umwelt-online: Leitfaden zur Information der Öffentlichkeit in kerntechnischen Notfällen Empfehlung der Strahlenschutzkommission (2)

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7 Direkte Ansprache der Bevölkerung

7.1 Übersicht

Neben der Information der Öffentlichkeit über die Medien, besteht für die zuständigen Behörden die Möglichkeit, sich unabhängig von Dritten direkt an die Bürger zu wenden. Dazu stehen die in der Tabelle 7-1 mit ihren Vor- und Nachteilen aufgeführten Möglichkeiten zur Verfügung.

Tabelle 7-1 : Mittel und Wege zur direkten Ansprache der Bevölkerung

Art Zweck Vorteile Nachteile Empfehlungen
Sirenen (stationär und mobil) Warnung
(im Sinne einer "Weckfunktion")
In Gebieten, in denen Sirenen verfügbar sind, ist eine sehr schnelle Warnung der Bevölkerung möglich. Eine Informationsweitergabe über Sirenen ist über die Warnfunktion hinaus nicht möglich. Sirenen werden nur zur Warnung und zur Entwarnung eingesetzt (siehe Abschnitt 7.2.1).
Lautsprecherwagen Verbreitung von kurzen amtlichen Mitteilungen Eine gezielte Warnung und Information insbesondere über notwendige Schutzmaßnahmen für betroffene Menschen ist möglich. Nur in einem begrenzten Gebiet sinnvoll einsetzbar. Sehr hoher Aufwand, wenn viele Menschen erreicht werden müssen. Eine Gefährdung der Einsatzkräfte ist möglich. Lautsprecherwagen sollten nur für gezielte Informationen an einen begrenzten Personenkreis im unmittelbaren Nahbereich der Anlage eingesetzt werden, z.B. zur Unterstützung einer schnellen Evakuierung (siehe Abschnitt 7.2.2).
Internet (Web Sites) Verbreitung von amtlichen Mitteilungen, Presseerklärungen etc. und Bereitstellen von Hintergrundinformationen Über das Internet können praktisch für jeden Bedarf Informationen bereit-gestellt werden. Der Aufwand lässt sich durch das Nutzen bestehen- der Hintergrundinformationen über Links gering halten. Personen, die über keinen Internetzugang verfügen, sind über dieses Medium nicht erreichbar. Die Vorbereitung und Pflege eines Internetauftritts ist mit nennenswertem Arbeitsaufwand verbunden. Der Internetauftritt sollte weitestgehend vorbereitet werden (siehe Abschnitt 6.2.6).
E-Mail (Newsletter) Verbreitung von amtlichen Mitteilungen, Presseerklärungen etc. und Bereitstellen von Hintergrundinformationen Über Newsletter via E-Mail können die Empfänger schnell über Änderungen der Lage informiert werden. Die Vorbereitung der Newsletter und die Pflege der Liste der "Teilnehmer" sind mit nennenswertem Arbeitsaufwand verbunden. Dieser Informationsweg sollte auf die unmittelbaren Anwohner einer kerntechnischen Anlage beschränkt bleiben (siehe Abschnitt 6.2.7).
Mobiltelefone (SMS) Verbreitung von kurzen amtlichen Mitteilungen Über SMS können die Empfänger schnell über Änderungen der Lage informiert werden. Die Vorbereitung der SMS ist mit nennenswertem Arbeitsaufwand verbunden. Bei Überlastung des Netzes erreichen die Informationen die Empfänger ggf. verspätet. Dieser Informationsweg sollte nicht genutzt werden (siehe Abschnitt 7.2.3).
Notfallstation (Kommunikationsstelle) Information der betroffenen Bevölkerung Siehe unter Abschnitt 8.3.3 Siehe unter Abschnitt 8.3.3 Siehe unter Abschnitt 8.3.3

7.2 Mittel und Wege zur direkten Ansprache der Bevölkerung

7.2.1 Sirenen

In der Umgebung der kerntechnischen Anlagen in Deutschland werden stationäre Sirenen zur Warnung der Bevölkerung durch ein Alarmsignal eingesetzt. Die besondere Bedeutung der Sirenen ergibt sich aus ihrer Weckfunktion. Über die Alarmsignale hinaus werden in der Regel keine weiteren Nachrichten über die Sirenen transportiert. Die Alarmierung über Sirenen hat sich bewährt.

Mit elektronischen Sirenen ("sprechende Sirenen") können zusätzlich zum Alarmsignal kurze Nachrichten ausgestrahlt werden. Darüber können ergänzende Informationen zur Warnung gegeben werden, z.B.: "Bitte schalten Sie Ihr Radio ein!" Da die Informationsweitergabe über elektronische Sirenen sehr beschränkt ist, sind diese zur weitergehenden Information der Bevölkerung jedoch nicht geeignet.

Zusätzlich zu den stationären Sirenen können mobile Sirenen eingesetzt werden, die auch eine Lautsprecherfunktion haben. Auch hier steht die "Weckfunktion" im Vordergrund, eine über die Warnung oder kurze ergänzende Hinweise hinausgehende Information der Öffentlichkeit ist über diesen Weg nicht möglich.

7.2.2 Lautsprecherwagen

Über Lautsprecherwagen können, wie auch von mobilen Sirenen, nur sehr kurze Informationen verbreitet werden, weitergehende Informationen können von der Bevölkerung nicht sicher verstanden werden. Lautsprecherwagen sollten daher nur zur Unterstützung der veranlassten Schutzmaßnahmen in einem begrenzten Bereich im von den Unfallauswirkungen betroffenen Gebiet eingesetzt werden.

7.2.3 Mobiltelefone (SMS)

Grundsätzlich können über das SMS-System sehr schnell kurze Nachrichten verbreitet werden. Da jedoch bei einer starken Belastung des Netzes nicht sichergestellt ist, dass die Nachrichten zeitgerecht bei den Empfängern ankommen, wird derzeit von der Benutzung des SMS zur Information der Bevölkerung abgeraten.

8 Methoden und Wege zur Kommunikation mit der Bevölkerung

8.1 Vorbemerkungen

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