters können bei einer zu erwartenden Kurzzeitdrainage J. Martius, Leiter der Arbeitsgruppe (Agatharied), P. Brühl (Bonn), M. Dettenkofer (Freiburg), U. Hartenauer (Berlin), S. Niklas (Darmstadt), H.-J.Piechota (Münster).

(<5 Tage) Latexkatheter verwendet werden, sofern eine Latexallergie ausgeschlossen ist (Kategorie II) [29-32].

Bei einer längerfristigen Blasendrainage sollten Vollsilikonkatheter bevorzugt werden (Kategorie I B) [33, 34].

Die Anwendung antimikrobiell beschichteter Blasenverweilkatheter zur Infektionsprophylaxe wird kontrovers diskutiert. Sie kann daher derzeit nicht empfohlen werden (Kategorie III) [35-40].

3 Händehygiene und Händedesinfektion

Vor und nach jeder Manipulation am Blasenverweilkatheter oder Drainagesystem ist eine hygienische Händedesinfektion erforderlich (Kategorie I B) [41, 42].

4 Technik der Blasenkatheterisierung

Die Katheterisierung ist aseptisch möglichst mit Hilfe eines Katheterisierungssets durchzuführen (Kategorie I B) [33, 43,44].

Es sind sterile Handschuhe, steriles Abdeckmaterial, sterile Tupfer, ggf. eine sterile Pinzette zur aseptischen Katheterinsertion, ein Schleimhautantiseptikum für die Dekontamination der Harnröhrenöffnung und ihrer Umgebung (Einwirkzeit beachten!) und steriles Gleitmittel zu verwenden (Kategorie I B) [11, 30, 33].

Um Urothelschäden zu minimieren, muß die Katheterstärke den Maßen des Meatus urethrae angepaßt werden (Kategorie I B) [18].

Die Ballonfüllung eines Blasenverweilkatheters erfolgt mit sterilem Aqua dest., vorzugsweise mit einer sterilen 8-10%igen Glycerin-Wasserlösung. Diese dichtet die Membranporen des Katheterballons von innen ab und beugt so einer spontanen Entblockung vor. Eine Ballonüberfüllung ist zu vermeiden (Kategorie I B) [22, 45, 46].

5 Geschlossene Harnableitungssysteme

Es dürfen nur sterile, geschlossene Ableitungssysteme eingesetzt werden (Kategorie I A) [17,18, 47].

Es sollten dabei Systeme zur Anwendung kommen, welche die hygienischen Anforderungen an die Probenentnahmestelle für bakteriologische Harnuntersuchungen, an die Rückflußsperre, das Luftausgleichsventil, den Ablaßstutzen sowie an das Ablaßventil erfüllen (Kategorie I B) [30,48-50].

Der Katheter und der Drainageschlauch sollten nicht diskonnektiert werden (Kategorie I A) [17, 47, 51].

Ist eine Diskonnektion nicht zu vermeiden, wird die Konnektionsstelle vorher desinfiziert (Wischdesinfektion mit einem alkoholischen Präparat) (Kategorie I B) [11].

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