Richtlinie 2000/39/EG der Kommission vom 8. Juni 2000 zur Festlegung einer ersten Liste von Arbeitsplatz-Richtgrenzwerten in Durchführung der Richtlinie 98/24/EG des Rates zum Schutz von Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer vor der Gefährdung durch chemische Arbeitsstoffe bei der Arbeit

(ABl. Nr. L 142 vom 16.06.2000 S. 47;
Beitrittsakte - ABl. Nr. L 236 vom 23.09.2003 S. 910;
RL 2006/15/EG - ABl. Nr. L 38 vom 09.02.2006 S. 36;
RL 2009/161/EU - ABl. Nr. L 338 vom 19.12.2009 S. 87;
RL (EU) 2017/164 - ABl. Nr. L 12 vom 01.02.2017 S. 115Inkrafttreten)



=> Zur nachfolgenden Fassung

Hebt RL 96/94/EG auf.

Die Kommission der Europäischen Gemeinschaften -

gestützt auf den Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft,

gestützt auf die "Richtlinie 98/24/EG des Rates vom 7. April 1998 zum Schutz von Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer vor der Gefährdung durch chemische Arbeitsstoffe bei der Arbeit", insbesondere auf Artikel 3 Absatz 2,

nach Stellungnahme des Beratenden Ausschusses für Sicherheit, Arbeitshygiene und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz,

in Erwägung nachstehender Gründe:

(1) Gemäß der Richtlinie 98/24/EG schlägt die Kommission europäische Ziele in Form von auf Gemeinschaftsebene festzulegenden Arbeitsplatz-Richtgrenzwerten für den Schutz der Arbeitnehmer vor den Risiken chemischer Arbeitsstoffe vor.

(2) Bei der Ausführung dieser Aufgabe wird die Kommission vom Wissenschaftlichen Ausschuß für Grenzwerte berufsbedingter Exposition gegenüber chemischen Arbeitsstoffen (SCOEL) unterstützt, der mit dem Beschluß 95/320/EG der Kommission eingesetzt wurde.

(3) Für jeden chemischen Arbeitsstoff, für den ein Arbeitsplatz-Richtgrenzwert auf Gemeinschaftsebene festgelegt wird, sollen die Mitgliedstaaten unter Berücksichtigung des gemeinschaftlichen Grenzwerts einen nationalen Arbeitsplatzgrenzwert festlegen, dessen Natur sie gemäß ihren innerstaatlichen Rechtsvorschriften und Gepflogenheiten bestimmen.

(4) Arbeitsplatz-Richtgrenzwerte sind als wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzepts für den Schutz der Gesundheit der Arbeitnehmer vor den von gefährlichen Chemikalien ausgehenden Risiken am Arbeitsplatz zu betrachten.

(5) Unter Zugrundelegung der Bestimmungen der "Richtlinie 80/1107/EWG des Rates vom 27. November 1980 zum Schutz der Arbeitnehmer vor der Gefährdung durch chemische, physikalische und biologische Arbeitsstoffe bei der Arbeit" wurden mit den Richtlinien 91/322/EWG und 96/94/EG der Kommission eine erste und eine zweite Liste von Richtgrenzwerten festgelegt.

(6) Die Richtlinie 80/1107/EWG wurde durch die Richtlinie 98/24/EG mit Wirkung vom 5. Mai 2001 aufgehoben.

(7) Es ist angebracht, die im Rahmen der Richtlinie 80/1107/EWG durch die Richtlinien 91/322/EWG und 96/94/EG festgelegten Richtgrenzwerte noch einmal im Rahmen der Richtlinie 98/24/EG zu verabschieden.

(8) Die im Anhang zu dieser Richtlinie vorgelegte Liste enthält die Stoffe des Anhangs zur Richtlinie 96/94/EG und darüber hinaus eine Reihe weiterer Arbeitsstoffe, für die der SCOEL nach Bewertung der neuesten verfügbaren wissenschaftlichen Daten über arbeitsmedizinische Auswirkungen und unter Berücksichtigung der einsatzfähigen Meßverfahren Arbeitsplatz-Richtgrenzwerte empfohlen hat. Im Hinblick auf die vorangegangenen Ausführungen und im Interesse der Klarheit sollte die Richtlinie 96/94/EG neu gefaßt werden.

(9) Für einige Stoffe ist es erforderlich, Kurzzeitgrenzwerte festzulegen, die den Auswirkungen einer kurzfristigen Exposition Rechnung tragen.

(10) Für einige Arbeitsstoffe muß auch die Möglichkeit der Hautpenetration berücksichtigt werden, um den bestmöglichen Schutz sicherzustellen.

(11) Diese Richtlinie stellt einen praxisorientierten Schritt in Richtung auf die Vollendung der sozialen Dimension des Binnenmarktes dar.

(12) Die in dieser Richtlinie festgelegten Maßnahmen stimmen mit der Stellungnahme des gemäß Artikel 17 der "Richtlinie 89/391/EWG des Rates vom 12. Juni 1989 über die Durchführung von Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Arbeitnehmer bei der Arbeit" eingesetzten Ausschusses überein

- hat folgende Richtlinie erlassen:

Artikel 1

Für die im Anhang aufgeführten chemischen Arbeitsstoffe wird ein gemeinschaftlicher Arbeitsplatz-Richtgrenzwert festgelegt.

Artikel 2

Die Mitgliedstaaten legen für die im Anhang aufgeführten chemischen Arbeitsstoffe unter Berücksichtigung der gemeinschaftlichen Werte nationale Arbeitsplatz-Grenzwerte fest.

Artikel 3

(1) Die Mitgliedstaaten erlassen die erforderlichen Rechts- und Verwaltungsvorschriften, um dieser Richtlinie spätestens am 31. Dezember 2001 nachzukommen. Sie setzen die Kommission unverzüglich davon in Kenntnis. Bei Erlaß dieser Vorschriften nehmen die Mitgliedstaaten in den Vorschriften selbst oder durch einen Hinweis bei der amtlichen Veröffentlichung auf diese Richtlinie Bezug. Die Mitgliedstaaten regeln die Einzelheiten der Bezugnahme.

(2) Die Mitgliedstaaten teilen der Kommission den Wortlaut der innerstaatlichen Rechtsvorschriften mit, die sie auf dem unter diese Richtlinie fallenden Gebiet erlassen.

Artikel 4

Die Richtlinie 96/94/EG wird mit Wirkung ab dem in Artikel 3 Absatz 1 genannten Zeitpunkt aufgehoben.

Artikel 5

Diese Richtlinie tritt am 20. Tag nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften in Kraft.

Artikel 6

Diese Richtlinie ist an alle Mitgliedstaaten gerichtet.

Brüssel, den 8. Juni 2000

.

Arbeitsplatz-Richtgrenzwerte  Anhang06 09 17


Einecs 1 CAS 2 Arbeitsstoff Grenzwerte Hinweis 3
8 Stunden 4 Kurzeit 5
mg/m3 6 ppm 7 mg/m3 6 ppm 7
200-467-2 60-29-7 Diethylether 308 100 616 200 -
200-662-2 67-64-1 Aceton 1210 500 - - -
200-663-8 67-66-3 Trichloromethan 10 2 - - Haut
200-756-3 71-55-6 1,1,1-Trichlorethan 555 100 1110 200 -
200-834-7 75-04-7 Ethylamin 9,4 5 - - -
200-863-5 75-34-3 1,1-Dichlorethan 412 100 - - Haut
200-870-3 75-44-5 Phosgen 0,08 0,02 0,4 0,1 -
200-871-9 75-45-6 Chlordifluormethan 3600 1000 - - -
201-159-0 78-93-3 Butanon 600 200 900 300 -
201-176-3 79-09-4 Propionsäure 31 10 62 20 -
202-422-2 95-47-6 o-Xylol 221 50 442 100 Haut
202-425-9 95-50-1 1,2-Dichlorbenzol 122 20 306 50 Haut
202-436-9 95-63-6 1,2,4-Trimethylbenzol 100 20 - - -
202-704-5 98-82-8 Cumol 100 20 250 50 Haut )
202-705-0 98-83-9 2-Phenylpropen 246 50 492 100 -
202-849-4 100-41-4 Ethylbenzol 442 100 884 200 Haut
203-313-2 105-60-2 ε-Caprolactam (Staub und Dampf) 10 - 40 - -
203-388-1 106-35-4 Heptan-3-on 95 20 - - -
203-396-5 106-42-3 p-Xylol 221 50 442 100 Haut
203-470-7 107-18-6 Allylalkohol 4,8 2 12,1 5 Haut
203-473-3 107-21-1 Ethandiol 52 20 104 40 Haut
203-539-1 107-98-2 1-Methoxy-2-propanol 375 100 568 150 Haut
203-550-1 108-10-1 4-Methylpentan-2-on 83 20 208 50 -
203-576-3 108-38-3 m-Xylol 221 50 442 100 Haut
203-603-9 108-65-6 2-Methoxy-1-methylethylacetat 275 50 550 100 Haut
203-604-4 108-67-8 Mesitylen (Trimethylbenzol) 100 20 - - -
203-631-1 108-94-1 Cyclohexanon 40,8 10 81,6 20 Haut


Einecs 1 CAS 2 Arbeitsstoff Grenzwerte Hinweis 3
8 Stunden 4 Kurzeit 5
mg/m3 6 ppm 7 mg/m3 6 ppm 7
203-726-8 109-99-9 Tetrahydrofuran 150 50 300 100 Haut
203-737-8 110-12-3 5-Methylhexan-2-on 95 20 - - -
203-767-1 110-43-0 Heptan-2-on 238 50 475 100 Haut
203-808-3 110-85-0 Piperazin 0,1 - 0,3 - -
203-905-0 111-76-2 2-Butoxyethanol 98 20 246 50 Haut
203-933-3 112-07-2 2-Butoxyethylacetat 133 20 333 50 Haut
204-065-8 115-10-6 Dimethylether 1920 1000 - - -
204-428-0 120-82-1 1,2,4-Trichlorbenzol 15,1 2 3 7,8 5 Haut
204-469-4 121-44-8 Triethylamin 8,4 2 12,6 3 Haut
204-662-3 123-92-2 Isopentylacetat 270 50 540 100 -
204-697-4 124-40-3 Dimethylamin 3,8 2 9,4 5 -
204-826-4 127-19-5 N,N-Dimethylacetamid 36 10 72 20 Haut
205-480-7 141-32-2 n-Butylacrylat 11 2 53 10 -
205-563-8 142-82-5 n-Heptan 2085 500 - - -
208-394-8 526-73-8 1,2,3-Trimethylbenzol 100 20 - - -
208-793-7 541-85-5 5-Methyl-3-heptanon 53 10 107 20 -
210-946-8 626-38-0 1-Methylbutylacetat 270 50 540 100 -
211-047-3 628-63-7 Pentylacetat 270 50 540 100 -
  620-11-1 3-Pentylacetat 270 50 540 100 -
  625-16-1 tert.-Amylacetat 270 50 540 100 -
215-535-7 1330-20-7 Xylol, alle Isomeren, rein 221 50 442 100 Haut
222-995-2 3689-24-5 Sulfotep (ISO) 0,1 - - - Haut
231-634-8 7664-39-3 Fluorwasserstoff 1,5 1,8 2,5 3 -
231-131-3 7440-22-4 Silber, metallisch 0,1 - - - -
231-595-7 7647-01-0 Hydrogenchlorid 8 5 15 10 -
231-633-2 7664-38-2 Phosphorsäure 1 - 2 - -
231-635-3 7664-41-7 Ammoniak, wasserfrei 14 20 36 50 -
231-954-8 7782-41-4 Fluor 1,58 1 3,16 2 -
231-978-9 7783-07-5 Dihydrogenselenid 0,07 0,02 0,17 0,05 -
233-113-0 10035-10-6 Hydrogenbromid - - 6,7 2 -
247-852-1 26628-22-8 Natriumazid 0,1 - 0,3 - Haut
252-104-2 34590-94-8 (2-Methoxymethylethoxy) -propanol 308 50 - - Haut
    Fluoride, anorganisch 2,5 - - - -

1) Einecs: Europäisches Verzeichnis der auf dem Markt vorhandenen chemischen Stoffe.

2) CAS: Chemical Abstract Service Registry Number.

3) Der Hinweis "Haut" bei einem Grenzwert zeigt die Möglichkeit an, daß größere Mengen des Stoffs durch die Haut aufgenommen werden.

4) Zeitlich gewichteter Mittelwert, gemessen oder berechnet für einen Bezugszeitraum von acht Stunden.

5) Grenzwert, der nicht überschritten werden soll. Soweit nicht anders angegeben, bezieht er sich auf eine Zeitdauer von 15 Minuten.

6) mg/m3: Milligramm pro Kubikmeter Luft bei 20 °C und 101,3 KPa.

7) ppm: Volumenteile pro Million im Luft (ml/m3).

ENDE

umwelt-online - Demo-Version


(Stand: 12.11.2019)

Alle vollständigen Texte in der aktuellen Fassung im Jahresabonnement
Nutzungsgebühr: 90.- € netto (Grundlizenz)

(derzeit ca. 7200 Titel s.Übersicht - keine Unterteilung in Fachbereiche)

Preise & Bestellung

Die Zugangskennung wird kurzfristig übermittelt

? Fragen ?
Abonnentenzugang/Volltextversion