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Methoden zur Bestimmung der physikalisch-chemischen Eigenschaften
A.8 Verteilungskoeffizient |
Anhang V zur RL 67/548/EWG |
A.8. 1. Methode
Der hier beschriebenen Schüttelmethode liegt die OECD-Prüfrichtlinie (1) zugrunde.
A.8. 1.1. Einleitung
Zur Durchführung der Prüfung ist es nützlich, Vorinformationen über die Strukturformel, die Dissoziationskonstante, die Wasserlöslichkeit, das Hydrolyseverhalten, die n-Oktanolöslichkeit und die Oberflächenspannung des Stoffes in wäßriger Lösung zu haben.
Messungen von ionischen Substanzen sollten nur an deren nicht ionisierter Form (freie Säure oder freie base) durch Verwendung eines geeigneten Puffers mit einem pH-Wert von mindestens einer pH-Einheit unter (freie Säure) oder über (freie base) dem pK-Wert durchgeführt werden.
Diese Prüfmethode beinhaltet zwei getrennte Verfahren: die Schüttelmethode und die Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie (HPLC). Die erstere findet dann Anwendung, wenn der log Pow-Wert (Definitionen siehe unten) im Bereich 2 bis 4 liegt, die letztere dann, wenn dieser Wert im Bereich 0 bis 6 liegt. Vor der Messung mit einer der beiden Methoden sollte eine Vorab-Schätzung des Verteilungskoeffizienten durchgeführt werden.
Die Schüttelmethode gilt nur für im wesentlichen reine Substanzen, die in Wasser und n-Oktanol löslich sind. Sie ist nicht auf oberflächenaktive Stoffe anwendbar (für diese sollte ein berechneter oder ein geschätzter Wert auf der Grundlage der einzelnen Löslichkeiten in n-Oktanol und Wasser vorgelegt werden).
Die HPLC-Methode ist nicht für starke Säuren und basen, Metall-Komplexe, oberflächenaktive Stoffe oder für Substanzen anwendbar, die mit dem Eluenten reagieren. Für diese Stoffe sollte ein berechneter oder ein geschätzter Wert auf der Grundlage der einzelnen Löslichkeiten in n-Oktanol und Wasser vorgelegt werden.
Die HPLC-Methode ist bezüglich Verunreinigungen in der Prüfsubstanz weniger empfindlich als die Schüttelmethode. Dennoch kann die Interpretation der Ergebnisse in einigen Fällen durch das Vorliegen von Verunreinigungen erschwert werden, weil die Zuordnung der Peaks nicht eindeutig ist. Für Mischungen, die ein nicht aufgelöstes Band ergeben, sollten die obere und die untere Grenze des Zehnerlogarithmus (log P) angegeben werden.
A.8. 1.2. Definitionen und Einheiten
Als Verteilungskoeffizient (P) bezeichnet man das Verhältnis der Gleichgewichtskonzentrationen (ci) einer gelösten Substanz in einem Zweiphasensystem aus zwei weitgehend unmischbaren Lösungsmitteln. Im Falle von n-Oktanol und Wasser ergibt sich:
cn-Oktanol | |
Pow = | |
cWasser |
Der Verteilungskoeffizient (P) ist somit der Quotient zweier Konzentrationen. Er wird gewöhnlich in Form seines Zehnerlogarithmus (log P) angegeben.
A.8. 1.3. Referenzsubstanzen
Schüttelmethode
Referenzsubstanzen müssen nicht in allen Fällen verwendet werden, in denen eine neue Prüfsubstanz untersucht wird. Die Referenzsubstanzen sollten in erster Linie dazu dienen, die Methode von Zeit zu Zeit zu überprüfen und einen Vergleich mit den Ergebnissen aus anderen Methoden zu ermöglichen.
HPLC-Methode
Um die HPLC-Meßdaten einer Substanz mit deren P-Wert zu korrelieren, ist eine Eichkurve log P/chromatographische Daten unter Verwendung von mindestens sechs Bezugspunkten aufzustellen. Die Wahl der geeigneten Referenzsubstanzen obliegt dem Benutzer. Soweit möglich, sollte mindestens eine Referenzsubstanz einen Pow-Wert über dem der Prüfsubstanz und eine andere einen Pow-Wert unter dem der Prüfsubstanz haben. Für log P-Werte unter 4 kann bei der Eichung von Daten ausgegangen werden, die mit Hilfe der Schüttelmethode erhalten worden sind. Für log P-Werte über 4 kann man sich bei der Eichung auf kalibrierte Literaturwerte stützen, sofern diese mit den berechneten Werten übereinstimmen. Aus Gründen einer größeren Genauigkeit sollten vorzugsweise Referenzsubstanzen verwendet werden, die strukturell mit der Prüfsubstanz verwandt sind.
Es liegen umfangreiche Listen mit log Pow-Werten für zahlreiche Gruppen von Chemikalien vor (2)(3). Wenn keine Verteilungskoeffizienten zu strukturell verwandten Verbindungen vorhanden sind, kann eine allgemeinere Eichung auf der Grundlage anderer Referenzsubstanzen vorgenommen werden.
Eine Liste der empfohlenen Referenzsubstanz und deren Pow-Werten ist in Anlage 2 enthalten.
A.8. 1.4. Prinzip der Methode
A.8. 1.4.1. Schüttelmethode
Zur Bestimmung des Verteilungskoeffizienten müssen nach Einstellung des Gleichgewichts zwischen allen wechselwirkenden Komponenten des Verteilungssystems die Konzentrationen der in beiden Phasen gelösten Substanz ermittelt werden. Die einschlägige Literatur zeigt, daß hierfür verschiedene Techniken vorhanden sind, wie z.B. die gründliche Mischung der beiden Phasen mit anschließender Phasentrennung zur Bestimmung der Gleichgewichtskonzentration der untersuchten Substanz.
A.8. 1.4.2. HPLC-Methode
Die HPLC-Methode wird an Analysensäulen durchgeführt, die mit einer handelsüblichen festen Phase mit langen, chemisch an Siliziumdioxid gebundenen Kohlenwasserstoffketten (z.B. C8, C18) gefüllt sind. Chemikalien, die in eine solche Säule eingespritzt werden, bewegen sich darin wegen der unterschiedlichen Verteilungsgrade zwischen der mobilen und der stationären (Kohlenwasserstoffe) Phase mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Substanzgemische werden entsprechend dem hydrophoben Charakter der Bestandteile eluiert - zuerst die wasserlöslichen und zuletzt die öllöslichen; dabei erfolgt die Elution proportional zum jeweiligen Kohlenwasserstoff-Wasser-Verteilungskoeffizienten. Dadurch kann die Beziehung zwischen der Retentionszeit an einer solchen (Phasenumkehr-)Säule und dem Verteilungskoeffizienten für n-Oktanol/Wasser aufgestellt werden. Der Verteilungskoeffizient wird vom Kapazitätsfaktor k über die Formel
(tR-to) | |
k = | |
to |
abgeleitet, wobei tR die Retentionszeit der Prüfsubstanz und to die durchschnittliche Zeit ist, die ein Lösungsmittelmolekül für die Wanderung durch die Säule benötigt (Totzeit).
Quantitative Analysenmethoden sind nicht erforderlich; es müssen lediglich die Elutionszeiten bestimmt werden.
A.8. 1.5. Qualitätskriterien
A.8. 1.5.1. Wiederholbarkeit
Schüttelmethode
Um die Genauigkeit des Verteilungskoeffizienten zu gewährleisten, sind Doppelbestimmungen bei drei verschiedenen Prüfbedingungen durchzuführen. Dazu sollen sowohl die eingesetzte Menge der untersuchten Substanz als auch das Verhältnis der Lösungsmittelvolumina verändert werden. Die so ermittelten Werte des Verteilungskoeffizienten, angegeben als deren Zehnerlogarithmus, sollen in einem Bereich von ± 0,3 log-Einheiten liegen.
HPLC-Methode
Um die Zuverlässigkeit der Messung zu erhöhen, sind Doppelbestimmungen durchzuführen. Die aus den Einzelmessungen abgeleiteten log P-Werte sollen in einem Bereich von ± 0,1 log-Einheiten liegen.
A.8. 1.5.2. Empfindlichkeit
Schüttelmethode
Der Meßbereich der Methode wird durch die Nachweisgrenze des Analysenverfahrens festgelegt. Dieses sollte die Bestimmung von log Pow-Werten innerhalb eines Bereichs von 2 bis 4 erlauben (sofern es die Bedingungen zulassen, kann dieser Bereich gelegentlich auf Pow-Werte bis 5 erweitert werden, wenn die Konzentration der gelösten Substanz in keiner Phase größer als 0,01 Mol/l ist).
HPLC-Methode
Die HPLC-Methode erlaubt die Bestimmung von Verteilungskoeffizienten innerhalb eines Pow-Bereichs von 0 bis 6.
Normalerweise läßt sich der Verteilungskoeffizient einer Verbindung innerhalb eines Bereichs von ± 1 log-Einheit des bei der Schüttelmethode gewonnenen Wertes bestimmen. Typische Korrelationen sind in der Literatur angegeben (4)(5)(6)(7)(8). Eine höhere Genauigkeit ist gewöhnlich zu erreichen, wenn die Korrelationskurven von strukturell verwandten Referenzsubstanzen ausgehen (9).
A.8. 1.5.3. Anwendbarkeit
Schüttelmethode
Das Nernst'sche Verteilungsgesetz gilt nur für verdünnte Lösungen bei konstanter Temperatur, konstantem Druck und pH-Wert. Es gilt streng nur für eine reine Substanz, die zwischen zwei reinen Lösungsmitteln verteilt ist. Wenn mehrere gelöste Stoffe in einer oder beiden Phasen gleichzeitig vorkommen, kann dadurch das Ergebnis beeinflußt werden.
Dissoziation oder Assoziation gelöster Moleküle führen zu Abweichungen vom Nernst'schen Verteilungsgesetz. Solche Abweichungen zeigen sich darin, daß der Verteilungskoeffizient von der Konzentration der Lösung abhängig wird.
Wegen der auftretenden multiplen Verteilungsgleichgewichte sollte diese Prüfmethode für ionische Verbindungen nicht ohne entsprechende Korrekturen angewendet werden. Für derartige Verbindungen sollte die Benutzung von Pufferlösungen anstelle von Wasser erwogen werden; dabei sollte der pH-Wert des Puffers mindestens 1 pH-Einheit vom pKa-Wert der Substanz entfernt sein und die Bedeutung dieses pH-Wertes für die Umwelt berücksichtigt werden.
A.8. 1.6. Beschreibung der Methode
A.8. 1.6.1. Abschätzung des Verteilungskoeffizienten
Der Verteilungskoeffizient wird vorzugsweise durch ein Berechnungsverfahren abgeschätzt (siehe Anlage 1); wo möglich, kann er aus dem Löslichkeitsverhältnis der Prüfsubstanz in den reinen Lösungsmitteln abgeschätzt werden (10).
A.8. 1.6.2. Schüttelmethode
A.8. 1.6.2.1. Vorbereitung
n-Oktanol: Die Bestimmung des Verteilungskoeffizienten soll mit sehr reinem Reagens durchgeführt werden.
Wasser: Es soll in Glas- oder Quarzgefäßen destilliertes bzw. doppelt destilliertes Wasser verwendet werden. Für ionische Verbindungen sollten, wenn begründbar, anstelle von Wasser Pufferlösungen verwendet werden.
Anmerkung: Direkt aus einem Ionenaustauscher entnommenes Wasser soll nicht benutzt werden.
A.8. 1.6.2.1.1. Vorsättigung der Lösungsmittel
Vor der Bestimmung des Verteilungskoeffizienten werden die Phasen des Lösungsmittelsystems durch Schütteln bei Prüftemperatur gegenseitig gesättigt. Dazu ist es zweckmäßig, zwei große Vorratsflaschen gefüllt mit sehr reinem n-Oktanol bzw. Wasser mit jeweils einer ausreichenden Menge des anderen Lösungsmittels zu versetzen, mit einem mechanischen Schüttelapparat 24 Stunden zu schütteln und dann so lange stehen zu lassen, bis sich die Phasen getrennt haben und der Sättigungszustand erreicht ist.
A.8. 1.6.2.1.2. Vorbereitung der Prüfung
Das Gesamtvolumen des Zweiphasensystems soll das Prüfgefäß nahezu ausfüllen. Dadurch können Materialverluste aufgrund von Verdampfung verhindert werden. Das Volumenverhältnis und die einzusetzenden Mengen der Substanz werden durch die folgenden Angaben festgelegt:
Es sind drei Prüfungen durchzuführen. Bei der ersten wird das berechnete Volumenverhältnis n-Oktanol/Wasser eingesetzt, bei der zweiten wird dieses Verhältnis halbiert, bei der dritten verdoppelt (z.B. 1:1, 1:2, 2:1).
A.8. 1.6.2.1.3. Prüfsubstanz
Es wird eine Vorratslösung in mit Wasser vorgesättigtem n-Oktanol hergestellt. Die Konzentration dieser Vorratslösung soll vor deren Gebrauch zur Bestimmung des Verteilungskoeffizienten exakt bestimmt werden. Diese Lösung soll so gelagert werden, daß ihre Stabilität gewährleistet ist.
A.8. 1.6.2.2. Prüfbedingungen
Die Prüftemperatur sollte zwischen 20 und 25 °C liegen und konstant (± 1 °C) gehalten werden.
A.8. 1.6.2.3. Meßverfahren
A.8. 1.6.2.3.1. Einstellen des Verteilungsgleichgewichts
Für jede der Prüfbedingungen sollen zwei Prüfgefäße vorbereitet werden, die jeweils die erforderlichen, genau abgemessenen Mengen der beiden Lösungsmittel sowie die erforderliche Menge an Vorratslösung enthalten.
Die n-Oktanol-Phasen sollten volumetrisch bestimmt werden. Die Prüfgefäße sollten entweder mit einem geeigneten Schüttelapparat oder von Hand geschüttelt werden. Bei Verwendung eines Zentrifugenglases besteht ein empfohlenes Verfahren darin, das Glas rasch um 180 °C um seine Querachse zu drehen, so daß eventuell eingeschlossene Luft durch beide Phasen aufsteigt. Erfahrungsgemäß reichen im allgemeinen 50 solcher Umdrehungen zur Einstellung des Verteilungsgleichgewichts aus. Zur Sicherheit werden 100 Umdrehungen in fünf Minuten empfohlen.
A.8. 1.6.2.3.2. Phasentrennung
Zur Trennung der Phasen sollte die Mischung, sofern erforderlich, in einer Laborzentrifuge bei Raumtemperatur zentrifugiert werden. Wenn eine Zentrifuge ohne Thermostat benutzt wird, sollten die Zentrifugengläser vor der Analyse mindestens eine Stunde bei Prüftemperatur aufbewahrt werden, damit sich das Gleichgewicht einstellt.
A.8. 1.6.2.4. Analyse
Zur Ermittlung des Verteilungskoeffizienten müssen die Konzentrationen der Prüfsubstanz in beiden Phasen analysiert werden. Dies kann dadurch geschehen, daß von jeder der beiden Phasen aus jedem Glas und für jede Prüfbedingung ein aliquoter Teil entnommen und mit dem gewählten Verfahren analysiert wird. Die in den beiden Phasen vorhandene Gesamtmenge der Substanz ist zu berechnen und mit der eingesetzten Menge zu vergleichen.
Die Probenahme aus der wäßrigen Phase sollte so erfolgen, daß die Gefahr des Einschlusses von Spuren an n-Oktanol möglichst weitgehend vermindert wird: z.B. kann eine Glasspritze mit auswechselbarer Nadel zur Probenahme verwendet werden. Zuerst sollte die Spritze teilweise mit Luft gefüllt werden. Diese Luft sollte vorsichtig herausgedrückt werden, während die Nadel durch die n-Oktanolschicht hindurchgeführt wird. Ein ausreichendes Volumen an wäßriger Phase wird in die Spritze gezogen. Die Spritze wird schnell aus der Lösung entfernt und die Nadel abgenommen. Der Inhalt der Spritze kann dann als wäßrige Probe weiterverwendet werden. Die Konzentration in den beiden voneinander getrennten Phasen sollte am besten mit einem substanzspezifischen Verfahren ermittelt werden. Beispiele für möglicherweise geeignete Analysenverfahren sind:
A.8. 1.6.3. HPLC-Methode
A.8. 1.6.3.1. Vorbereitung
Apparatur
Erforderlich ist ein mit einer pulsfreien Pumpe und einem geeigneten Detektor ausgestatter Flüssigkeitschromatograph. Dabei wird die Verwendung eines Einspritzventils mit Dosierschleife empfohlen. Die Leistung der HPLC-Säule kann durch das Vorhandensein polarer Gruppen in der stationären Phase ernsthaft beeinträchtigt werden. Deshalb sollten die stationären Phasen ein Minimmun an polaren Gruppen haben (11). Es können handelsübliche Mikroteilchenfüllungen für die Umkehrphasenchromatographie oder Fertigsäulen verwendet werden. Zwischen dem Dosiersystem und der Analysensäule kann eine Vorsäule angebracht werden.
Mobile Phase
Zur Zubereitung des Elutionsmittels werden für die HPLC-Methode ausreichend reines Methanol und Wasser verwendet; das Elutionsmittel wird vor seiner Verwendung entgast. Es sollte das Verfahren der isokratischen Elution angewendet werden. Dabei werden Methanol-/Wasser-Verhältnisse mit einem Mindestgehalt an Wasser von 25 % empfohlen. Im Normalfall ist eine Methanol-Wasser-Mischung im Volumenverhältnis 3:1 für die Eluierung von Verbindungen mit einem log P-Wert von 6 bei einer Elutionszeit von einer Stunde ausreichend (Durchflußrate: 1 ml/min). Für Verbindungen mit einem hohen log P-Wert kann eine Verkürzung der Elutionszeit (auch der der Referenzsubstanzen) durch Senkung der Polarität der mobilen Phase oder Kürzung der Säulenlänge erforderlich sein.
Stoffe mit einer sehr geringen Löslichkeit in n-Oktanol ergeben bei der HPLC-Methode häufig anormal niedriger log Pow-Werte; die Peaks dieser Stoffe begleiten mitunter die Lösungsmittelfront. Dies liegt wahrscheinlich daran, daß der Verteilungsprozess zu langsam ist, um innerhalb der normalerweise für eine HPLC-Trennung benötigten Zeit den Gleichgewichtszustand zu erreichen. In solchen Fällen kann die Verminderung der Durchflußrate und/oder des Methanol-Wasser-Verhältnisses ein wirksames Verfahren sein, um zu einem zuverlässigen Wert zu gelangen.
Prüf- und Referenzsubstanz sollten in der mobilen Phase in ausreichender Konzentration lösbar sein, um nachgewiesen werden zu können. Nur in Ausnahmefällen dürfen in der Methanol-Wasser-Mischung Zusatzstoffe verwendet werden, da diese Zusatzstoffe die Eigenschaften der Säule verändern. Für Chromatogramme, die mit Zusatzstoffen erhalten wurden, ist der Einsatz einer weiteren Säule desselben Typs zwingend vorgeschrieben. Wenn die Methanol-Wasser-Mischung ungeeignet ist, können andere Mischungen aus einem organischen Lösungsmittel und Wasser verwendet werden, so z.B. Ethanol-Wasser oder Acetonitril-Wasser.
Der pH-Wert des Lösungsmittels ist für ionische Verbindungen kritisch. Er sollte innerhalb des pH-Betriebsbereichs der Säule liegen, der sich im allgemeinen zwischen 2 und 8 bewegt. Die Anwendung eines Puffers ist ratsam. Dabei muß darauf geachtet werden, daß kein Salz ausfällt und es nicht zur Beschädigung der Säule kommt, was bei einer Reihe von Mischungen von organischer Phase und Puffer möglich ist. HPLC-Messungen mit an Siliziumdioxid gebundener stationärer Phase und einem pH-Wert über 8 sind nicht empfehlenswert, da die Verwendung einer alkalischen mobilen Phase zu einem rapiden Nachlassen der Leistung der Säule führen kann.
Referenz-/Prüfsubstanzen
Die Referenzsubstanzen sollten den höchstmöglichen Reinheitsgrad haben. Das für Prüf- oder Eichzwecke zu verwendende Substanzgemisch wird, wenn möglich, in der mobilen Phase gelöst.
Prüfbedingungen
Die Temperatur sollte im Verlauf der Messungen um nicht mehr als ± 2 K schwanken.
A.8. 1.6.3.2. Messung
Berechnung der Totzeit t0
Die Totzeit läßt sich entweder durch Verwendung einer homologen Reihe (z.B. n-Alkyl-Methyl-Ketone) oder durch nicht chromatographisch verzögerte organische Verbindungen (z.B. Thioharnstoff oder Formamid) bestimmen. Zur Berechnung der Totzeit t0 mit Hilfe einer homologen Reihe werden mindestens 7 Komponenten einer homologen Reihe eingespritzt und die jeweiligen Retentionszeiten gemessen. Die Retentionszeiten tr(nc+1) werden in Abhängigkeit von tr(nc) aufgetragen und anschließend der Schnittpunkt a und die Steigung b der Regressionsgleichung:
tr(nc+1)= a + b tr(nc)
bestimmt (nc = Anzahl der Kohlenstoffatome). Die Totzeit t0 ergibt sich dann aus
t0 = a / (1 - b)
Eichkurve
Der nächste Schritt besteht in der Aufstellung einer Korrelationskurve log k/log P für geeignete Referenzsubstanzen. In der Praxis werden dazu zwischen 5 und 10 Standard-Referenzsubstanzen, deren log P-Wert in der Nähe des erwarteten Bereichs liegt, gleichzeitig eingespritzt und die Retentionszeiten am besten mit Hilfe eines mit dem Nachweissystem gekoppelten registrierenden Integrators bestimmt. Die Logarithmen der entsprechenden Kapazitätsfaktoren (log k) werden berechnet und gegen die mittels der Schüttelmethode bestimmten log P-Werte aufgezeichnet. Die Eichung wird in regelmäßigen Abständen, mindestens einmal täglich, vorgenommen, so daß eventuelle Veränderungen in der Leistung der Säule berücksichtigt werden können.
Bestimmung des Kapazitätsfaktors der Prüfsubstanz
Die Prüfsubstanz wird in möglichst geringer Menge der mobilen Phase eingespritzt. Die Retentionszeit wird (doppelt) bestimmt zur Berechnung des Kapazitätsfaktors k. Aus der Korrelationskurve der Referenzsubstanzen kann der Verteilungskoeffizient der Prüfsubstanz interpoliert werden. Bei sehr niedrigen und sehr hohen Verteilungskoeffizienten ist eine Extrapolation erforderlich. In diesen Fällen ist besonders auf die Vertrauensgrenzen der Regressionsgeraden zu achten.
A.8. 2. Daten
Schüttelmethode
Die Zuverlässigkeit der ermittelten P-Werte kann durch Vergleich der Mittelwerte der Doppelbestimmungen mit dem Gesamtmittelwert geprüft werden.
A.8. 3. Abschlußbericht
Im Prüfbericht ist, wenn möglich, folgendes anzugeben
für die Schüttelmethode:
für die HPLC-Methode:
A.8. 4 Literatur
(1) OECD, Paris, 1981, Test Guideline 107, Decision of the Council C(81) 30 final.
(2) C. Hansch und A.J. Leo, Substitution Constants for Correlation Analysis in Chemistry and Biology, John Wiley, New York, 1979.
(3) Log P and Parameter Database, a tool for the quantitative prediction of bioactivity (C. Hansch, chairman; A.J. Leo, dir.) - Erhältlich bei Pomona College Medicinal Chemistry Project, 1982, Pomona College, Claremont, California 91711.
(4) L. Renberg, G. Sundström und K. Sundh-Nygärd, Chemosphere, 1980, vol. 80, 683.
(5) H. Ellgehausen, C. DxHondt und R. Fuerer, Pestic. Sci., 1981, vol. 12, 219.
(6) B. Mc Duffie, Chemosphere, 1981, vol. 10, 73.
(7) W.E. Hammers et al., J. Chromatog., 1982, vol. 247, 1.
(8) J.E. Haky und A.M. Young, J. Liq. Chromat., 1984, vol. 7, 675.
(9) S. Fujisawa und E. Masuhara, J. Biomed. Mat. Res., 1981, vol. 15, 787.
(10) O. Jubermann, Verteilen und Extrahieren, in: Methoden der Organischen Chemie (Houben Weyl), Allgemeine Laboratoriumspraxis (herausgegeben von E. Müller), Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1958, Band I/1, 223-339.
(11) R.F. Rekker und H.M. de Kort, Euro. J. Med. Chem., 1979, vol. 14, 479.
(12) A. Leo, C. Hansch und D. Elkins, Partition coefficients and their uses. Chem. Rev., 1971, vol. 71, 525.
(13) R.F. Rekker, The Hydrophobic Fragmental Constant, Elsevier, Amsterdam, 1977.
(14) NF T 20-043 AFNOR (1985). Chemical products for industrial use - Determination of partition coefficient - Flask shaking method.
(15) C.V. Eadsforth und P. Moser, Chemosphere, 1983, vol. 12, 1459.
(16) A. Leo, C. Hansch und D. Elkins, Chem. Rev., 1971, vol. 71, 525.
(17) C. Hansch, A. Leo, S.H. Unger, K.H. Kim, D. Nikaitani und E.J. Lien, J. Med. Chem., 1973, vol. 16, 1207.
(18) W.B. Neely, D.R. Branson und G.E. Blau, Environ. Sci. Technol., 1974, vol. 8, 1113.
(19) D.S. Brown und E.W. Flagg, J. Environ. Qual., 1981, vol. 10, 382.
(20) J.K. Seydel und K.J. Schaper, Chemische Struktur und biologische Aktivität von Wirkstoffen, Verlag Chemie, Weinheim, New York, 1979.
(21) R. Franke, Theoretical Drug Design Methods, Elsevier, Amsterdam, 1984.
(22) Y.C. Martin, Quantitative Drug Design, Marcel Dekker, New York, basel, 1978.
(23) N.S. Nirrlees, S.J. Noulton, C.T. Murphy und P.J. Taylor, J. Med. Chem., 1976, vol. 19, 615.
Anlage 1
zu RL 67/548/EWG Anhang V A.8
Berechnungs-/Schätzverfahren
Einleitung
Eine allgemeine Einführung in die Berechnungsverfahren, Daten und Beispiele werden im Handbook of Chemical Property Estimation Methods (a) gegeben.
Berechnete Pow-Werte können verwendet werden:
Abschätzverfahren
Vorläufige Abschätzung des Verteilungskoeffizienten
Der Wert des Verteilungskoeffizienten kann durch Verwendung der Löslichkeitswerte der Prüfsubstanz in den reinen Lösungsmitteln abgeschätzt werden:
Dafür gilt:
PSchätzwert= | Sättigung cn-Oktanol |
Sättigung cWasser |
Berechnungsverfahren
Prinzip der Berechnungsverfahren
Sämtliche Berechnungsverfahren beruhen auf der formalen Aufspaltung des Moleküls in geeignete Substrukturen, für die zuverlässige log Pow-Inkremente bekannt sind. Der log Pow-Wert des gesamten Moleküls wird danach als Summe seiner entsprechenden Teilwerte plus Summe der Korrekturglieder für intramolekulare Wechselwirkungen berechnet.
Aufstellungen über die Konstanten von Substrukturen und den Korrekturgliedern liegen vor (b)(c)(d)(e). Einige davon werden regelmäßig aktualisiert (b).
Qualitätskriterien
Im allgemeinen nimmt die Zuverlässigkeit des Berechnungverfahrens in dem Masse ab, in dem die Komplexität der Prüfsubstanz zunimmt. Bei einfachen Substanzen mit niedrigem Molekulargewicht und einer oder zwei funktioneller Gruppen ist mit einer Abweichung von 0,1 bis 0,3 log Pow-Einheiten von den Ergebnissen der verschiedenen Fragmentmethoden gegenüber dem Meßwert zu rechnen. Bei komplexeren Substanzen kann die Fehlerspanne größer sein. Dies hängt von der Zuverlässigkeit und der Verfügbarkeit der Konstanten für die Substrukturen sowie von der Fähigkeit der Erkennung intramolekularer Wechselwirkungen (z.B. Wasserstoffbindungen) und der richtigen Anwendung der Korrekturglieder ab (was mit dem Computer-Programm CLOGP-3 ein geringeres Problem ist) (b). Bei ionischen Substanzen ist die richtige Berücksichtigung der Ladung oder des Ionisierungsgrades wichtig.
Berechnungsverfahren
Hansch'sche π -Methode
Die ursprünglich für hydrophobe Substituenten verwendete Konstante π, eingeführt von Fujita et al. (f), wird wie folgt definiert:
πx = log Pow (PhX) - log Pow (PhH)
wobei Pow (PhX) der Verteilungskoeffizient eines aromatischen Abkömmlings und Pow (PhH) derjenige der Ausgangssubstanz ist
(z.B. πCl | = log Pow (C6H5Cl) - log Pow (C6H6) |
= 2,84 - 2,13 = 0,71). |
Nach seiner Definition ist die π -Methode vorwiegend bei der aromatischen Substitution anwendbar. Die π -Werte liegen für eine große Anzahl von Substituenten tabelliert vor (b)(c)(d). Sie werden für die Berechnung der log Pow-Werte für aromatische Moleküle oder Substrukturen verwendet.
Rekker-Methode
Nach Rekker (g) wird der log Pow-Wert wie folgt berechnet:
log Pow = Σiai fi + Σj (Wechselwirkungsglieder)
wobei fidie verschiedenen Konstanten der Substrukturen und ai die Häufigkeit ihres Vorkommens in der Prüfsubstanz darstellen. Die Korrekturglieder lassen sich als ein ganzes Vielfaches einer einzigen Konstante Cm (der sogenannten "magischen Konstante") angeben. Die Substruktur-Konstanten fi und Cm wurden aus einer Liste von 1054 experimentell ermittelten Pow-Werten (825 Verbindungen) mit Hilfe der mehrfachen Regressionsanalyse bestimmt (c)(h). Die Bestimmung der Glieder für die Wechselwirkungen erfolgt auf der Grundlage der in der Literatur angegebenen Regeln (e)(h)(i).
Hansch-Leo-Methode
Nach Hansch und Leo (c) wird der log Pow-Wert aus der Beziehung
log Pow = Σi ai fi + Σj bj Fj
errechnet, wobei fi die verschiedenen Konstanten der Substrukturen, Fj die Korrekturglieder und ai, bj die entsprechenden Vorkommenshäufigkeiten sind. Eine Liste der Substrukturwerte für einzelne Atome und Gruppen, abgeleitet aus experimentell bestimmten Pow-Werten, und eine Liste der Korrekturglieder Fj (sogenannte "Faktoren") wurden durch die Trial-and-error-Methode erhalten. Die Korrekturglieder sind in mehrere unterschiedliche Kategorien eingeordnet worden (a)(c). Es ist relativ kompliziert und zeitraubend, alle Regeln und Korrekturglieder zu berücksichtigen. Software-Pakete sind entwickelt worden (b).
Kombinierte Methode
Die Berechnung der log Pow-Werte komplexer Substanzen kann beträchtlich verbessert werden, wenn das Molekül in größere Substrukturen zerlegt wird, für die zuverlässige log Pow-Werte vorliegen, sei es aus Tabellen (b)(c), sei es aus eigenen Messungen. Solche Substrukturen (z.B. Heterozyklen, Anthrakinon, Azobenzen) können dann mit den Hansch'schen π -Werten oder mit den Substruktur-Konstanten nach Rekker oder Leo kombiniert werden.
Anmerkungen
Abschlußbericht
Bei der Verwendung der Berechnungs-/Abschätzmethoden sollte der Prüfbericht, wenn möglich, folgendes anzugeben:
Literatur
(a) W.J. Lyman, W.F. Reehl und D.H. Rosenblatt (Hrsg.), Handbook of Chemical Property Estimation Methods, McGraw-Hill, New York, 1983.
(b) Pomona College, Medicinal Chemistry Project, Claremont, California 91711, USA, Log P Database and Med. Chem. Software (Program CLOGP-3).
(c) C. Hansch und A.J. Leo, Substituent Constants for Correlation Analysis in Chemistry and Biology, John Wiley, New York, 1979.
(d) A. Leo und C. Hansch, D. Elkins, Chem. Rev. 1971, vol. 71, 525.
(e) R.F. Rekker und H.M. de Kort, Eur. J. Med. Chem.- Chim. Ther., 1979, vol. 14, 479.
(f) T. Fujita, J. Iwasa und C. Hansch, J. Amer. Chem. Soc., 1964, vol. 86, 5175.
(g) R.F. Rekker, The Hydrophopic Fragmental Constant, Pharmacochemistry Library, vol. 1, Elsevier, New York, 1977.
(h) C.V. Eadsforth und P. Moser, Chemosphere, 1983, vol. 12, 1459.
(i) R.A. Scherrer, ACS, American Chemical Society, Washington D.C., 1984, Symposium Series 255, p. 225.
Anlage 2
zu 67/548/EWG Anhang V A.8.
Empfohlene Referenzaubstanzen für die HPLC-Methode | |||
Nr. | Referenzsubstanz | log Pow | pKa |
1 | 2-Butanon | 0,3 | |
2 | 4-Acetylpyridin | 0,5 | |
3 | Anilin | 0,9 | |
4 | Acetanilid | 1,0 | |
5 | Benzylalkohol | 1,1 | |
6 | p-Methoxyphenol | 1,3 | pKa = 10,26 |
7 | Phenoxyessigsäure | 1,4 | pKa = 3,12 |
8 | Phenol | 1,5 | pKa = 9,92 |
9 | 2,4-Dinitrophenol | 1,5 | pKa = 3,96 |
10 | Benzonitril | 1,6 | |
11 | Phenylacetonitril | 1,6 | |
12 | 4-Methylbenzylalkohol | 1,6 | |
13 | Acetophenon | 1,7 | |
14 | 2-Nitrophenol | 1,8 | pKa = 7,17 |
15 | 3-Nitrobenzoesäure | 1,8 | pKa = 3,47 |
16 | 4-Chloranilin | 1,8 | pKa = 4,15 |
17 | Nitrobenzol | 1,9 | |
18 | Zimtamylalkohol | 1,9 | |
19 | Benzoesäure | 1,9 | pKa = 4,19 |
20 | p-Kresol | 1,9 | pKa = 10,17 |
21 | Zimtamylalkohol | 2,1 | pKa = 3,89 cis; 4,44 trans |
22 | Anisol | 2,1 | |
23 | Methylbenzoat | 2,1 | |
24 | Benzol | 2,1 | |
25 | 3-Methylbenzoesäure | 2,4 | pKa = 4,27 |
26 | 4-Chlorphenol | 2,4 | pKa = 9,1 |
27 | Trichlorethylen | 2,4 | |
28 | Atrazin | 2,6 | |
29 | Ethylbenzoat | 2,6 | |
30 | 2,6-Dichlorbenzonitril | 2,6 | |
31 | 3-Chlorbenzoesäure | 2,7 | pKa = 3,82 |
32 | Toluol | 2,7 | |
33 | 1-Naphthol | 2,7 | pKa = 9,34 |
34 | 2,3-Dichloranilin | 2,8 | |
35 | Chlorbenzol | 2,8 | |
36 | Allyl-Phenylether | 2,9 | |
37 | Bromobenzol | 3,0 | |
38 | Ethylbenzol | 3,2 | |
39 | Benzophenon | 3,2 | |
40 | 4-Phenylphenol | 3,2 | pKa = 9,54 |
41 | Thymol | 3,3 | |
42 | 1,4-Dichlorbenzol | 3,4 | |
43 | Diphenylamin | 3,4 | pKa = 0,79 |
44 | Naphthalen | 3,6 | |
45 | Phenylbenzoat | 3,6 | |
46 | Isopropylbenzol | 3,7 | |
47 | 2,4,6-Trichlorphenol | 3,7 | pKa = 6 |
48 | Biphenyl | 4,0 | |
49 | Benzylbenzoat | 4,0 | |
50 | 2,4-Dinitro-6 sec. butylphenol | 4,1 | |
51 | 1,2,4-Trichlorbenzol | 4,2 | |
52 | Dodekansäure | 4,2 | |
53 | Diphenylether | 4,2 | |
54 | n-Butylbenzol | 4,5 | |
55 | Phenanthren | 4,5 | |
56 | Fluoranthen | 4,7 | |
57 | Dibenzyl | 4,8 | |
58 | 2,6-Diphenylpyridin | 4,9 | |
59 | Triphenylamin | 5,7 | |
60 | DDT | 6,2 | |
Sonstige Referenzsubstanzen mit niedrigem log Pow-Wert | |||
1 | Nikotinsäure | -0,07 |
weiter . |
(Stand: 04.08.2022)
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