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Regelwerk

Stoffmonographie und Referenzwerte für monocyklische Aminoaromaten im Urin
- Stellungnahme der Kommission "Human-Biomonitoring" des Umweltbundesamtes -

(Bundesgesundheitsbl. Nr. 5 vom Mai 2011 S. 650)



Einleitung

Die umweltmedizinische Bedeutung der Aminoaromaten wie zum Beispiel dem Anilin, den Toluidinen, den Chloranilinen beruht auf

Aromatische Amine bestehen aus mindestens einem aromatischen Kern und einer daran gebundenen Aminogruppe. Anilin stellt das einfachste aromatische Amin dar.

Aromatische Amine werden seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Ausgangssubstanzen in der chemischen Industrie eingesetzt. Dabei stand zunächst die Produktion von Farbstoffen im Vordergrund. Weitere Anwendungsfelder sind bis in die heutige Zeit die Synthese von Pflanzenschutz- und Arzneimitteln sowie die Gummi- und die Kunststoffindustrie. Dass die berufliche Exposition durch aromatische Amine zu Krebserkrankungen führen kann, ist seit mehr als wo Jahren bekannt. REHN hat 1895 erstmals das Auftreten von Blasenkarzinomen in der Farbenherstellung mit der Belastung durch aromatische Amine in Zusammenhang gebracht [1]. Dieser Zusammenhang gilt seit den 3oer Jahren des letzten Jahrhunderts als wissenschaftlich gesichert. Seit 1936 sind deshalb Schleimhautveränderungen, Krebs und andere Neubildungen in den Harnwegen durch aromatische Amine in die Liste der Berufskrankheiten aufgenommen worden (BK-Nr. 1301 der Berufskrankheiten-Verordnung - BKV). Die industrielle und gesundheitliche Bedeutung, die den Aminoaromaten auch heute noch zukommt, belegt die Tatsache, dass die dadurch ausgelösten Erkrankungen noch immer die Liste der entschädigten, chemisch bedingten Berufserkrankungen anführen.

Von der Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe sind die hier zur Diskussion stehenden Aminoaromaten Anilin, o-Anisidin, o-, p-Toluidin, 4-Chloranilin. 2-Naphthylamin und 4-Aminobiphenyl in verschiedene Kategorien krebserzeugender Substanzen eingruppiert. 3-Chloranilin, 3,4-Dichloranilin, m-Toluidin und 3,5-Dichloranilin wurden von der Arbeitsstoffkommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bisher nicht bewertet oder es lagen zu wenige Informationen vor, um eine Bewertung vornehmen zu können.

Unabhängig vom Bearbeitungsstatus der Aminoaromaten durch Expertenkommissionen und von derzeit belegbaren Erkenntnissen zur Kanzerogenität muss aber aus präventivmedizinischer Sicht davon ausgegangen werden, dass Aminoaromaten gleichgerichtete Wirkungen aufweisen. Nach Schmähl [2] sollen bei Substanzen derselben Klasse bei gleichem Zielgewebe die Kombinationseffekte linear additiv auftreten. Dies trifft sicherlich auf die Aminoaromaten zu, sodass von einer additiven Wirkung aller hier zur Diskussion stehenden Aminoaromaten ausgegangen werden muss.

Tabelle 1: Aromatische Amine im Urin [µg/l] der Normalbevölkerung

Studie Nichtraucher, Raucher Aromatische Amine im Urin Nichtraucher Raucher
AM/50.P 95.P (Bereich) AM/50.P 95.P (Bereich)
Weiss et al. 2005 [3] 115 NR 45 R Anilin 3,70 8,20 (0,4-13,0) 3,70 7,50 (1,1-9,2)
o-Toluidin 0,09 0,26 (0,05-1,66) 0,21 0,54 (0,05-0,84)
m-Toluidin 0,05 0,18 (0,05-0,27) 0,21 0,43 (0,05-0,71)
p-Toluidin 0,06 0,41 (0,05-3,38) 0,15 0,59 (0,05-1,13)
o-Anisidin 0,25 0,66 (0,05-1,39) 0,29 0,70 (0,05-0,99)
3,5-Dichloranilin 0,45 3,87 (0,05-16,30) 0,05 2,76 (0,05-3,70)
o-Toluidin kA kA (0,17-2,46)1 kA kA (0,17-2,46)1
Labat et al. 2006 [73] NR+R o-Toluidin 2 0,17 k A (0,07-0,20) 0,20 k A (0,11-0,26)
Riedel et al. 2006 [8] 10 NR 10 R 2-Naphthylamin 2 0,01 kA (0,004-0,03) 0,02 kA (0,006-0,047)
4-Aminobiphenyl 2 0,01 kA (0,004-0,02) 0,02 kA (0,004-0,033)
Ward et al. 1996 [4] 16 NR 10 R Anilin 1,6 kA kA 4,2 kA kA
o-Toluidin 1,3 kA kA 0,9 kA kA
Riffelmann et al. 1995 [5] 8 NR 8 R Anilin 0,2 kA (nn-1,2) 1,4 kA (nn-5,1)
o-Toluidin nn kA (nn) 1,7 kA (nn-4,1)
m-Toluidin nn kA (nn) 0,7

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