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Epidemiologische Untersuchungen zum Lungenkrebsrisiko nach Exposition gegenüber Radon
- Stellungnahme der Strahlenschutzkommission -
Vom 29. Januar 2001
(BAnz. 2001 S. 2639)
Verabschiedet in der 169. Sitzung der Strahlenschutzkommission am 31. Oktober 2000
Zur Erläuterung der Expositions- und Konzentrationsangaben in epidemiologischen Studien zum Radonrisiko
1 Einleitung
Die Strahlenschutzkommission hat bereits auf ihrer 124. Sitzung am 21./22. April 1994 Grundsätze zur Begrenzung der Strahlenexposition der Bevölkerung durch Radon und seine Zerfallsprodukte empfohlen. Zudem hat die EU-Kommission am 21. Februar 1990 eine Empfehlung zum Schutz der Bevölkerung vor Radonexposition innerhalb von Gebäuden veröffentlicht (90/143). Diese beruht zum Teil noch auf der ICRP-Veröffentlichung Nr. 39 von 1984. In der Zwischenzeit wurden zahlreiche neue epidemiologische Studien veröffentlicht, in denen das Krebsrisiko nach Radonexposition untersucht wurde. Die Ergebnisse wurden 1999 von einer Arbeitsgruppe der National Academy of Science (USA) im BEIR VI-Report zusammengefasst und bewertet [1]. Außerdem tagte im Jahre 2000 eine Arbeitsgruppe der International Agency for Research on Cancer (IARG) der Weltgesundheitsorganisation. (WHO), die eine Bewertung verschiedener Radionuklide, darunter Radon, vorgenommen hat. Auch in Deutschland wurden verschiedene Studien zur Untersuchung der gesundheitlichen Auswirkungen von Radon durchgeführt. Aus diesem Grunde hat sich die Strahlenschutzkommission erneut mit der Thematik befasst. Sie hält es für sinnvoll und notwendig, den derzeitigen Kenntnisstand in der vorliegenden Stellungnahme aktualisiert darzustellen und zu bewerten.
Im Jahre 1988 wurde Radon durch eine Arbeitsgruppe der IARC en ein eingestuft. Diese Bewertung erfolgte aus epidemiologischer Sicht auf der Grundlage von Daten aus acht Kohortenstudien von Beschäftigten im Uranbergbau [3]. Seit dieser Zeit sind zahlreiche weitere Veröffentlichungen erschienen, die neben qualitativen Analysen auch genauere quantitative Aussagen zum Zusammenhang zwischen Radonexposition und Lungenkrebsrisiko erlauben. Bei diesen Studien handelt es sich einerseits um Kohortenstudien bei Beschäftigten im Bergbau, zum anderen um Fall-Kontrollstudien zur Untersuchung der Wirkung von "in-door" Radon, d. h. von Radonexpositionen in Wohnräumen.
Vor dem Hintergrund der häufig großen Unterschiede in den Ergebnissen einzelner epidemiologischer Studien - bedingt durch die unterschiedlichen Studiendesigns und -größen, Einflüsse durch Confounder, Expositionsbedingungen usw. -zeichnen sich die Radon-Studien in ihrer Gesamtheit durch eine vergleichsweise große Konsistenz bzgl. ihrer qualitativen und quantitativen Aussagen aus.
2 Kohortenstudien im Uranbergbau ("hoch-exponierte" Personengruppen)
Weltweit wurden bis heute 12 Kohortenstudien und eine aus diesen Daten gepoolte Auswertung [6] durchgeführt, in denen das Krebsrisiko durch Radonexposition untersucht wurde (Tabelle 1). Die Qualität der Daten zur Exposition ist in den verschiedenen Studien zwar unterschiedlich, doch liegen aus fast allen Arbeiten für mindestens einen Teil der Beschäftigten Expositionsmessungen und detaillierte Berufsbiographien vor. Für Lungenkrebsstudien sind Angaben zum Raucherstatus essentiell. In vielen der oben aufgeführten Studien wurden daher Daten zum Raucherstatus erfasst. Allerdings ist diese Information nicht immer vollständig, in einigen Studien fehlt sie sogar ganz.
Tabelle 1: Kohortenstudien
Personenjahre | Durch schnittliche Anzahl von exponierten Jahren | Lungenkrebsfälle | |||||||
Veröffentlichung (neueste) | Land | Art des Bergbaus | exponierte Personen | nicht- exponierten Personen | WLM* | exponierte Personen | nicht exponierte Personen | ERR** /WLM 95 % KI | |
Yao, 1994 | China | Zinn | 135.357 | 39.985 | 277,4 | 12,9 | 936 | 44 | 0,0016 |
0,001- 0,002 | |||||||||
Tomasek & Placek, 1999 | Tsche- chische Repubik | Uran | 103.652 | 4216 | 198,7 | 7,3 | 656 | 5 | 0,0034 |
0,002-0,006 | |||||||||
Stram et al., 1999 | USA/ colorado | Uran | 73.509 | 7403 | 595,7 | 4,0 | 292 | 2 | 0,0042 |
0,003-0,007 | |||||||||
Kusiak et al., 1993 | Kanada | Uran | 319.701 | 61.017 | 30,8 | 3,0 | 282 | 2 | 0,0089 |
0,005-0,015 | |||||||||
Morrison et al., 1998 | Kanada | Flussspat | 35.029 | 13.713 | 367,3 | 4,8 | 112 | 6 | 0,0076 |
0,004-0,013 | |||||||||
Radford & St. Clair Renard, 1984 | Schweden | Eisen | 32.452 | 841 | 80,6 | 17,8 | 79 | 0 | 0,0095 |
0,001-0,041 | |||||||||
Samet et al., 1994 | USA/ Neu Mexiko | Uran | 46.797 | 12.152 | 110,3 | 7,4 | 68 | 1 | 0,0172 |
0,006- 0,067 | |||||||||
Chambers et al., 1999 | Kanada | Uran | 68.040 | 50.345 | 17,2 | 1,9 | 56 | 9 | 0,0221 |
0,009-0,056 |
(Stand: 16.06.2018)
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