Für einen individuellen Ausdruck passen Sie bitte die
Einstellungen in der Druckvorschau Ihres Browsers an.
Regelwerk

DENV - Dengue Fieber Virus
- Stellungnahmen des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit -

(Bundesgesundhbl. Nr. 7 vom 7/2011 S. 892)



Der Arbeitskreis Blut des Bundesministeriums für Gesundheit gibt als nationales Beratungsgremium Stellungnahmen zu neuartigen Erregern ab, bewertet neue Erkenntnisse zu bekannten Erregern und erarbeitet entsprechende Empfehlungen für die Fachöffentlichkeit. Diese Serie von Stellungnahmen zu einzelnen Erregern wird als Zusammenfassung des aktuellen Wissensstandes veröffentlicht, speziell unter transfusionsmedizinisch relevanten Aspekten (Bundesgesundhbl., 41, 53, 1998).

Frühere Beiträge befassten sich mit der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung, dem Parvovirus B19 und dem GB-Virus Typ C (Hepatitis-G-Virus), (Bundesgesundheitsbl., 41, 78-90, 1998),
HTLV-I/-II, (Bundesgesundheitsbl., 41, 512, 1998),
Yersinia enterocolitica, (Bundesgesundheitsbl., 42, 613, 1999),
TT-Virus (Bundesgesundheitsbl., 43,154-156, 2000),
Hepatitis B Virus (HBV), (Bundesgesundheitsbl., 43, 240-248, 2000) und
Humanes Cytomegalovirus (HCMV), (Bundesgesundheitsbl., 43, 653-659, 2000),
Hepatitis a Virus (Bundesgesundheitsbl., 44, 844850, 2001),
Treponema pallidum (Bundesgesundheitsbl. 45, 818-826, 2002),
Hepatitis-C-Virus (Bundesgesundheitsbl. 46, 712-722, 2003),
Humanes Immunschwächevirus (HIV) (Bundesgesundheitsbl. 47, 83-95, 2004),
Arboviren - durch Arthropoden übertragbare Viren (Bundesgesundheitsbl. 47, 910-918, 2004),
Coxiella burnetui - Erreger des Q-(query) Fiebers (Bundesgesundheitsbl. 48, 814-821, 2005),
Variante Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (Bundesgesundheitsbl. 48, 1082-1090, 2005),
Influenzaviren (Bundesgesundheitsbl. 50, 1184-1191, 2007),
Arbobakterien (über Arthropoden übertragbare Bakterien) (Bundesgesundheitsbl. 50,1192-1207, 2007),
Hepatitis-E-Virus (Bundesgesundheitsbl. 51, 90-97, 2008),
Malaria (Bundesgesundheitsbl. 51, 236-249, 2008),
Arboprotozoen (Bundesgesundheitsbl. 52, 123-146, 2009),
Orthopockenviren: Infektionen des Menschen (Bundesgesundheitsbl. 53, 957-972, 2010),
Humanes Cytomegalievirus ( HCMV) (Bundesgesundheitsbl. 53, 973-983, 2010) und
Parvovirus B19 (Bundesgesundheitsbl. 53, 944-956, 2010).

Dengue Fieber Virus (DENV)

Dengue ist ein portugiesisches Wort, das soviel bedeutet wie eitel, geziert, und das auf den gestörten, schmerzhaft eingeschränkten Gang der Infizierten hinweist (englisch: dandy).

Dengue Virus und Dengue hämorrhagisches Fieber Virus sind Synonyme. Das Dengue Fieber Virus (DENV) ist ein Mitglied des Genus der 53 Flaviviren und eines der 27 Spezies der Flaviviren, die über Mücken übertragen werden. Die Bedeutung der Arboviren für die Transfusionsmedizin ist 2004 zusammengefasst worden [1]. Dieser Beitrag nimmt zu der Frage Stellung, ob DENV eines der drohenden Viren ist, die in naher Zukunft transfusionsmedizinisch bedeutend werden können.

1. Wissensstand über den Erreger

Der wohl älteste Bericht, der klinisch der DENV-Infektion entspricht, stammt aus China aus dem Jahr 992 [2]. Historische Berichte über das sogenannte Knochenbrecher- Fieber (breakbone fever) datieren mehr als 200 Jahre zurück, 1779 in Batavia, Indonesien und Kairo, Ägypten. Die erste im englischsprachigen Raum berichtete Epidemie fand 1780 in Philadelphia, USA, statt, weitere 1934 in Florida und 1945 in New Orleans [3]. Große Epidemien mit hämorrhagischem Schock (Dengue fever virus haemorrhagic shock Syndrome - DHSS) liefen in Australien 1897, in Griechenland 1928 und in Formosa 1921 ab. Die langen Intervalle von zehn bis 40Jahren zwischen Epidemien in der gleichen Region wurden durch den zunehmenden Handel nach dem 2. Weltkrieg verkürzt, ferner führte die rasche Urbanisierung in Südostasien zu Hyperendemien [2]. Die Verbreitung von Aedes aegypti und weiteren Aedes-Spezies über moderne Verkehrsmittel und insbesondere Schiffstransporte führte zu einer schnellen Verbreitung von Aedes-Mücken und simultan DENV in alle tropischen Zonen der Welt, sodass die Zahl der Infizierten mit jährlich 50 bis 100 Millionen, die der Hospitalisierten mit etwa 500.000, und die der Infizierten mit Komplikationen mit 25.000 angenommen wird [4].

Urbaner und sylvatischer Zyklus Denguefieber ist eine typische Zoonose, der wesentliche tierischer Wirt sind Affen; jedoch sind nach Übertragung auf den Menschen und Vorhandensein der entsprechenden Mückenpopulation tierische Wirte nicht mehr notwendig. Alle Alt- und Neuwelt-Affen sind mit DENV infizierbar und entwickeln klinische Zeichen der Infektion und eine Virämie.

Die Bedeutung weiterer Tiere als Reservoir für die Verbreitung von DENV ist eher fraglich. Neugeborene Mäuse können mit DENV infiziert werden, während DENV adulte Meerschweinchen, Kaninchen, Hamster, Hühner, Bambusratten und Eidechsen nicht infizieren kann. Nur mit hohen Virusdosen sind Mäuse im Labor zu infizieren, mit zunehmender Passage bildet sich in diesen ein Neurotropismus aus [5]. In Mexiko wurden DENV-Antikörper in einer Frucht fressenden und drei Insekten fressenden Fledermäusen nachgewiesen, während DENV-2 (Dengue Fieber Virus Serotyp 2 - siehe DENV-Serotypen unter 1.1) in zwei Frucht fressenden und einer Insekten fressenden Fledermaus nachgewiesen wurde, die AK negativ waren [6].

Neben Aedes aegypti und Ae. albopictus vermehrt sich DENV in Ae. africanus, Ae. leuteocephalus, Ae. opok, Ae. taylori, Ae. furcifer und weiteren Spezies [7], sodass auch andere Aedes-Spezies als Vektor dienen könnten.

umwelt-online - Demo-Version


(Stand: 06.07.2018)

Alle vollständigen Texte in der aktuellen Fassung im Jahresabonnement
Nutzungsgebühr: 90.- € netto (Grundlizenz)

(derzeit ca. 7200 Titel s.Übersicht - keine Unterteilung in Fachbereiche)

Preise & Bestellung

Die Zugangskennung wird kurzfristig übermittelt

? Fragen ?
Abonnentenzugang/Volltextversion