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Attributives Lungenkrebsrisiko durch Radon-Expositionen in Wohnungen
- Stellungnahme der Strahlenschutzkommission -
Vom 30. März 2007
(BAnz. Nr. 81 vom 28.04.2007 S. 4472)
Nachfolgend wird die Stellungnahme der Strahlenschutzkommission, verabschiedet in der 208. Sitzung der Kommission am 11./12. Juli 2006, bekannt gegeben.
1 Einleitung
Die Strahlenschutzkommission (SSK) hat in ihrer Stellungnahme [SSK 2005] "Lungenkrebsrisiko durch Radonexpositionen in Wohnungen" zu den Ergebnissen neuerer Studien, insbesondere der europäischen Pooling-Studie [Darby et al. 2005, 2006], auf eine signifikante Erhöhung des Lungenkrebsrisikos im Bereich von 100 bis 199 Bq/m3 für lebenslange Nichtraucher hingewiesen.
In der Studie "Abschätzung des attributablen Lungenkrebsrisikos in Deutschland durch Radon in Wohnungen" [Menzler et al. 2006] wurden die Ergebnisse der europäischen Pooling-Studie zur Abschätzung des Lungenkrebsrisikos durch Radon in Deutschland angewandt. Dazu war insbesondere eine Abschätzung der Radon-Konzentration in den Wohnungen der einzelnen Teile Deutschlands und ihrer Variabilität nötig. Aus Anlass dieser neuen Studie nimmt die SSK zum attributiven Lungenkrebsrisiko durch Radon-Expositionen in deutschen Wohnungen sowie zu einer möglichen Reduktion der jährlichen Lungenkrebstodesfälle durch die Einführung eines Höchstwertes für die Radon-Konzentration nachfolgend Stellung.
Unter dem (bevölkerungsbezogenen) attributiven Risiko versteht man dabei den Anteil an den Erkrankungen in der Bevölkerung (in %), der durch die Exposition gegenüber einem Risikofaktor erklärbar ist. Im Hinblick auf Radon gibt das attributive Risiko somit an, wie viel Prozent der Lungenkrebserkrankungen in Deutschland der Exposition gegenüber Radon in Wohnungen zuzuschreiben sind.
2 Zusammenfassung der Studie "Abschätzung des attributablen Lungenkrebsrisikos in Deutschland durch Radon in Wohnungen"
Zur Ermittlung des attributiven Risikos durch Radon in Deutschland werden folgende Daten verwendet:
Deutsche Radon-Verteilung
Derzeit gibt es in Deutschland kein nationales oder regionales Radon-Monitoring-Programm. Es war daher im Rahmen der Studie erforderlich, für Deutschland eine Radon-Verteilung aus den vorliegenden diversen Forschungsdaten abzuleiten. Dazu wurden in Kooperation mit dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) 18 von insgesamt 28 vorliegenden Studien ausgewählt, bei denen Messungen in Wohnräumen durchgeführt worden waren, und in ein gemeinsames Datenformat gebracht. Studien, die gezielt in hoch belasteten Häusern durchgeführt worden waren, wurden nicht berücksichtigt. Notwendig war in diesem Zusammenhang die Harmonisierung der Studien bezüglich der drei Variablen "bewohnt/ unbewohnt", "Baujahr" und "Etage" sowie die Behandlung fehlender oder falscher Einträge.
Nach dem Ausschluss nicht geeigneter Daten lagen schließlich 75.764 Radon-Messwerte in 28.509 Wohneinheiten vor. Messwerte in den einzelnen Wohneinheiten wurden entsprechend der Messdauer gewichtet. Für diese Messwerte wurde eine Saisonkorrektur durchgeführt, um eine mittlere jährliche Radon-Konzentration in den Wohneinheiten abzuleiten. Es stellte sich heraus, dass diese Korrektur zu keinen wesentlichen Änderungen z.B. beim geometrischen und arithmetischen Mittel der Radon-Konzentration führt.
Für die 76 Landkreise, in denen nur 10 oder weniger Messungen vorlagen, wurden bis zu 50 zufällig ausgewählte Ersatzwohnungen aus Landkreisen aufgenommen, die die gleichen Bodenluftkonzentrationen aufweisen. Insgesamt wurden auf diese Weise 3827 Wohnungen dem Datensatz hinzugefügt, so dass die weitere Auswertung 32.336 Wohneinheiten umfasste. Es zeigte sich, dass für Schleswig-Holstein, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt keine regionalen Aussagen getroffen werden können, da die Anzahl der Messwerte in diesen Bundesländern zu niedrig war.
Um sich einer repräsentativen Verteilung der Radon-Messwerte weiter anzunähern, wurden ferner die Radon-Messwerte entsprechend der Bevölkerung der Landkreise gewichtet. Im Ergebnis beträgt danach das arithmetische Mittel der gewichteten Radon-Konzentration in Deutschland 49 Bq/m3 (5 %-Perzentil: 13 Bq/m3; 95 %-Perzentil: 115 Bq/m3) .
Da auch das Baujahr eines Hauses sowie die Etage des Raumes, in dem gemessen wurde, einen deutlichen Einfluss auf die Radon-Konzentration haben, wurden die Messergebnisse zudem mit einer für Deutschland typischen Verteilung von Baujahr und Etagenanzahl gewichtet. Dazu wurden Angaben des Statistischen Bundesamtes verwendet, die auf Bundeslandebene zur Verfügung standen. Dabei wurde auch die Bevölkerungsgewichtung auf Bundeslandebene durchgeführt. Dieses Verfahren ergab ein arithmetisches Mittel der gewichteten Radon-Konzentration in Deutschland von 50 Bq/m3.
In der Studie wird zudem die Radon-Verteilung für Deutschland korrigiert aufzufällige Unsicherheiten bei der Bestimmung der Radon-Konzentrationen. Dazu wurde ein Verfahren angewendet, das dem Korrekturverfahren in der europäischen Pooling-Studie [Darby et al. 2005, 2006] entspricht. Bei diesem Verfahren wird berücksichtigt, dass die zufälligen Unsicherheiten, die mit der Bestimmung der Radon-Konzentration in Häusern verbunden sind, nicht symmetrisch verteilt sind. So kann beispielsweise bei einer wahren Konzentration von 300 Bq/m3 die tatsächlich gemessene zwar um 500 Bq/m3 zu hoch, jedoch nicht um 500 Bq/m3
(Stand: 16.06.2018)
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