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Regelwerk

Stoffmonographie Bisphenol a (BPA) - Referenz- und Human-Biomonitoring-(HBM)-Werte für BPa im Urin
- Stellungnahme der Kommission Human Biomonitoring des Bundesamtes -

(Bundesgesundheitsbl. Nr. 9 vom 9/2012 S. 1215)



Zusammenfassung Abstract

Bisphenol a (BPA) wird zur Herstellung von Polykarbonat-Kunststoffen und Epoxyharzen verwendet. Viele Gegenstände wie Polykarbonat-Flaschen, innenbeschichtete Getränke- und Konservendosen, die BPa enthalten, können in Nahrungsmittel und Getränke migrieren und stellen damit die Hauptquelle für die ubiquitäre Belastung der Bevölkerung dar. BPa ist als ein endokriner Disruptor einzustufen. Da die Wirkungen noch nicht ausreichend verstanden sind, bleibt die toxikologische Bedeutung von BPa in Dosen unterhalb des NOAEL unklar. Die HBM Kommission nimmt u.a. zur Kenntnis, dass die Risikobewertung derzeit im Fluss ist und dass in der EU und in anderen Ländern regulatorisch im Risikomanagement vorsorglich ein Anwendungsverbot für Babyflaschen eingeführt wurde. Die Kommission sieht sich angesichts der umfangreichen und rapide anwachsenden Literatur nicht in der Lage, die bestehenden Kontroversen aufzulösen und die Fragen zu beantworten, welche Relevanz niedrige BPA-Dosen für die menschliche Gesundheit und damit für die Risikobewertung haben.Wegen der aktuellen Diskussion und dem Bedarf einer Bewertung des Stoffes im Bereich des HBM stellt die Kommission Referenzwerte (RV95) und auf dem TDI-Wert von 0,05 mg/kg KG/Tag basierte HBM-Werte für BPA-Gehalte im Urin zur Verfügung. Die RV95 betragen: 30 4/1 für 3- bis 5-Jährige, 15 μg/l für 6- bis 14-Jährige und 7 μg/l für 20- bis 29-Jährige. Die HBM-I-Werte betragen für Kinder 1,5 mg/l und für Erwachsene 2,5 mg/l. Die Kommission weist ausdrücklich darauf hin, dass diese HBM-Werte im Rahmen etwaiger Neubewertungen umgehend entsprechend anzupassen sind. Für die praktische Anwendung empfiehlt die Kommission in Anwendung des Vorsorgeprinzips eine Bewertung anhand der RV95, da sie gut geeignet sind höhere und vermeidbare Expositionen zu identifizieren und damit eine Expositionsminderung nach dem ALARA-Prinzip zu veranlassen.

Schlüsselwörter

Bisphenol A-Urin-HBM-Werte - Referenzwerte - Human-Biomonitoring - HBM Kommission

1 Einleitung

Die Chemikalie 2,2-bis(4-hydroxyphenyl)-propan, kurz als Bisphenol a (BPA) bezeichnet, wird in großem Umfang zur Herstellung von Polykarbonat-Kunststoffen sowie Kunstharzen verwendet. BPa kann ebenfalls in dem weit verbreiteten PVC als Additiv vorhanden sein [1]. Viele der Gegenstände, die BPa enthalten, sind Bedarfsgegenstände und kommen mit Lebensmitteln in Berührung. Dabei kann BPa in die Nahrungsmittel und Getränke migrieren. So sind beispielsweise viele Plastik-, Einweg-, Trinkflaschen, Babyflaschen, Plastikgeschirr oder auch die Innenbeschichtung von Getränke- und Konservendosen für die Verbraucher potentielle Quellen für die Aufnahme von BPa [2]. BPa ist ein weißer, wenig wasserlöslicher Feststoff mit phenolischem Geruch. Die wichtigsten physikalischen und chemischen Eigenschaften von BPa inkl. Stoffidentifizierung [3] sind in Tabelle 1 zusammengestellt.

Zahlreiche Tierversuche und in vitro-Tests belegen, dass BPa als "Endokriner Disruptor" einzustufen ist. Wegen des noch unvollständigen Verständnisses der komplexen und widersprüchlichen Wirkungen von BPa (in Dosen unterhalb des NOAEL) auf den klassischen Östrogenrezeptor, andere Rezeptoren und mole- kulare Funktionen [4-9], ist auch die toxikologische Bedeutung neuerer Befunde gegenwärtig noch unklar [10,11]. Das entsprechende Gremium der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority - EFSA), das EFSa Panel on Food Contact Materials, Enzymes, Flavourings and Processing Aids (CEF) kündigte dazu an, nach weiterer Auswertung neuer Studien, die zur Zeit in den USa durchgeführt werden [12] und 2012 zur Verfügung stehen sollen, sowie neuer Daten aus Studien mit Niedrigdosen, sein Gutachten zu überprüfen und hat dazu eine Bewertung der jüngsten relevanten Literatur erstellen lassen [13].

Auch die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) sieht in ihrem Aktionsplan vor, BPa einer weiteren Bewertung zu unterziehen [14].

Die Kommission Human-Biomonitoring (HBM) weist darauf hin, dass der Risikobewertungsprozess derzeit im Fluss ist und dass in der EU und in anderen Ländern regulatorisch im Risiko - Management vorsorglich Anwendungsverbote für BPa in Babyflaschen eingeführt wurden [15]; und dass auch aus anderen Plastikflaschen diverse und toxikologisch nicht bewertete Kontaminanten migrieren [16]. Die Kommission HBM sieht sich angesichts der umfangreichen und fast täglich anwachsenden Literatur und Datenlage aber nicht in der Lage, die bestehenden Kontroversen [17] aufzulösen und die Frage zu beantworten, welche Relevanz die bei niedrigen BPa Dosen an Nagetieren und in Querschnittstudien beobachten Effekte gegenüber den herkömmlichen Studien, die die Grundsätze der Guten Laborpraxis (GLP) einhalten, für die menschliche Gesundheit und damit die Risikobewertung haben.

Die Kommission stellt in dieser Monographie den Ableitungsweg eines auf der tolerierbaren täglichen Aufnahme (Tolerable Daily Intake, TDI) basierten HBM-Wertes vor und weist darauf hin, dass dieser Wert im Rahmen etwaiger Neubewertungen umgehend entsprechend anzupassen ist.

Mehrere jüngere übersichtsarbeiten und Berichte [1, 10, 11, 18-22] befassen sich ausführlich mit BPA, so dass im Folgenden auf eine umfassendere Darstellung verzichtet wird.

Abb.1: Strukturformel von 4,4'-lsopropylidendiphenol

Tab. 1: Physikochemische Daten von BPa [3]

Substanz 4,4'-lsopropylidendiphenol
Synonyme Bisphenol A; BPA; 2,2-Bis(4-hydroxyphenyl)propan; Diphenylolpropan

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