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31. TRK-Wert für Dimethylsulfamoylchlorid

(BArbBl. 6/92 S. 58)


0,1 mg/m3(0,02 ml/m3)

Dimethylsulfamoylchlorid ist im Verzeichnis der krebserzeugenden Gefahrstoffe bei Massengehalt³ 1 % in Gruppe III (gefährdend) eingeordnet.

Arbeitsmedizinische Erfahrungen

Arbeitsmedizinische Erfahrungen sind bislang nicht publiziert worden.

Toxikologische Erfahrungen

3 Gruppen von je 25 männlichen und 25 weiblichen SpragueDawley-Ratten wurden einmal wöchentlich mit 100 mg/kg bzw. 10 mg/kg subkutan behandelt (Injektion unter die Haut) bzw. einmal wöchentlich mit 1 mg/kg intratracheal (in die Luftröhre). Da Dimethylsulfamoylchlorid in Wasser wenig beständig ist, wurde es in Erdnußöl appliziert. Entsprechend wurden je 25 männliche und 25 weibliche Ratten nur mit Erdnußöl subkutan bzw. intratracheal behandelt. Die subkutane Dosis von 100 mg/ kg/Woche hatte sich wegen der lokalen Reizwirkung als die maximal applizierbare erwiesen. Die intratracheale Dosis von 1 mg/kg/Woche liegt auch im Bereich der maximal verträglichen, zumindest aber nahe dieser, da die LD50nach einmaliger intratrachealer Applikation mit 13 mg Dimethylsulfamoylchlorid/kg Körpergewicht bestimmt wurde. Die subkutanen Injektionen wurden bis zur 40. Versuchswoche durchgeführt: zu dem Zeitpunkt waren die ersten substanzbedingten Tumoren an der Injektionsstelle nachweisbar. Die intratrachealen Instillationen erfolgten bis zur 102. Versuchswoche. Nach Ende der Behandlung wurden die Tiere bis zu ihrem natürlichen Tod beobachtet. Hinsichtlich der Körpergewichte ergab sich in den Versuchsgruppen kein Unterschied zu der jeweiligen Kontrollgruppe. Die Überlebenszeiten waren bei der intratracheal behandelten Versuchsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe nicht verkürzt. Die Überlebenszeiten der subkutan mit Dimethylsulfamoylchlorid behandelten Ratten waren aber sowohl bei den männlichen als auch bei den weiblichen Tieren gegenüber der Kontrollgruppe signifikant und dosisabhängig verkürzt. Die Verkürzung der Überlebenszeiten war auf das Auftreten bösartiger Geschwülste an der Injektionsstelle (s.c. Fibrosarkome) zurückzuführen. Solche Tumore entwickelten sich unter den jeweils 25 männlichen und 25 weiblichen Ratten in folgenden Häufigkeiten: (1 Tumor pro Tier:)

5 (4 männlich + 1 weiblich) in der Öl-Kontrolle
Mediane Überlebenszeiten: 876 Tg. (männlich) bzw.
764 Tg. (weiblich)
33 (22 männlich + 11 weiblich) in der 10 mg/kg/Woche-Gruppe
Mediane Überlebenszeiten: 659 Tg. (männlich) bzw.
694 Tg. (weiblich)
39 (22 männlich + 17 weiblich) in der 100 mg/kg/Woche-Gruppe
Mediane Überlebenszeiten: 520 Tg. (männlich) bzw.
627 Tg. (weiblich)

Die Anzahl und Verteilung der übrigen bösartigen und die der gutartigen Tumoren zeigte bei den subkutan behandelten Ratten keinen Einfluß des Dimethylsulfamoylchlorids. Außer der lokalkanzerogenen Wirkung ergab sich nach subkutaner Applikation kein Hinweis auf andere toxische Effekte des Dimethylsulfamoylchlorid. Nach intratrachealer Applikation von Dimethylsulfamoylchlorid (1 mg/kg/Woche) war das Auftreten von 3 Gehirntumoren (Astrozytome) auffällig. Sie entwickelten sich bei einer männlichen und bei zwei weiblichen Ratten.

Dimethylsulfamoylchlorid ist bisher nur orientierend mittels subkutaner bzw. intratrachealer Applikation an der Ratte auf krebserzeugende Wirkung geprüft worden. Unter Berücksichtigung der hohen Empfindlichkeit beider Methoden ist aufgrund der vorliegenden Ergebnisse zu folgern, daß Dimethylsulfamoylchlorid eine vornehmlich lokal-krebserzeugende Wirkung aufweist, die nicht sehr stark ausgeprägt ist.

Für eine Dosis von 1 mg/kg u. Woche ließ sich somit an der Ratte nach Aufnahme über den Atemtrakt eine kanzerogene Wirkung nicht eindeutig nachweisen. Bei einem TRK-Wert von 0,1 mg/m3 würde eine Dosis von ca. 0,07 mg/kg Körpergewicht u. Woche aufgenommen werden [1].

Analytik

Zur Messung von Dimethylsulfamoylchlorid (DMSC) in der Luft in den Arbeitsbereichen steht ein anerkanntes Meßverfahren (ZH 1/120.43) zur Verfügung.

Die Probenahme mit Pumpe erfolgt durch Adsorption an Tenax TA. Nach der Desorption wird die analytische Bestimmung gaschromatographisch durchgeführt. Die Desorption erfolgt mit Toluol, das Hexachlorethan als internen Standard enthält. Die Bestimmungsgrenze beträgt 0,03 mg/m3an Dimethylsulfamoylchlorid bei 15 1 Probeluft und einem Volumenstrom von ca. 2 l/h.

Herstellung und Verwendung

Dimethylsulfamoylchlorid wird in einer geschlossenen Anlage kontinuierlich aus Dimethylamin und Sulfurylchlorid hergestellt (Menge: ca. 600 t/Jahr). Als weiteres Reaktionsprodukt entsteht Chlorwasserstoff, der in der Siedehitze ausgetrieben wird. DMSC wird in derselben Anlage zu Vorprodukten für Pflanzenschutzmittel weiterverarbeitet. Ein Teil (ca. 40 t) wird aus einem Pufferbehälter in Gebinde zum Versand abgefüllt und ebenfalls zu Vorprodukten für Pflanzenschutzmittel verarbeitet.

Ergebnisse von Arbeitsbereichsmessungen

Aus Arbeitsbereichen liegen 12 personenbezogene Schichtmittelwerte vor. 9 Meßergebnisse stammen aus dem Arbeitsbereich der Herstellung, 3 Meßergebnisse aus dem Arbeitsbereich der Abfüllung. Bei der Abfüllung tragen die Arbeitnehmer persönliche Schutzausrüstung (Atemschutz, Schutzanzug).

Alle Meßergebnisse lagen unter der Bestimmungsgrenze von 0,03 mg/m3.

Literatur

[1] Henschler, D.: Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe: Toxikologisch-arbeitsmedizinische Begründungen von MAK-Werten: Arbeitsstoff-Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Verlag Chemie, D-6940 Weinheim

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