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Regelwerk, Strahlenschutz

Therapeutische Verfahren in der Nuklearmedizin
Empfehlung der Strahlenschutzkommission mit wissenschaftlicher Begründung

Verabschiedet in der 321. Sitzung der Strahlenschutzkommission am 22./23. September 2022
(BAnz. AT 13.06.2023 B6)



Vorwort

Nicht nur in der bildgebenden Diagnostik, sondern auch in der therapeutischen Anwendung von radioaktiven Stoffen ist im medizinischen Fachgebiet der Nuklearmedizin eine starke Entwicklung zu beobachten. Es stehen neben der Radioiodtherapie der Schilddrüsenerkrankungen heute auch viele andere neuartige Optionen, z.B. zur Behandlung onkologischer Erkrankungen, zur Verfügung. Dies umfasst auch Verfahren, die dezentral in den behandelnden Kliniken durch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte im Rahmen der sogenannten erlaubnisfreien Herstellung unter der direkten fachlichen Verantwortung der therapierenden Ärztinnen und Ärzte produziert und angewendet werden. Die Eignung von Patientinnen und Patienten für diese Therapien wird oftmals individuell über einen bildgebenden Test unter Verwendung einer identischen oder sehr ähnlichen Trägersubstanz mit diagnostischer Radiomarkierung überprüft (sogenannte Thera(g)nostik). Konzeptionell kann man bei diesen Verfahren eher von einer hochselektiven, lokal zielgerichteten internen Strahlenbehandlung als von einer pharmakologischen Therapie sprechen. Für einige dieser Therapien ist gerade bei schwerwiegenden Tumorerkrankungen Wirksamkeit auch dann dokumentiert, wenn andere therapeutische Optionen nicht mehr greifen.

Um einen Überblick über aktuell in der Nuklearmedizin gängige therapeutische Verfahren, deren Art der Durchführung und über die erforderlichen zugehörigen Voraussetzungen und klinischen Standards zu gewinnen, hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) die Strahlenschutzkommission (SSK) am 5. Februar 2019 um Erarbeitung einer Zusammenstellung aktuell gängiger Weise in der Nuklearmedizin therapeutisch angewendeter radioaktiver Stoffe gebeten. Die Arbeitsgruppe hat eine Übersicht derzeit genutzter Therapien erstellt und in tabellarischer Form alle für den Strahlenschutz relevanten Aspekte, wie z.B. gegebenenfalls auftretende Begleitnuklide und typische Bereiche der individuell zu applizierenden Aktivität, aufgelistet.

An der Erarbeitung der resultierenden Empfehlung haben folgende Mitglieder der Arbeitsgruppe "Nuklide in der Nukleartheraphie" des Ausschusses "Strahlenschutz in der Medizin" mitgewirkt:

Unterstützt wurde die Arbeitsgruppe durch Frau Dr. Christine Klingele (als Vertretung des Bundesamts für Strahlenschutz).


Prof. Dr. Alexander Drzezga
Vorsitzender der Arbeitsgruppe
"Nuklide in der Nukleartherapie"
Prof. Dr. Günter Layer
Vorsitzender des Ausschusses
"Strahlenschutz in der Medizin"
Prof. Dr. Werner Rühm
Vorsitzender der Strahlenschutzkommission

1 Einleitung

Nuklearmedizin umfasst die medizinische Anwendung offener radioaktiver Stoffe zur Diagnostik und Therapie. Die in jüngster Zeit schnell angewachsene Anzahl nuklearmedizinischer Therapieoptionen bei gleichzeitig wachsendem klinischem Bedarf definiert die Notwendigkeit einer systematischen Erfassung und Betrachtung der strahlenschutzrelevanten Fragestellungen für diese Verfahren.

Das mit großem Abstand dominierende Radiopharmakon für therapeutische Anwendungen in der Nuklearmedizin ist seit langer Zeit das Iod-131. Dieses Radionuklid wird in der Behandlung gut- und bösartiger Schilddrüsenerkrankungen verwendet. Bei der Therapie mit Iod-131 kommt das Radionuklid in Reinform zur Anwendung, d. h. ohne eine spezifische, an das Radionuklid gekoppelte Trägersubstanz, da der Effekt der spezifischen Iodidaufnahme in Schilddrüsengewebe genutzt werden kann. In den letzten Jahren hat das Feld der therapeutischen Anwendungen in der Nuklearmedizin eine sprunghafte Entwicklung erlebt und zahlreiche neue Therapieformen haben sich etabliert, teils basierend auf der Applikation isolierter Radionuklide, teils einem Konzept folgend, nach welchem bestimmte Trägerstoffe die therapeutisch wirksamen Radionuklide gezielt an den Wirkungsort tragen. Neben Therapien, bei denen die emittierte Betastrahlung für den Therapieeffekt dominierend ist, kommen mittlerweile auch Alpha-Emitter zum Einsatz.

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