umwelt-online: LAGa Elektro-Altgeräte-RL (3)
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2.4.4 Entsorgungsoptionen

  1. Einsatz in der Bildröhrenproduktion
    In der Schirmglasproduktion können nach Ansicht der Bildröhrenhersteller aufgrund der hohen chemisch-physikalischen Anforderungen an Schirmglas keine Altglasscherben eingesetzt werden.
    Bei der Herstellung von Konusglas ist dagegen der Einsatz von aufbereitetem Alt-Konusglas sowie im beschränkten Maße auch von Mischglas möglich. Dies stellt allerdings hohe Anforderungen an die Aufbereitungsqualität der Altglasscherben. Nur wenige Aufbereitungsanlagen sind, geeignet, die Produktforderungen an das Altglas sicherzustellen. Die Bildröhrenglashersteller wollen künftig größere Mengen an Altglas einsetzen.
     
  2. Einsatz in der NE-Metallurgie
    In der NE-Metallurgie kann grundsätzlich Bildschirmglas aufgrund seines Gehaltes an Siliziumdioxid als schlackebildendes Material (Ersatz von Sand) eingesetzt werden. Die mögliche Einsatzmenge ist jedoch durch verfahrenstechnische und produktbezogene Anforderungen begrenzt. In den Bleihütten der Bundesrepublik Deutschland wird eine Verarbeitungskapazität für Konusglas von max. 1000 t/a geschätzt.
    Im Bereich der deutschen Sekundärkupferhütten (Elektroofen) ist derzeit eine Verwertungskapazität von maximal 5000 t/a vorhanden. Die aufwendige Trennung von Konus- und Schirmglas ist hierfür nicht zwingend erforderlich, so dass die belüfteten Bildröhren als Ganzes eingesetzt werden können.
     
  3. Einsatz in der Behälterglasindustrie
    Bildröhrenglas sowie Bleikristallglas ist in der Vergangenheit in der Behälterglasindustrie zum Teil gezielt eingesetzt worden. Darüber hinaus gelangte Blei über Reste von Bleikapseln in den Altglasscherbenkreislauf. Dies hat europaweit zu einer Anreicherung von Blei im Behälterglas geführt.
    In der EU-Verpackungsrichtlinie ist in Artikel 11 eine zeitlich gestufte Begrenzung der Gehalte an bestimmten Schwermetallen (Summe: Cadmium, Chrom, Quecksilber, Blei) für Verpackungen festgelegt worden. Die sichere Einhaltung des derzeit gültigen Grenzwertes von 250 ppm bereitet u. a. in Deutschland Probleme. Die Behälterglasindustrie hat eine Freistellung von dem ab 30. Juni 2001 geltenden Grenzwert von 100 ppm beantragt.
    Vor diesem Hintergrund muss jede weitere zusätzliche Belastung des Behälterglas-Wertstoffkreislaufes durch Schwermetalle (u. a. aus Bildröhrenglas) vermieden werden. Die deutsche Behälterglasindustrie lehnt den weiteren Einsatz von Bildschirmglas strikt ab und prüft verstärkt den Bleigehalt von Altglasscherben, um auch das ungewollte Einschleusen von u. a. Bildröhrenglasscherben in den Behälterglas-Wertstoffkreislauf zu unterbinden.
     
  4. Einsatz in der Flachglasindustrie
    Die Flachglasindustrie, die ebenfalls häufig als Verwerter für Bildröhrenglas genannt wird, setzt nach eigenen Angaben kein Bildröhrenglas ein und schließt auch zukünftig die Verwertung z.B. von Schirmglas aus.
    Die im Bildröhrenglas enthaltenen Komponenten Blei, Barium und Strontium bereiten produktionstechnische Probleme. Ferner gibt es rechtliche Bestrebungen in der EU und in den USA, die Verwendung von Schwermetallen im Bereich des Automobilsektors zu minimieren.
     
  5. Einsatz in der Mineralfaserindustrie
    Der Einsatz von Bildröhrenglas in der Mineralfaserproduktion (Glas-, Steinwolle) wird von der Mineralfaserindustrie wegen des hohen Bleigehaltes ausgeschlossen. Sollte dennoch Bildröhrenglas in der Mineralfaserproduktion eingesetzt werden (vermischtes Konus- und Schirmglas oder nur Konusglas), so ist dies als Beseitigung im Hauptzweck einzustufen. Derzeit erprobt die Mineralfaserindustrie den Einsatz von reinem Schirmglas.
     
  6. Einsatz in der Textilglasfaserproduktion
    Nach Untersuchungen der Technischen Universität Ilmenau eignet sich Bildröhrenglas zur Herstellung strahlenabsorbierender Textilgewebe.
    Es ist geplant, die technischen Möglichkeiten in Zusammenarbeit mit einem Altglasaufbereiter und einem Glasfaserhersteller zu untersuchen.
     
  7. Einsatz in der keramischen Industrie
    "Keramische Werkstoffe" sind eine Sammelbezeichnung für mehr oder weniger schwer schmelzbare aus tonmineralischen Rohstoffen hergestellte technische Erzeugnisse. Ein Unternehmen in den Niederlanden verwendet Mischglas zur Herstellung von Kacheln und ersetzt damit das als Flussmittel eingesetzte Feldspat. Ein deutsches Unternehmen setzt Schleifschlämme aus der Bildröhrenglas- und Bleiglasproduktion zur Herstellung von Ziegelsteinen ein.

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(Stand: 16.06.2018)

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