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Regelwerk

Arboprotozoen
- Stellungnahmen des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit -

(Bundesgesundheitsbl. Nr. 1 vom Januar 2009 S. 122)




Der Arbeitskreis Blut des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung gibt als nationales Beratungsgremium Stellungnahmen zu neuartigen Erregern ab, bewertet neue Erkenntnisse zu bekannten Erregern und erarbeitet entsprechende Empfehlungen für die Fachöffentlichkeit. Diese Serie von Stellungnahmen zu einzelnen Erregern werden als Zusammenfassung des aktuellen Wissensstandes veröffentlicht, speziell unter transfusionsmedizinisch relevanten Aspekten (Bundesgesundheitsbl., 41, 53, 1998).

Frühere Beiträge befassten sich mit der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung, dem Parvovirus Big und dem GB-Virus Typ C (Hepatitis-G-Virus), (Bundesgesundheitsbl., 41, 78-90,1998), HTLV-I/-II, (Bundesgesundheitsbl., 41, 512, 1998), Yersinia enterocolitica, (Bundesgesundheitsbl., 42, 613, 1999), TT-Virus (Bundesgesundheitsbl., 43, 154-156, 2000), Hepatitis-B-Virus (HBV), (Bundesgesundheitsbl., 43, 240-248, 2000) und Humanes Cytomegalovirus (HCMV), (Bundesgesundheitsbl., 43, 653- 659, 2000), Hepatitis-A-Virus (Bundesgesundheitsbl., 44, 844-850, 2001), Treponema pallidum (Bundesgesundheitsbl., 45, 818-826, 2002), Hepatitis -C-Virus (Bundesgesundheitsbl., 46 -, 712-722, 2003), Humanes Immunschwächevirus (HIV) (Bundesgesundheitsbl., 47, 83-95, 2004), Arboviren - durch Arthropoden übertragbare Viren (Bundesgesundheitsbl., 47, 910-918, 2004), Coxiella burnetii - Erreger des Q-(query) Fiebers (Bundesgesundheitsbl., 48, 814-821, 2005), Variante Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (Bundesgesundheitsbl., 48, 1082-1090, 2005), Influenzaviren (Bundesgesundheitsbl., 50, 1184-1191, 2007),

Arbobakterien (über Arthropoden übertragbare Bakterien) (Bundesgesundheitsbl., 50, 1192-1207, 2007), Hepatitis-E-Virus (Bundesgesundheitsbl., 1, 90-97, 2008) und Malaria (Bundesgesundheitsbl., 2, 236-249, 2008).

Arboprotozoen sind über Arthropoden übertragbare protozoale Infektionserreger. In diesem Beitrag werden nur die Arboprotozoen behandelt, die epidemiologisch relevant über Bluttransfusion übertragen werden können. Es werden wesentliche Eigenschaften und Übertragungsmöglichkeiten für folgende Arboprotozoen beschrieben:

  1. Leishmania
  2. Trypanosoma brucei gambiense und rhodiense Trypanosoma cruzi
  3. Babesia microti bzw. divergens
  4. Toxoplasma gondii

Plasmodium sp. wurde gesondert beschrieben [1] .

Infektionserreger wie Giardia lamblia, Dientamoeba sp, Entamoeba sp, Cryptosporidium parvum und Isospora belli sind ebenfalls Protozoen, die den Menschen je nach Region, Nahrungsmittelhygiene und Wasserhygiene befallen, und die ausnahmsweise über Blut übertragen werden [2]. Sie lösen Infektionen des Gastrointestinaltraktes aus und führen gelegentlich zur Penetration von Gewebsschichten, sodass sie nach Phagozytose durch Makrophagen/Monozyten kurzfristig, z.B. wenige Tage bis eine Woche, auch im Blut vorhanden sind. Nach Sistieren der gastrointestinalen Symptomatik sind diese Erreger normalerweise nicht mehr im

Blut vorhanden. Bisher sind Übertragungen durch diese Protozoen in Deutschland nicht berichtet worden, und deshalb werden sie nicht näher abgehandelt. Da akut infizierte Spender für 4 Wochen nach einer Durchfall-Episode von der Blutspende ausgeschlossen werden, ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung vernachlässigbar gering. Die Möglichkeit einer Übertragung ist dennoch nicht vollständig ausgeschlossen, wie die Berichte von Übertragungen durch Organe und Stammzellen zeigen [3].

Die 3 klinischen Krankheitsbilder der Malaria und die Übertragung der 4 Plasmodienarten (R falciparum, R ovale, R vivax und R malariae) durch Blut sind bereits durch die Untergruppe des Arbeitskreises Blut beschrieben [1] und werden deswegen in dieser Zusammenstellung nicht weiter behandelt. Plasmodien haben sich so an den Menschen adaptiert, dass sie nicht auf eine andere Spezies (seltene Ausnahme Schimpanse) und umgekehrt übertragen werden können. Sie sind also - im Gegensatz zu den hier behandelten Erregern - keine Zoonose.

Die im Folgenden aufgeführten Protozoen sind auch unter Tieren weit verbreitet und definitionsgemäß typische Erreger von Zoonosen und somit nicht ausrottbar. Die Verminderung der Übertragung erfolgt vorzugsweise über Fernhalten und Bekämpfung des Vektors oder des Vehikels. Versuche, einen protektiven Impfstoff gegen diese Protozoen zu entwickeln, haben bisher nicht zum Erfolg geführt und werden sich auch zukünftig wegen der großen Variabilität der Oberflächenantigene der Protozoen als schwierig erweisen. In diesem Zusammenhang sollte auch an eine Übertragung einer Protozoen-Infektion, wie oben erwähnt mit Ausnahme von Malaria, durch Haustiere gedacht werden (Tabelle 1).

Tabelle 1: Protozoale Infektionserreger: Übertragungsweg, Krankheitsbild und geographische Verbreitung

Abschnitt Protozoon Übertragungsweg/Vektor Krankheitsbild Krankheitsdauer Geographische Verbreitung
A Leishmania sp Viannia Sandfliege (Phlebotomus und Lutzomyia)
Bremse (Tabanidae), Zecke (Ornithodorus)
kutan
mukokutan
viszeral
3 Wochen bis lebenslang Vorderer Orient
Mittelmeerraum
Zentralasien
Südasien
Mittelamerika
Südamerika
Mittelafrika
B Trypanosoma cruzi Raubwanzen wie Triatoma, Rhonius, Panstrongylus über Kot Chagas-Krankheit 1 Woche bis lebenslang Lateinamerika
Südamerika
B Trypanosoma brucei Tsetse-Fliege (Glossina morsitans) Schlafkrankheit 3 Wochen bis 3 Jahre für T.b. gambiense und
3 Wochen bis 20 Jahre für T.b. rhodiense
Westafrika
Ostafrika
C Babesia sp Zecke (bcodes ricinus, Ornithodorus, Dermatocentor, Amblyomma) Babesiose ca. 4 Wochen bis Jahre Europa
Nordamerika,
dort besonders Rinder befallen

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