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Regelwerk

BGV A7 - Betriebsärzte
Berufsgenossenschaftliche Vorschriften (BGV)
(14) Papiermacher-BG



(aufgehoben, nur zur Information; neu BGV A2)

§ 1 Geltungsbereich

Diese Unfallverhütungsvorschrift gilt für Unternehmer, die nach § 2 Betriebsärzte zu bestellen haben.

DA zu § 1:

Nach § 15 Abs. 1 Nr. 6 Siebtes Buch Sozialgesetzbuch (SGB VII) in der Fassung des § 21 Nr. 1 Arbeitssicherheitsgesetz vom 12. Dezember 1973 (BGBl. I S. 1885) erlassen die Berufsgenossenschaften Vorschriften über die Maßnahmen, die der Unternehmer zur Erfüllung der sich aus diesem Gesetz ergebenden Pflichten zu treffen hat. Diese Unfallverhütungsvorschrift regelt Maßnahmen, die der Unternehmer zur Erfüllung der sich aus § 2 Abs. 1 in Verbindung mit § 4 und § 2 Abs. 3 Arbeitssicherheitsgesetz ergebenden Pflichten zu treffen hat. Der Text des Arbeitssicherheitsgesetzes ist dieser Unfallverhütungsvorschrift als Anhang 1 beigefügt.

§ 2 Bestellung

(1) Der Unternehmer hat Betriebsärzte zur Wahrnehmung der in § 3 Gesetz über Betriebsärzte, Sicherheitsingenieure und andere Fachkräfte für Arbeitssicherheit ( Arbeitssicherheitsgesetz) bezeichneten Aufgaben für die sich aus den Merkmalen der nachstehenden Tabelle ergebenden erforderlichen Einsatzzeiten schriftlich zu bestellen oder zu verpflichten:

  Betriebsgröße im Jahres-
durchschnitt beschäftigte
Arbeitnehmer
Einsatzzeit
in Stunden
Erbringung
der Einsatzzeit
in Jahren
Gruppe 1 mehr als 5 0,5 je Arbeitnehmer 1
hohes Gefährdungs-
potential
5
4
3
2
1
5
4
3
3
3
2
2
2
3
3
Gruppe 2 mehr als 14 0,2 je Arbeitnehmer 1
niedriges
Gefährdungs-
potential
14
13
12
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
6
5
5
5
4
4
5
4
4
3
3
3
3
3
2
2
2
2
2
2
3
3
3
3
3
3
3
3

Gewerbezweige der Gruppe 1

Betriebe oder Betriebsteile mit erschwerten Arbeitsbedingungen oder Nachtschicht oder in denen Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden.

Gewerbezweige der Gruppe 2

alle anderen Betriebe oder Betriebsstellen einschließlich kaufmännischer und verwaltender Teile

(2) Die Berufsgenossenschaft kann im Einzelfall im Einvernehmen mit der nach § 12 Arbeitssicherheitsgesetz zuständigen Behörde eine Ausnahme von Absatz 1 bewilligen und geringere Einsatzzeiten festlegen, soweit im Betrieb, verglichen mit Betrieben der gleichen Art, die Unfall- und Gesundheitsgefahren unterdurchschnittlich gering sind. Die Berufsgenossenschaft kann ferner im Einzelfall im Einvernehmen mit der nach § 12 Arbeitssicherheitsgesetz zuständigen Behörde abweichend von Absatz 1 höhere Einsatzzeiten festsetzen, soweit im Betrieb, verglichen mit Betrieben der gleichen Art, überdurchschnittliche Unfall- und Gesundheitsgefahren bestehen, und die Bestellung eines Betriebsarztes verlangen.

(3) Ist eine betriebsärztliche Betreuung wegen spezieller (besonderer) Vorsorgeuntersuchungen zu einem früheren Zeitpunkt vorgeschrieben, muß diese in der vorgeschriebenen Frist durchgeführt werden. Einsatzzeiten für spezielle Vorsorgeuntersuchungen werden nicht auf die Gesamteinsatzzeit angerechnet.

DA zu § 2 Abs. 1:

1. Die Betriebsärzte können als ständig oder zeitweise tätige Kräfte bestellt werden. Sie können vom Unternehmer eingestellt oder freiberuflich tätig sein oder auch einem überbetrieblichen Dienst angehören, den der Unternehmer nach § 19 Arbeitssicherheitsgesetz verpflichtet hat.

Die Einsatzzeit ist die Arbeitszeit, die den Betriebsärzten zur Erfüllung ihrer Aufgaben im Betrieb je Jahr und Arbeitnehmer mindestens zur Verfügung stehen muß. So können z.B. Wegezeiten eines nicht im Betrieb eingestellten Betriebsarztes nicht als Einsatzzeit angerechnet werden.

Mit einer Übertragung der Aufgaben nach § 6 Arbeitssicherheitsgesetz in Verbindung mit dieser Unfallverhütungsvorschrift an einen überbetrieblichen arbeitsmedizinischen Dienst erfüllt der Unternehmer seine gesetzliche Verpflichtung, wenn dieser überbetriebliche Dienst mindestens die Forderungen erfüllt, die ein Betriebsarzt aufgrund des Arbeitssicherheitsgesetzes zu erfüllen hätte.

2. Den berechneten Einsatzzeiten liegen die Gefährdungspotentiale sowie die Organisations- und Arbeitnehmerstruktur typischer Gewerbezweige bei Beachtung der Arbeitsschutz- und Unfallverhütungsvorschriften zugrunde. Diese Einsatzzeiten werden benötigt, wenn an den Arbeitsplätzen die Unfallverhütungsvorschriften und sonstigen Vorschriften zum Arbeitsschutz eingehalten sind. Entsprechend ist der Unternehmer verpflichtet, dem Betriebsarzt darüber hinausgehende Einsatzzeiten zur Verfügung zu stellen, wenn besondere Umstände dies erfordern (z.B. Störfall, Reparaturfall).

Zu den Aufgaben des Betriebsarztes zählen Betriebsbegehungen, Beratungen des Unternehmers und der sonst für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz verantwortlichen Personen im Betrieb sowie arbeitsmedizinische Untersuchungen, um die Versicherten zu beraten und ihren Gesundheitszustand zu beurteilen. Durch Erfassung und Auswertung der Untersuchungsergebnisse sollen Ursachen von arbeitsbedingten Erkrankungen untersucht werden und dem Arbeitgeber Maßnahmen zur Verhütung dieser Erkrankungen vorgeschlagen werden.

3. Unter "Betrieb" ist eine räumlich und technisch abgegrenzte, nach Aufgabenbereich und Organisation eigenständige, wenn auch nicht vollständig selbständige Unternehmenseinheit zu verstehen.

Entsprechend der Regelung des § 4 Betriebsverfassungsgesetz gelten Betriebsteile als selbständige Betriebe bei Anwendung der Tabelle, wenn sie

  1. räumlich weit entfernt vom Hauptbetrieb oder
  2. durch Aufgabenbereich und Organisation eigenständig sind.

§ 3 Fachkunde

(1) Der Unternehmer darf als Betriebsärzte nur Ärzte bestellen, die über die erforderliche arbeitsmedizinische Fachkunde verfügen.

(2) Der Unternehmer kann die erforderliche Fachkunde als gegeben ansehen bei Ärzten, die nachweisen, daß sie berechtigt sind,

  1. die Gebietsbezeichnung "Arbeitsmedizin" oder
  2. die Zusatzbezeichnung "Betriebsmedizin" zu führen.

(3) Der Unternehmer kann die erforderliche Fachkunde ferner als gegeben ansehen bei Ärzten während ihrer Weiterbildung zum Erwerb der Zusatzbezeichnung "Betriebsmedizin" in der hierfür erforderlichen mindestens zweijährigen durchgehenden regelmäßigen Tätigkeit, wenn sie durch eine von der zuständigen Ärztekammer erteilte Bescheinigung nachweisen, daß sie bereits

  1. eine in der Weiterbildungsverordnung vorgeschriebene klinische oder poliklinische Tätigkeit und
  2. mindestens ein Drittel des dreimonatigen theoretischen Kurses über Arbeitsmedizin

absolviert haben. Dies gilt nur, wenn gewährleistet ist, daß der theoretische Kurs nach Nummer 2 innerhalb von 2 Jahren nach der Bestellung beendet wird. Den Nachweis hat der Betriebsarzt dem Unternehmer gegenüber zu erbringen.

(4) Der Unternehmer kann abweichend von den Absätzen 2 und 3 davon ausgehen, daß Ärzte über die erforderliche Fachkunde verfügen, wenn sie

  1. eine Bescheinigung der zuständigen Ärztekammer darüber besitzen, daß sie vor dem 1. Januar 1985 ein Jahr klinisch oder poliklinisch tätig gewesen sind und an einem arbeitsmedizinischen Einführungslehrgang teilgenommen haben und
    1. bis zum 31. Dezember 1985 mindestens 500 Stunden innerhalb eines Jahres betriebsärztlich tätig waren oder
    2. bis zum 31. Dezember 1987 einen dreimonatigen Kurs über Arbeitsmedizin absolviert haben

und über die Voraussetzungen nach Nummer 2 Buchstabe a) oder b) eine von der zuständigen Ärztekammer erteilte Bescheinigung beibringen.

Die von der zuständigen Ärztekammer erteilte Bescheinigung muß spätestens bis zum 31.12.1996 erteilt sein.

§ 4 Fortbildung

(1) Der Unternehmer hat dem Betriebsarzt die Teilnahme an Fortbildungsmaßnahmen zu ermöglichen.

(2) Der Unternehmer hat sicherzustellen, daß der von ihm bestellte Betriebsarzt für seinen Betrieb maßgebende branchenbezogene Fortbildungsmaßnahmen der Berufsgenossenschaft absolviert.

§ 5 Bericht

Der Unternehmer hat den von ihm nach § 2 bestellten Betriebsarzt zu verpflichten, über die Erfüllung der übertragenen Aufgaben regelmäßig einen Bericht zu erstatten.

DA zu § 5:

Die Berichtspflicht besteht für jeden bestellten Betriebsarzt oder für den bestellten überbetrieblichen arbeitsmedizinischen Dienst. Hauptamtlich tätige Betriebsärzte sollten mindestens einmal im Jahr die Ergebnisse ihres Einsatzes im Betrieb in einem Bericht zusammenfassen; für nebenamtlich tätige Betriebsärzte oder für überbetriebliche arbeitsmedizinische Dienste richtet sich die Berichtsabgabe nach der Häufigkeit mit der sie für den Betrieb im Einsatz sind, d.h., erfolgt der Einsatz in Abständen von mehr als einem Jahr so ist mindestens nach jeder Betriebsbegehung ein Bericht zu erstatten.

Eine Abschrift des Berichtes muß an die Betriebsvertretung weitergeleitet werden.

§ 6 Übergangs- und Ausführungsbestimmungen

Für Unternehmer, die bisher von der Bestellung oder Verpflichtung eines Betriebsarztes absehen konnten, gilt eine Übergangsfrist von 3 Jahren.

DA zu § 6:

Mit Ablauf der Übergangszeit muß jeder Unternehmer einen Betriebsarzt schriftlich bestellt oder verpflichtet haben.

§ 7 Inkrafttreten

Diese Unfallverhütungsvorschrift tritt am 1. April 1997 in Kraft. Gleichzeitig tritt die ) Unfallverhütungsvorschrift "Betriebsärzte" (VBG 123) vom 1. Dezember 1974 in der Fassung vom 01.04.1989 außer Kraft.

Anlage zu § 2 Absatz 1

Bei der Ermittlung des im folgenden beschriebenen Gefährdungspotentials und der sich daraus ergebenden Basiseinsatzzeit wurden die Belastungen "Gefahrstoffe" und "Schichtarbeit" ausgeklammert. Die Gesamteinsatzzeit je Arbeitnehmer wird durch Addition der Basiseinsatzzeit und der am jeweiligen Arbeitsplatz zutreffenden Zuschlagfaktoren für "Gefahrstoffe" und "Schichtarbeit" ermittelt. Teilzeitbeschäftigte Austräger von Zeitungen, Zeitschriften, Prospekten, Werbematerialien o. ä. können in Vollzeitbeschäftigte umgerechnet werden.

Gefährdungspotential (ohne Belastungen durch "Gefahrstoffe" und "Schichtarbeit") Bei einer Zahl der jahresdurchschnittlich im Betrieb oder in Betriebsteilen beschäftigten Arbeitnehmer Basiseinsatzzeit der
Betriebsärzte (Stunden!
Jahr je im Jahresdurchschnitt beschäftigtem
Arbeitnehmer)
Gruppe 1 niedriges Gefährdungspotential 1 und mehr 0,3
Gruppe 2 mittleres Gefährdungspotential 1 und mehr 0,5
Gruppe 3 hohes Gefährdungspotential 1 und mehr 0,7
Gruppe 4 sehr hohes Gefährdungspotential 1 und mehr 0,9

Gruppe 1: niedriges Gefährdungspotential

Einzelhandel und Herstellung von Fotokopien

Gruppe 2: mittleres Gefährdungspotential

Gruppe 3: hohes Gefährdungspotential

Gruppe 4: sehr hohes Gefährdungspotential

Definition der Zuschlagfaktoren

Gefahrstoffe Zuschlag
keine Einwirkung von Gefahrstoffen 0,0 Stunden / Jahr je Arbeitnehmer
Einwirkung von Gefahrstoffen mit möglicher chronischer Gefährdung (z.B. allergene Wirkung) jedoch ohne akute toxische Gefahr 0,1 Stunden / Jahr je Arbeitnehmer
Einwirkung von Gefahrstoffen, bei denen mit akuten oder chronischen gesundheitlichen Gefährdungen gerechnet werden muß 0,2 Stunden / Jahr je Arbeitnehmer
Einwirkung von krebserzeugenden Gefahrstoffen und Gefahrstoffen, bei denen die Auslöseschwelle von Grenzwerten (MAK, BAT) überschritten ist sowie Einwirkung von Gefahrstoffen mit vorgeschriebenen Vorsorgeuntersuchungen 0,3 Stunden / Jahr je Arbeitnehmer
Schichtarbeit Zuschlag
Normalschicht 0,0 Stunden / Jahr je Arbeitnehmer
Wechselschicht (Zwei-Schicht) 0,1 Stunden / Jahr je Arbeitnehmer
Wechselschicht (Drei-Schicht), nur Nachtschicht, sowie vollkontinuierliche Schicht 0,2 Stunden / Jahr je Arbeitnehmer

Berechnungsbeispiel

Ermittlung der Einsatzzeit eines Betriebsarztes für 25 Beschäftigte im Bereich "Druckformherstellung - Tiefdruck" mit "Einwirkung von Gefahrstoffen, bei denen mit akuten oder chronischen gesundheitlichen Gefährdungen gerechnet werden muß" im "Wechselschichtbetrieb (Zwei-Schicht)"

Basiseinsatzzeit (Gruppe 1) 0,3 Stunden / Jahr je Arbeitnehmer
Zuschlag für Gefahrstoffe 0,2 Stunden / Jahr je Arbeitnehmer
Zuschlag für Schichtarbeit 0,1 Stunden / Jahr je Arbeitnehmer
Summe je im Jahresdurchschnitt beschäftigtem Arbeitnehmer 0,6 Stunden / Jahr je Arbeitnehmer
Gesamteinsatzzeit im Bereich Druckformherstellung 25 x 0,6 h/a = 15 Stunden Einsatzzeit pro Jahr

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(Stand: 16.06.2018)

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